"Seit 2011 stehen wir in der Rangliste der Vereine, die einen Kunstrasenplatz bekommen sollen, ganz oben. Und was ist gebaut worden? Nichts", beschwert sich Önder Altan, Erster Vorsitzender des Herner Bezirksligisten. Der Grund: Das Geld. Knapp 400.000 Euro soll ein neuer Kunstrasenplatz kosten. Zunächst sollte die Stadt Finanzier und Bauherr sein - dann folgte die Planänderung.
"Die Stadt spielt mit der Existenz der Vereine"
Neuer Vorschlag der Stadt: Die Vereine sollen der Bauherr werden - und über 100.000 Euro beisteuern. "Das kann kein Verein tragen", findet Altan. "Das, was die Stadt jetzt vorgeschlagen hat, ist eine Sauerei und für uns unmöglich." Doch bereits zwei Herner Vereine sollen sich für dieses neue Konzept angemeldet haben. Die Rangliste, auf der Firtinaspor nach wie vor auf Platz eins steht, ist dadurch unwichtig geworden. "Entweder haben diese Vereine starke Sponsoren - oder die sind lebensmüde", wundert sich Altan. Für ihn ist eindeutig: "Ein Amateurverein kann einen Kredit von 100.000 nicht stemmen. Die Stadt spielt mit der Existenz der Vereine."
Die für den Kunstrasenneubau notwendige Summe stand der Stadt Herne laut Altan "bereits fast vollständig" zur Verfügung. Die Stadt Herne hätte "nur 2014 noch ein bisschen Geld sammeln müssen, dann hätten wir im Sommer 2015 mit dem Bau anfangen können. Doch auf einmal heißt es: Die Gelder werden für andere Zwecke gebraucht." Für die anderen beiden Vereine nämlich. Firtinaspor fühlt sich stark benachteiligt und beschwert sich nun lautstark.
"Werden benachteiligt, weil wir ein Migrantenverein sind"
Für Altan liegt einer der Hauptgründe auf der Hand: "Vielleicht werden wir benachteiligt, weil wir ein Migrantenverein sind." Der Vorsitzende versteht diese Benachteiligung allerdings nicht: "Wir tun viel für die Integration. Von unseren ca. 150 Spielern sind 95 Prozent Migranten, mindestens. Wir holen die Kinder von der Straße weg, als einziger Verein in ganz Herne, der trotz Ascheplatz eine komplette Jugendabteilung hat, inklusive Mädchenmannschaft. Und trotzdem bekommen wir keine Unterstützung." Denn: "Als Migrantenverein haben wir natürlich keinen Einfluss auf die Politik. Wir haben keine Macht."
Doch Firtinaspor möchte nun auf die Benachteiligung aufmerksam machen: "Wir machen jetzt Aufruhr", kündigt Altan an. Eine Unterschriftenaktion sei "bereits gestartet." Desweiteren kündigt Altan an, "Aufmerksamkeit zu gewinnen. Wir werden verstärkt an die Presse gehen und zeigen, was zurzeit passiert." Sogar eine Demo mit den Jugendspielern sei in Planung.
Keine Einladung zur Hallenstadtmeisterschaft
Ebenfalls ärgerlich für Firtinaspor: Der Verein wurde nicht zu der Hallenmeisterschaft in diesem Winter eingeladen. Altan stellt zunächst klar: "Damit hat die Stadt nichts zu tun. Es ist eine inoffizielle, ausgerichtet vom SV Sodingen. Aber es ist mittlerweile eine Tradition geworden, dass die höchsten Herner Vereine mitspielen." In diesem Jahr blieb die Einladung allerdings aus. Auf Nachfrage bei Sodingen erhielt Altan auch die Begründung.
Es geht um einen Vorfall aus dem letzten Jahr: In der Halle wird mit fünf Spielern gespielt. Aufgrund von kurzfristigen Ausfällen hatte Firtinaspor im letzten Jahr insgesamt nur eben diese fünf Spieler zur Verfügung. Nach "viel herumtelefonieren" zudem beim zweiten Spiel zwei Auswechselspieler. Beim SV Sodingen hat man wohl das erste Spiel bemängelt: "Es hieß, dass wir die Veranstaltung wohl nicht ernst nehmen würden. Nur weil drei Spieler uns hängengelassen haben, wird jetzt ein Traditionsverein bestraft", ärgert sich Altan. Für ihn sei der Ausschluss zwar "lächerlich", aber: "Der Ausschluss hat die Spieler mehr getroffen als mich. Mir ist das Kunstrasenprojekt noch wichtiger." Auch Trainer Jörg Ritz ist "verwundert. Ich hatte mich auf das Turnier gefreut, ich bin sehr erstaunt, dass wir nicht eingeladen wurden."