Die Wochenenden zwischen Ende Dezember und Ende Januar sind fest für den „Budenzauber“ gebucht. Die größte Hallenstadtmeisterschaft steigt in Essen, wo gleich 77 Teams ab dem 28. Dezember im Einsatz sind. Doch auch in Dortmund (mit 24 Auflagen eines der traditionsreichsten Turniere im Revier), Duisburg, Gelsenkirchen oder Bochum werden die Spiele um die Stadtmeister-Krone zu wahren Massenveranstaltungen. Zehntausende Zuschauer begleiten jährlich die Turniere. Auf den Rängen entwickeln sich nicht selten stimmungsvolle „Fan-Duelle“, die im Amateurfußball sonst nicht gerade häufig sind. „Die Lokalderbys machen das Besondere und das Faszinierende aus“, sagt Günther Oberholz, Turnierorganisator in Essen.
Hallenfans des Dortmunder Landesligisten Mengede 08/20. (RS-Foto)
„Man freut sich schon lange vorher darauf. In der Halle möchte jeder dabei sein“, sagt der Dortmunder Bezirksliga-Spieler Sebastian Pagel von BW Huckarde. Ihn hält auch ein erst seit wenigen Monaten verheilter Kreuzbandriss nicht davon ab, mit seinem Team den mühsamen Weg in die Endrunde in der Halle Wellinghofen anzutreten. So wie er teilen viele Amateurkicker die Leidenschaft für den Kleinfeld-Fußball. Ohne taktische Fesseln und großen Laufaufwand spielt es sich eben etwas lockerer. Vor allem technisch starke und wendige Spieler werden da zu echten Hallenspezialisten. Und es gibt natürlich auch solche Hallenroutiniers wie den fast 40-jährigen Dortmunder „Schelle“ Richter, der sich im Vorjahr für die Stadtmeisterschaft extra reaktivieren ließ und auch in diesem Jahr mit dabei ist.
RevierSport ist bei den Hallenstadtmeisterschaften im Ruhrgebiet voll auf der Höhe. Die RS-Mitarbeiter berichten vor Ort von den Turnieren in Dortmund, Gelsenkirchen, Mülheim, Bochum, Essen, Duisburg, Bottrop, Herne, Hagen, Oberhausen, Castrop-Rauxel und Herten (Mitternachtscup). Täglich online und in der Zeitung.
Der größte Reiz des überdachten Kleinfeld-Vergleichs liegt aber wohl in der Aufhebung der sonst üblichen Favoritenrollen. Jahr für Jahr sorgen die unterklassigen Teams für Furore, während für die vermeintlichen Platzhirsche in der Halle schon früh Schluss ist. In Dortmund stand im Vorjahr Bezirksligist ÖSG Viktoria im Finale, in Bochum mit dem TuS Kaltehardt sogar ein Team aus der Kreisliga A. In Schwerte gönnte sich im vergangenen Jahr C-Ligist Holzpfosten 05 seinen speziellen Triumph über Verbandsligist VfL.
Finanziell kann eine Endrundenteilnahme in der Halle attraktiv sein. Die Preisgelder liegen im Revier zwischen 1000 und knapp 5000 Euro. Neben den Stadtmeisterschaften finden zudem zahlreiche weitere lokale Turniere statt, bei denen kleinere Preisgelder winken.
Der Profifußball hat sich aus der Halle in den vergangenen Jahren weitgehend verabschiedet. Zu große Verletzungsgefahr und der Termindruck im Winter waren die Argumente für die Absage an den beliebten Pausenfüller „DFB-Hallenmasters“. Nachdem es 2001 abgeschafft wurde, übernahmen vor allem kleinere Vereine die Organisation von eher regional geprägten Turnieren. Aus Ruhrgebietssicht steht am 5. Januar 2008 in Halle/Westfalen ein interessantes Event an. In der Gerry-Weber-Halle findet mit den Bundesligisten Borussia Dortmund, VfL Bochum und Arminia Bielefeld das erste Hallenturnier auf Naturrasen statt.
Fußball in der Halle ist mittlerweile viel mehr als nur ein Kick auf Parkettboden und Fünf-Meter-Tore. Mit den Soccerhallen entwickelte sich in ganz Deutschland die „Cageball“-Variante, die mit schnellem, fast pausenlosen Spiel auf engem Raum immer mehr Fußballer anlockt. Ebenfalls auf dem Vormarsch ist die „Futsal“, eine Spielform ohne Banden. Was im Ursprungsland Brasilien, in Italien oder Spanien schon längst ein Volkssport ist, entwickelt sich in Deutschland aber erst langsam. Genügend Zeit seine Fähigkeiten zu verbessern, bieten die nächsten Monate...