Es trifft Verbandsligisten ebenso wie die dritte Mannschaft eines Kreisliga-Klubs. Der Trainer bekommt keine elf Spieler zusammen, ein zahlungskräftiger Sponsor steigt aus oder ein Verein scheitert bei der Besetzung des Vorstands – es gibt viele Gründe für den Zusammenbruch.
„In den unteren Klassen liegt es meistens am Personalmangel“, sagt Gerd Eschenröder, Staffelleiter von drei Kreisligen im Kreis Gelsenkirchen. Je weiter es nach oben geht, desto bedeutender sind finanzielle Aspekte. Selbst der Profifußball sah schon Vereine, die mitten in der Saison plötzlich mit null Punkten am Tabellenende standen.
Vor der endgültigen Abmeldung steht viel Ärger. Zweimal darf ein Klub nicht antreten, beim dritten Mal ist die Saison beendet. Jedes Nicht-Antreten kostet ein schmerzhaftes Ordnungsgeld. Kreisligisten zahlen 100 Euro, Ober- und Regionalligisten 300 Euro. Gibt eine Mannschaft vollends auf, beginnt es sportlich fragwürdig zu werden. Der betreffende Klub steht als erster Absteiger fest. „Wenn dies vor den letzten fünf Spieltagen passiert, werden alle Spiele annulliert“, sagt Staffelleiter Eschenröder. Der komplette Terminplan gerät durcheinander, es gibt spielfreie Wochen. Kurz: Der Wettbewerb um Auf- und Abstieg verliert an Spannung und Qualität. Die Tabelle ist verzerrt.
Der Rückzug einer Mannschaft kommt in der Regel nicht überraschend. „Es kündigt sich in der Art und Weise an, wie ein Vorstand arbeitet“, sagt Eschenröder. Oft tauchen schon in der Vorbereitung Organisationsprobleme auf, Anfang Juni stehen nur wenige Spieler zur Verfügung. Das Miss-Management hat meist eine längere Geschichte.
Bei der ÖSG Viktoria Dortmund weiß man davon ein Lied zu singen. Nach wenigen Spieltagen meldete sich die erste Mannschaft aus der Bezirksliga 8 ab. Keine Kicker, kein Siebtliga-Fußball. „Wir haben die Reißleine gezogen und arbeiten gerade die Fehler vieler Jahre auf“, sagt der erste Vorsitzende Manfred Redemund. Die Suche nach einem Trainer und Akteuren für die neue erste Elf in der Kreisliga A läuft gerade an.
Dabei geht es vor allem darum, die finanzielle Fehl-Wirtschaft und mangelnde Mannschaftsführung der Vergangenheit nicht zu wiederholen. „Wir müssen nicht um jeden Preis wieder eine Mannschaft zusammenstellen“, betont Redemund. „Wir sind nicht bereit, die Summen zu zahlen, die teilweise aufgerufen werden.“ Immerhin bietet die bisherige Reserve der ÖSG als Aufstiegsaspirant in der Kreisliga B ein kleines Stück Zukunft für den Verein aus dem Dortmunder Osten.
Dies ist in dieser gerade zur Hälfte absolvierten Saison 07/08 beileibe kein Einzelfall. Gerade erst zerbrach der traditionsreiche STV Horst-Emscher am Finanzchaos. Dem „Emporkömmling“ BV Herne-Süd steht das Aus kurz bevor. Gerd Eschenröder verwaltete allein in seinem Gelsenkirchener Fußballkreis neben Horst-Emscher bereits die Rückzüge von TSB Gladbeck (erste und zweite Mannschaft), FC Horst 59 II und Preußen Gladbeck.
Immerhin: Viele Vereine schaffen es, durch Neuordnung wieder ein Vereinsleben auf die Beine zu stellen „Es ist eine Chance, jetzt eine andere Struktur aufzubauen“, meint Manfred Redemund. Sportlich steht den Klubs aber ein langer Weg bevor. Die SV Langendreer 04, als einstiger Verbandsligist tief gestürzt, lässt als eines von vielen Beispielen grüßen.
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