Eines der großen Schiedsrichter-Talente: Manuel Neuer, der Bruder von Bundesliga-Torhüter Manuel Neuer.
Die Anreize für den Schiedsrichterjob in den unteren Klassen sind zunächst gering. Das Wochenende als Arbeitszeit bei Wind und Wetter, eine Bezahlung die nicht der Rede wert ist (ein Bezirksliga-Schiri „verdient“ 18 Euro pro Spiel) und dann auch noch der oft rüde Umgangston. „Die müssen doch verrückt sein“, möchte man ausrufen. Und dennoch: Für viele ist die Aufgabe als Spielleiter eine reizvolle. In den deutschen Regionalverbänden sind rund 80 000 Pfeifenmänner und -frauen organisiert.
Werner Schütte, Vorsitzender des Schiedsrichterausschuss im Kreis Gelsenkirchen, betrachtet die Nachwuchssituation seiner Zunft zwiespältig. „Insgesamt fehlen uns Leute, für die unteren Klassen und Jugendspiele gibt es nicht genug Schiedsrichter. Dafür ist die Situation in den höheren Ligen sehr gut. Dort wird das Auswahlverfahren immer enger“, sagt Schütte.
Der erste Impuls für die Ausbildung von Schiedsrichtern liegt bei den Vereinen. Sie müssen ihrem Kreis regelmäßig Anwärter melden, deren Zahl sich nach der Anzahl der Mannschaften richtet. Ein „normaler“ Kreisligist mit einer Reserve sowie einer A- und B-Jugend kommt so auf ein „Soll“ von vier Schiedsrichteranwärtern. Ein Landesligist muss für die erste Mannschaft schon drei Nachwuchsschiris abstellen und kommt in so in der Summe auf sechs.
„Die Vereine schicken leider nicht immer die besten Leute“, sagt Schütte. Er betont aber zugleich, dass immer wieder auch Schiedsrichtertalente über Umwege den Weg in ihre Rolle finden. Für die Fußballklubs ist die Nachwuchssuche verpflichtend. Denn wird das Kontingent nicht erfüllt, rückt der Verein in die zweite Phase des so genannten Drei-Stufen-Plans vor. Dort sind zunächst vierteljährlich zu zahlende Strafen von 65 bis 75 Euro vorgesehen. Die dritte Stufe wäre der Zwangabstieg - eine Regelung, von der die Kreise allerdings so gut wie nie Gebrauch machen. So manch ein Verein musste aber dennoch schon empfindliche Strafen wie den Ausschluss von lukrativen Hallenturnieren hinnehmen.