1.963 Tage ist es am Dienstag her, dass Borussia Dortmund ein Pflichtspiel bestritten hat, bei dem nicht Jürgen Klopp an der Seitenlinie stand, um das Team zu coachen. Ausgerechnet im so wichtigen Champions-League-Spiel gegen Olympique Marseille wird der 46-Jährige nun wegen seiner Ein-Spiel-Sperre nach dem Ausraster in Neapel fehlen. Wie gut, dass ihn ein Mann ersetzt, den Nuri Sahin als „Zwillingsbruder“ von Klopp bezeichnet.
„Er denkt genau wie Jürgen Klopp“
Der Auftritt von Zeljko Buvac war wie immer. Der Dortmunder Co-Trainer nickte fast unmerklich zum Gruß und ging wortlos an allen Kameras und Mikorfonen in der Mixed Zone des Dortmunder Stadions vorbei. Normalerweise würde auch kein Journalist eine Frage an ihn haben, doch nach dem Spiel gegen den SC Freiburg gab es diese, schließlich wird der 52-Jährige den BVB am Dienstag zum ersten Mal als hauptverantwortlicher Trainer betreuen.
Zeljko Buvac, geboren am 13. September 1961 in Banja Luka (im heutigen Bosnien und Herzegowina), absolvierte für Rot-Weiß Erfurt und Mainz 05 insgesamt 112 Spiele in der 2. Bundesliga (20 Tore). Nachdem er drei Jahre lang den SC Neukirchen (Hessen) trainiert hatte, holte ihn Jürgen Klopp 2001 als Co-Trainer zu Mainz 05.
Gegen Olympique Marseille kommt es zwischen Klopp und Buvac gezwungenermaßen zum Rollentausch. Weil Klopp aufgrund seiner Sperre nicht mit der Mannschaft kommunizieren und den Innenraum des Stadions nicht betreten darf, muss Buvac am Rand des Spielfelds den Taktstock schwingen. Für die Dortmunder Mannschaft dürfte das kein größeres Problem darstellen, ist sich Michael Zorc sicher. Es sei zwar „immer ein Nachteil, wenn der Trainer unmittelbar um das Spiel herum nicht bei der Mannschaft sein kann“, erklärt der Sportdirektor, doch der Ersatz ist geradezu ideal: „Zeljko Buvac denkt Fußball genau wie Jürgen Klopp. Außerdem werden sie sich im Vorfeld gut absprechen.“
"Sein Wort ist Gesetz"
Auch innerhalb der Mannschaft gibt es keinerlei Bedenken, dass die ungewohnte Situation Auswirkungen auf die Leistung haben könnte. „Es ist ein Umstand, mit dem wir umgehen müssen“, sagt Nuri Sahin. „Auf dem Platz ist jeder so fokussiert, dass er keine Zeit hat, um nach draußen zu gucken.“ Und auch Marco Reus findet: „Das ist kein Problem.“
Zweifel an den Fähigkeiten des ehemaligen Mitspielers von Klopp hegt im schwarz-gelben Lager ohnehin niemand. Dafür ist Buvacs Autorität auch zu groß. Zwar gibt er sich in der Öffentlichkeit als großer Schweiger, der dem ganzen medialen Trubel fern bleiben möchte, doch in der Ansprache an die Mannschaft ist er klar und deutlich. „In der Kabine ist sein Wort Gesetz“, verrät Sahin. „Allen haben höllischen Respekt vor ihm.“
Die scherzhaften Mutmaßungen, Buvac könne gar nicht sprechen, widerlegen viele Trainingseinheiten, in denen er selbst erdachte Übungen erklärt. Derweil erzählt Neven Subotic, dass es eher ein schlechtes Zeichen ist, wenn Buvac spricht. „Er ist einer, der besonders dann laut wird, wenn er unzufrieden ist“, sagt der Innenverteidiger, der deswegen genau weiß, was das Ziel der Mannschaft am Dienstagabend sein wird: „Wir wollen vermeiden, dass er sauer auf uns wird.“ Der Schweiger soll also weiter schweigen. Für den BVB würde das wohl drei Punkte bedeuten.