RWE präsentierte sich hinten kompakt und vorne mit einem Sascha Mölders, der sich zu immer neuen Höhenflügen aufschwingt. Dabei kam es nicht selten vor, dass diese taktische Grundausrichtung allzu sehr auf die „Nummer neun“ ausgerichtet wirkte. Im Zweifelsfall drosch irgendjemand die Kugel nach vorn, in der guten Hoffnung, Mölders möge etwas Sinnvolles damit anzufangen wissen.
Da die Hausherren gleich mal völlig blass blieben, entwickelte sich ein recht farbloser Kick, der wenig Herzerwärmendes zu bieten hatte. Und fast schon wären beide Teams ohne nennenswerte Torgelegenheit in die Pause gegangen. Doch dann schnappte sich Bartosz Broniszewski das Leder und besaß tatsächlich die Traute, einen Freistoß aus gut und gerne 45 Metern einfach mal in Richtung Tor zu ziehen.
Mainz' Keeper Pierre Kleinehardt war genau so überrascht wie die 550 Zuschauer: Der Ball klatschte an die Latte und den Abpraller verwertete Mölders mit einem sehenswerten Seitfallzieher (43.). „Den wollte Broni so, schließlich ist er doch bei den Bayern ausgebildet worden“, flachste RWE-Trainer Uwe Erkenbrecher. Sein Kollege Ralf Aussem wusste sogar: „Er hat mir gesagt, dass er ihn tatsächlich so wollte, zwar nicht an die Latte, aber er hat gesehen, dass der Torwart ein wenig weit links und vorm Tor stand.“
Absicht oder nicht - nun war das Spiel bereits gelaufen. Weil Mainz das Offensivspiel bis auf wenige Einzelaktionen kategorisch verweigerte, nutzte RWE das Gebot der Stunde und tat ein wenig was für das Torverhältnis und Selbstvertrauen. Wieder war es Broniszewski, der einen Freistoß auf Wunderlich rauslegte. Dessen Flanke verwertete der erst nach in der Halbzeit eingewechselte Sebastian Stachnik cool mit der Hacke (57.). Als dann nach einem eklatanten Fehler im Spielaufbau der Hausherren Mölders auf Zuspiel von Wunderlich allein vorm Kasten auftauchte, brauchten die Mainzer Verteidiger gar nicht mehr einzugreifen (71.). Der dritte Doppelpack in Serie für den 24-Jährigen war komplett und die drei Punkte bereits per Express auf dem Weg nach Essen.
Auch wenn fußballerisch sicherlich noch deutlich Luft nach oben ist, hat sich RWE trotz angespannter personeller Situation achtbar präsentiert. Nicht weniger, aber eben auch nicht mehr. Daher räumte Erkenbrecher unumwunden ein: „Man kann ja zum Schluss nicht nur fürs Torverhältnis, sondern auch mal auf Blutblasen an den Füßen des Gegners spielen und ihn laufen lassen. Ich hätte mir gewünscht, dass wir das noch souveräner nach Hause gefahren hätten. Trotzdem war es ein gutes, erfolgreiches Spiel.“
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen.