An besagtem 19. April war Klopp Trainer des Zweitligisten FSV Mainz 05 – und TV-Experte des ZDF. Am Tag des Pokalfinales zwischen Borussia Dortmund und Bayern München kam das Gerücht auf, Klopp werde in der kommenden Saison Trainer des BVB. In der Vorberichterstattung des Spiels auf dieses Gerücht angesprochen, dementierte Klopp jeden Kontakt.
Der BVB verlor das Finale in der Verlängerung mit 1:2 und Klopp erklärte kurze Zeit später, auch in Zukunft Trainer von Mainz bleiben zu wollen – so denn der Aufstieg gelänge. Ansonsten wolle er seine Zelte am Bruchweg abbrechen. Und da die Gerüchte vom 19. April noch in den Köpfen der BVB-Fans herumschwirrten, gab es sicherlich nicht wenige Dortmunder, die am letzten Spieltag der zweiten Bundesliga 1899 Hoffenheim die Daumen drückten. Denn diese konnten mit einem Sieg den Aufstieg perfekt machen und taten es auch, mit einem 5:0-Erfolg über die SpVgg Greuther Fürth. Der Abschied von Klopp aus Mainz war besiegelt.
Leidenschaft, Laufbereitschaft, Kampf
Fünf Tage später stellte der BVB den damals 41-Jährigen als neuen Chefcoach vor. Die Fanszene war gespalten. Viele waren begeistert von der Verpflichtung eines sympathischen Trainers, der beim Underdog aus Mainz Großes geleistet hatte. Andere wiederum befürchteten, dieser Klopp sei nichts anderes als ein Motivator. Doch könnte er wirklich einen Verein wie den BVB führen, oder wäre das nicht doch eine Nummer zu groß für ihn?
Klopp ließ die Kritiker eindrucksvoll verstummen und schaffte es, dem BVB von Anfang an einen Spielstil einzuimpfen, der beim Dortmunder Publikum hervorragend ankam. Leidenschaft, Laufbereitschaft, Kampf. All das waren Dinge, die die Fans sehen wollten und die unter Klopps Vorgänger viel zu selten auf den Rasen gebracht wurden. Der neue Coach versprach „Vollgasveranstaltungen“ und die Zuschauer bekamen sie.
Der Trainer Klopp erwies sich als außergewöhnlich guter Coach, der nicht nur in Mainz, sondern auch in Dortmund – und wahrscheinlich auch überall sonst – Erfolg haben kann. Und das, obwohl er doch nur ein mittelmäßiger Spieler war: „Ich hatte das Talent für die Landesliga und den Kopf für die Bundesliga – herausgekommen ist die zweite Liga“, sagte er einmal über sich selbst. Als Trainer hatte er bisher immerhin das Talent für zwei Meisterschaften und einen DFB-Pokalsieg.
Mindestens elf Jahr beim BVB
Mit dem Beginn der Saison 2014/15 ist Jürgen Klopp zum BVB-Trainer mit der längsten Amtszeit geworden. Ottmar Hitzfeld, der die Borussia zwischen 1991 und 1997 betreute, war bisher mit sechs Jahren der Rekordhalter. Hitzfeld geht nun in Ruhestand und Klopp geht in seine siebte Saison in Dortmund. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Fans eines Tages sogar auf mindestens elf Jahre zurückblicken werden, die der gebürtige Stuttgarter beim BVB verbracht haben wird. Sein Vertrag läuft noch bis 2018 und Klopp hat stets betont, dass er Verträge schon immer eingehalten habe und auch weiterhin einhalten werde. Angebote aus England oder Spanien, die es in der Vergangenheit bereits gegeben hat, ehren den Coach deshalb zwar, doch führen sie nicht dazu, dass er seine Zelte in Dortmund abbrechen wird. Diese Voraussage kann man deshalb mit großer Sicherheit treffen, weil Klopp stets authentisch wirkte – sicherlich eine seiner größten Stärken.
Genug Schwächen hat Klopp in sechs Jahren Dortmund allerdings ebenfalls gezeigt. Sein Temperament zu zügeln, ist dem Vater zweier erwachsener Söhne bis heute nicht gelungen. Immer wieder wird er ausfallend gegenüber Schiedsrichtern und ihren Assistenten – und auch Medienvertreter bekommen von ihm regelmäßig verbale Ohrfeigen verpasst.
Doch zum authentisch sein, gehören eben auch Schwächen. Die Fans verzeihen Klopp seine gelegentlichen Ausraster gern. Mit seiner Leidenschaft für den Fußball passt er perfekt ins Ruhrgebiet. Borussia Dortmund und Jürgen Klopp, diese beiden werden unabhängig davon, wie lange die Amtszeit des Trainers noch dauert, untrennbar miteinander verbunden bleiben.