Wer die Regeln missachtet, der muss in einem vernünftigen Maß bestraft werden. Genau das hatte die UEFA im Fall von Jürgen Klopp eigentlich gefunden, um es dann doch plötzlich zu übertreiben.
Der Dortmunder Trainer hat sich einen Ausraster erlaubt, der ihm noch lange nachhängen wird, weil das mediale Gedächtnis nichts vergisst in einer Zeit, in der Super-Zeitlupen jede Gefühlsregung – auch die Wut – effekthascherisch verschlimmern und ständig abrufbar machen. Wie es dazu kam, welch hitzige Atmosphäre den Ausbruch befeuerte, das alles wird künftig einfach verschwiegen, wenn die Bilder gezeigt werden.
Dass Klopp der Makel des Wüterichs nun erst einmal europaweit anhaftet, ist Buße genug und zugleich der beste Schutz vor einem weiteren Aussetzer. Außerdem ist er sich der Verantwortung für den Verein Borussia Dortmund, auf den sein Verhalten abfärbt, bewusst. Der 46-Jährige weiß, dass er sich so etwas nicht mehr erlauben darf. Ein weiteres Spiel auf der Tribüne verstärkt diese Erkenntnis sicher nicht. Natürlich hatte Klopp in der Bundesliga schon Szenen, in denen er über das Ziel hinausgeschossen ist. In der Champions League hat sich der 46-Jährige bis zum Spiel in Neapel aber rein gar nichts zu Schulden kommen lassen.
Aus diesem Grund war die Ein-Spiel-Sperre genau richtig gewählt. Warum der UEFA nun eingefallen ist, Klopp doch lieber noch ein zweites Mal auf die Tribüne zu verbannen, bleibt wohl ihr Geheimnis. Der BVB sollte darum Einspruch gegen das Urteil einlegen. Zwar hat das Spiel gegen Marseille bewiesen, dass die Mannschaft auch mit Zeljko Buvac an der Linie eine starke Leistung abrufen kann. Eine Aufhebung der neuerlichen Sperre wäre aber die richtige Entscheidung, eine Aussetzung zur Bewährung das Mindeste.