Wenn Simon Terodde über Zweitligastürmer spricht, dann weiß er, wovon er redet - und auch, was ihm aktuell gefällt. Seine Nachfolger bei Schalke 04 lobt der Rekordtorschütze des deutschen Fußball-Unterhauses in den höchsten Tönen. „Großartig“ und „sensationell“ findet der 36-Jährige Moussa Sylla und Kenan Karaman, das einzige aktuelle Sturmduo im deutschen Profifußball mit jeweils zweistelliger Ausbeute.
24 Tore haben die beiden bislang für den Traditionsklub erzielt, 13 der Transfercoup Sylla, der im Sommer für 2,5 Millionen Euro aus der zweiten französischen Liga kam und schon bei anderen Vereinen Begehrlichkeiten weckt, und elf Kapitän Karaman. Das sind 69 Prozent aller Schalker Tore - und der Grund, warum Königsblau nicht mehr im Tabellenkeller steht. „Sie sind lebenswichtig für Schalke“, sagte Vereinslegende Klaus Fischer dem SID. „Sie sind eine riesige Bereicherung und passen großartig zusammen“, meinte Terodde in der Bild.
Der Rekordknipser, der Schalke 2022 mit 30 Toren zurück in die Bundesliga führte, hält Ähnliches auch diesmal noch für möglich - trotz des katastrophalen Saisonstarts: „Es wäre ein Wunder, aber wenn du zwei Stürmer hast, die in dem Bereich treffen, kann etwas nach oben gehen.“ 15 Spieltage vor Schluss liegen die Gelsenkirchener als Tabellen-13. acht Punkte hinter dem Relegationsplatz. Vor drei Jahren holten sie mit Terodde in den letzten neun Spielen sieben Zähler Rückstand auf.
Nach nur einer Niederlage in den vergangenen neun Partien könnte sich jetzt zeigen, ob das Aufstiegsrennen noch erreichbar ist. Am Samstag (20.30 Uhr/Sport1 und Sky) gegen den Tabellendritten 1. FC Magdeburg und eine Woche später beim Zweiten 1. FC Köln trifft Schalke auf zwei Topteams. „Dann sieht man, wo der Weg hingeht“, meint Fischer.
Dann ist wieder das ungleiche Duo gefragt: Sylla, der einzige Treffer von Kaderplaner Ben Manga beim großen Sommer-Umbruch, der manchmal kaum am Spiel teilnimmt, um es dann mit ein, zwei Aktionen zu entscheiden. Und Karaman, der sich auch mal den Ball aus der eigenen Hälfte holt, Angriffe einleitet - und häufig selbst abschließt. Und, wenn nötig, in der Kabine das Team mit einer emotionalen Rede einschwört.
Trainer Kees van Wonderen darf sich zugutehalten, dieses kongeniale Duo optimal einzusetzen - nach anfänglichem Experimentieren. Der 25-jährige Sylla war zunächst als Rechtsaußen eingeplant, der fünf Jahre älter Karaman als Mittelstürmer. Doch erst seit Sylla in die Spitze und Karaman auf die „Zehn“ dahinter rückten, läuft es (fast) perfekt: elf Punkte aus fünf Spielen mit zehn Toren des Duos.
Je 20 Treffer hatte sich van Wonderen in der Winterpause von beiden bis zum Saisonende gewünscht. Wenn es gelingen sollte, würden sie Schalker Vereinsgeschichte schreiben. 40 Liga-Tore schafften bisher nur Terodde gemeinsam mit Marius Bülter (2021/22) und Fischer (1971/72 mit Klaus Scheer und 1975/76 mit Erwin Kremers). Dann wäre auch der Vereinsrekord in Reichweite, den vor 13 Jahren Klaas-Jan Huntelaar (29) und Raul (15) aufstellten.