Schon nach dem Spiel zwischen Rot-Weiss Essen und Waldhof Mannheim, das RWE mit 1:0 gewann, kochten die Gemüter hoch. Und das alles auf Seiten der Kurpfälzer.
Trainer Bernhard Trares wollte RWE gar nicht zum Sieg gratulieren, verweigerte auch einen Handschlag mit seinem Ex-Spieler Tobias Kraulich. SVW-Sportchef Anthony Loviso lief in den Katakomben wutentbrannt hin und her und schrie: "Ich werde das alles dem DFB melden."
Was er meinte, waren allen voran zwei Szenen, die den Mannheimern nach eigener Aussage wohl Punkte gekostet haben. Die Kollegen des Portals "liga3-online" lassen nach jedem Spiel ihren Experten für Schiedsrichter-Entscheidungen noch einmal das Videomaterial von "Magenta Sport" auswerten.
Und, siehe da: Die Wut der Mannheimer kann durchaus nachvollzogen werden. Denn auch Ex-Bundesliga-Schiedsrichter Babak Rafati sah gleich drei Entscheidungen, in denen Mannheim benachteiligt wurde und in denen Referee Wolfgang Haslberger daneben lag.
Aber: Er sah Mannheim kurz vor der Pause (43. Minute) auch im Glück, denn nach seiner Ansicht hätte Mannheim hier Rot sehen müssen, was mehr als eine Hälfte in Unterzahl bedeutet hätte.
Aber der Reihe nach: Schon in der 25. Minute forderte Mannheim einen Elfmeter - ein Freistoß wäre aber die richtige Entscheidung gewesen. Rafati erklärt: "Bei dieser Flanke von Lukas Klünter bekommt Ahmet Arslan den Ball beim Abwehrversuch per Grätsche erst an den Fuß, und von da aus springt das Spielgerät an seinen Arm. Man könnte nunmehr meinen, dass das ein Abpraller vom eigenen Körper ist und somit kein strafbares Handspiel vorliegt. Allerdings ist zu beachten, dass Arslan vorher den Arm zu weit hochreißt, über den Kopf hält und dadurch die Körperfläche unnatürlich vergrößert. Somit wird bewusst in Kauf genommen, den Ball mit dem Arm zu blocken. Das ist regeltechnisch ein strafbares Handspiel, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, weiterspielen zu lassen und den fälligen Freistoß – das Handspiel erfolgte knapp außerhalb des Strafraumes – nicht zu geben."
Wenige Augenblicke nach dieser Aktion fiel das 1:0 für Rot-Weiss Essen. Dabei hätte das vermeintliche Foulspiel von Adrian Fein an Arslan, das zum Traum-Freistoß des Esseners führte, nicht gegeben werden dürfen.
Das war am Ende die Basis für einen glücklichen Sieg. Aber wir wissen auch, dass in sehr, sehr naher Zukunft niemand fragen wird, ob der Sieg verdient war oder nicht. Es ist in dieser Phase der Saison wichtig Punkte zu holen
Uwe Koschinat
"Arslan spielt den Ball ab, und durch seine Ausholbewegung mit dem Fuß zum Ball kommt es unfreiwillig sowie naturgemäß zum Kontakt mit dem Bein von Gegenspieler Fein, wobei dieser keinesfalls ein Foulspiel begeht. Das ist ein ganz normaler Vorgang, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt, auf den Faller von Arslan herein zu fallen, der diesen Kontakt wiederum dankend annimmt", sagt Rafati.
Dann kam die Szene, in der Rafati Rot für die Gäste sah - und zwar nach einem groben Foulspiel von Maximilian Thalhammer an Tom Moustier, für das er nur Gelb sah. Rafati: "Thalhammer trifft seinen Gegenspieler Moustier mit voller Wucht und offener Sohle oberhalb des Knöchels und bringt ihn zu Fall. Mit dieser brutalen Spielweise nimmt er billigend in Kauf, die Gesundheit des Gegenspielers zu gefährden, sodass es in dieser Szene keine zwei Meinungen gibt. Es muss die rote Karte geben, sodass eine Fehlentscheidung vorliegt."
Im zweiten Durchgang hätten die Gäste aus Baden-Württemberg dann einen Strafstoß erhalten müssen. Im Anschluss an eine Ecke bekam Tobias Kraulich (Essen) den Ball nach einem Kopfball von André Becker an den Arm. Statt Elfmeter entschied Haslberger auf Stürmerfoul.
Rafati erläutert: "Becker legt zwar im Zweikampf etwas Hand an, aber das ist für ein Foulspiel einfach zu wenig. Anschließend bekommt Kraulich den Ball an den Arm. Am Gesichtsausdruck von Kraulich können wir TV-Zuschauer gut erkennen, dass er hierfür einen Freistoß bekommen möchte. Kraulich hatte zuvor mit beiden Armen Schwung zum Hochsteigen geholt, beim Herunterkommen ist die Armhaltung jedoch nicht mehr natürlich, vielmehr schlägt er ruckartig mit dem rechten Arm zum Ball. Das ist ein strafbares Handspiel, und es hätte hierfür einen Elfmeter geben müssen. Eine Fehlentscheidung, auf Stürmerfoul zu entscheiden und keinen Elfmeter zu pfeifen."
Wie sagte RWE-Trainer Uwe Koschinat noch zum Abschluss der Pressekonferenz: "Kompliment an Jakob Golz und unsere Abwehr, die das seit Wochen sehr gut machen. Da klappt das Zusammenspiel aktuell. Das war am Ende die Basis für einen glücklichen Sieg. Aber wir wissen auch, dass in sehr, sehr naher Zukunft niemand fragen wird, ob der Sieg verdient war oder nicht. Es ist in dieser Phase der Saison wichtig Punkte zu holen."