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Gladbeck: Auf die Germania sch...t sogar Opas Hund
„Uns mag ja eh keiner!“

Gladbeck: Auf die Germania sch...t sogar Opas Hund

Das Durchreichen geht weiter. Die Germania hat den Klassenerhalt nicht geschafft. Gladbeck verschwindet in der Landesliga. Damit ist die einst prognostizierte große Zukunft im hochklassigen Amateurfußball beendet. Denn die stadtinterne Konkurrenz aus Zweckel macht der DJK das Leben zusätzlich schwer.

Doch trotz der widrigen Umstände bleibt Franjo Vranjkovic gelassen. Der Sportliche Leiter kämpft um den Verein und seine Zukunft. Und sein Optimismus zeigt sich auch bei der Zusammenstellung des Kaders. Denn trotz des Abstiegs will er nach wie vor Ex-Profi Thorsten Horz für Gladbeck begeistern. „Wenn es mir gelingt, ihm Arbeit zu besorgen, ist er bei uns“, will Vranjkovic seinen Freund unbedingt als spielenden Co-Trainer verpflichten.

Im RS-Gespräch nimmt der von vielen Kritikern als Selbstdarsteller beschimpfte Spielervermittler kein Blatt vor den Mund.

Herr Vranjkovic, wie gehen Sie mit dem Abstieg um?

Mal ganz im Ernst: Es hat den Richtigen getroffen. Sportlich vielleicht nicht, aber es entscheiden nicht nur die 90 Minuten auf dem Feld. Es geht um das ganze Drumherum. Egal, wo wir hinkommen, wir müssen überall neidisch sein. Die anderen Sportplätze strotzen einfach vor Gesundheit. Und was ist bei uns? Nichts!

Was meinen Sie genau damit?

Bei uns ist es wie im wilden Westen. Jeder macht, was er will. Wir haben keine Jugendarbeit, keinen Zusammenhalt und keinen vernünftigen Platz. Auf unsere heilige Asche lässt jeden Morgen sogar ein dämlicher Opa noch seinen Hund scheißen. Die Sprecherkabine und Ersatzbänke sind zerdeppert und der Geschäftsraum ist eine Rumpelkammer. Das geht nicht.

Was wollen Sie dagegen unternehmen?

Wir bestellen jetzt einen großen Container und packen alles rein. Den Geruch der Verwesung, die Dämlichkeit und alle anderen Unzulänglichkeiten. Und mit unserem hervorragenden Trainer Mircea Onisemiuc werden wir unser gerade begonnenes Jugendkonzept gnadenlos durchziehen und bei der DJK eine junge, hungrige Mannschaft aufbauen. Wir brauchen Leute, die auch mal endlich mit anpacken. Und zwar nicht nur mit dem Mundwerk, sondern tatkräftig.

Also sehen Sie den Abstieg als Chance für den Neuaufbau?

Natürlich. Es wäre doch leicht gewesen, in der Liga zu bleiben. Hier ein Freund, da ein Bekannter mit dem man mal sprechen kann, ob nicht die Kreisliga-C-Truppe aufläuft. Ein bisschen schieben und manipulieren – fertig. Doch unser Coach steht für Ehrlichkeit. Er hat sich auf die Fahne geschrieben, den Spielern noch den nötigen Schliff zu verpassen, so dass am Ende eine richtige Substanz dahinter ist. Also ist ein Abstieg viel fairer, denn uns mag ja ohnehin keiner.

Aber wie wollen Sie in der Landesliga die nötigen Sponsoren ansprechen?

Mit ehrlicher Arbeit. Aber es hilft doch sowieso kaum jemand. Die meisten Sponsoren, Gönner und graumelierten Herren mit dicker Hose werden von angeblichen Trainern und Managern im Amateurfußball verarscht. Es ist zu 99 Prozent alles dem Zufall überlassen. Wichtig ist lediglich das Geschwafel, bis die Taschen des Gönners leer sind. Dann ziehen die sogenannten Fachleute weiter. Wir werden uns aber behaupten und mit der Zeit dann auch attraktiv für Jedermann sein.

Die Gelder werden aber doch zeitnah benötigt, um beispielsweise einen Rasenplatz zu bekommen.

Stimmt. Aber die Euros sind ja da. Nur wie sie eingesetzt werden, ist fraglich. Wir haben im Stadion Wittringen ein nagelneues und innovatives Dach auf der denkmalgeschützen Tribüne. Zwar wurde keine Flutlichtanlage installiert, dafür leuchtet das Stadion aber wunderbar in der Nacht, weil jemand daran gedacht hat, Lichter in den Boden einzubauen, um es anzustrahlen. Damit kann sich das Dach in der Nacht dann selbst bewundern. Das Ding soll eine Million Euro gekostet haben, nur leider erfüllt es nicht seinen Zweck, weil der Wind von allen Seiten durchpustet. Toll, oder nicht?

Ihre Aussagen werden Ihnen bestimmt wieder um die Ohren gehauen. Wie gehen Sie damit um, wenn Sie als Selbstdarsteller beschimpft werden?

Wer stellt sich denn in seinem Leben nicht selbst dar? Das sind doch wohl nur Verlierer. Solche Aussagen stören mich überhaupt nicht. Sie spornen eher noch an. Ich werde mich sicherlich nicht verbiegen, nur weil irgendjemand etwas zu meckern hat. Jeder darf ja machen was er will.

Und wie sieht der Kader für die neue Saison aus?

Der Coach will nur drei Spieler behalten. Aber wir werden eine tolle Mannschaft auf die Beine stellen.

Was erhoffen Sie sich jetzt für die Germania?

Dass uns Leute endlich unterstützen. Es ist doch auch etwas schönes, bei einem Verein mitzuwirken, der keine Zuschauer sowie keine Infrastruktur hat und den keiner – außer dem Hund bei seinem morgendlichen Geschäft – mag.

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