Entgeistert schaute Nico Schlotterbeck auf Schiedsrichter Daniel Schlager. Der Innenverteidiger von Borussia Dortmund schien sich für einen kurzen Moment kaum noch einkriegen zu können, doch es half alles nichts. Der Unparteiische nestelte an seiner Brusttasche und streckte dem bis dahin tadellosen Dortmunder die Gelbe Karte entgegen.
Das Problem: Es war Schlotterbecks fünfte in der laufenden Saison. Er wird bei seinem Ex-Klub SC Freiburg gesperrt fehlen. Ein durchaus größerer Schönheitsfleck auf einer ansonsten tadellosen Leistung.
Denn beim verdienten 3:1-Sieg seines BVB über den 1. FSV Mainz 05 hat er nicht nur, im Verbund mit Emre Can und Waldemar Anton, Nationalstürmer Jonathan Burkardt aus dem Spiel genommen. Vielmehr war Nico Schlotterbeck auch erstmals für die Eckbälle zuständig. Und das mit Erfolg.
Nachdem Maximilian Beier den BVB in Führung gebracht hatte (39.) schlug die Stunde des Innenverteidigers. In der 42. Minute servierte er passgenau auf Emre Can, der am zweiten Pfosten zum 2:0 einköpfte. Nach der Pause durfte Schlotterbeck noch einmal ran und schlug den Ball auf den Kopf von Beier - 3:0 (72.). Paul Nebel machte es daraufhin zwar noch einmal spannend (76.), doch sein Treffer war nicht mehr als Ergebniskosmetik.
„Standardsituationen sind ein Teil des Fußballs. Gegen Leipzig und Augsburg haben wir so ein Tor kassiert. Jetzt war es an der Zeit, selbst eins zu schießen“, sagte BVB-Trainer Niko Kovac nach der Partie süffisant, um dann noch einmal die neue Schlotterbeck-Rolle zu erklären. „Wir haben im Training viele Ecken trainiert. Daniel Svensson hat das gemacht. Ich war aber der Meinung, dass wir mal einen anderen Linksfuß ausprobieren müssen. Schlotti hat es im Training richtig gut gemacht. Viele haben sich die Augen gerieben, aber das Ergebnis gibt allen Recht, vor allem ihm.“
Borussia Dortmund: Schlotterbeck hat schon im Training Ecken geübt
Dass dem BVB folglich ein kopfballstarker Spieler im Strafraum fehlte, war aus dem Resultat nicht abzulesen. „Wir haben uns alle dafür ausgesprochen, dass Schlotti es mal probieren darf. Er hat einen sehr guten Zug im linken Fuß“, erklärte Anton im Nachgang der Partie. Ein Faktor sei zudem gewesen, dass Daniel Svensson zunächst angeschlagen war und erst in der 62. Minute das Spielfeld betrat. Das verriet Schlotterbeck selbst am „DAZN“-Mikro. „Wir hatten nur noch zwei Linksfüßer mit Karim und mir, weil wir sie zum Tor ziehen wollten. Dann hat der Trainer gesagt, dass es bei Bayern mit Holger Badstuber einen linken Innenverteidiger gegeben hat, der die Ecken geschlagen hat. Im Training kamen sie tatsächlich sehr gut, deshalb habe ich sie versucht, so wie im Training zu schlagen.“
Dafür hat ihm Adeyemi sogar den Vortritt gelassen. „Im Training waren sie gut, im Spiel dann schlecht letzte Saison, deswegen habe ich Nico den Vortritt gelassen. Er hat das super gemacht und uns damit geholfen, deswegen bin ich zufrieden“, sagte der Flügelflitzer. Am kommenden Wochenende wird sich Borussia Dortmund dann aber wieder einen anderen Eckballschützen suchen müssen. Denn Schlotterbeck wird die Partie beim SC Freiburg gelbgesperrt verpassen. Auch, wenn er es selbst am wenigsten fassen konnte.