Weil die Mannschaft vor allem im zweiten Durchgang regelrecht versagte, gingen die Uerdinger Fans auf die Barrikaden, beschimpften Trainer Jörg Jung und die Spieler.
Sicherlich ist die Pleite gegen den Bielefelder Vorort-Klub mehr als ärgerlich, weil die Krefelder mit nur 45 Zählern auf dem letzten der vier Relegationsplätze stehen und die Verfolger aus Bergisch Gladbach und Hüls nur drei Pünktchen Rückstand haben. Trotzdem mahnte Orhan Özkaya zur Besonnenheit. „Wir hatten zuvor elf Spiele in Folge nicht verloren und dabei acht Siege eingefahren. Natürlich ist der Ausrutscher dumm, aber er wird uns nicht umhauen. Wir haben daraus gelernt.“
„Jeder hat kapiert, dass wir mit Schönspielerei nichts reißen.“ Die Frage ist nur: Was hat die Mannschaft gelernt? „In dieser Liga musst du kämpfen. Machst du das nicht, kriegst du einen auf den Deckel“, antwortet der 34-Jährige. „Jeder von uns hat kapiert, dass wir nur mit Schönspielerei nichts reißen und auf gar keinen Fall einen Schritt weiter nach vorne kommen.“ Sollte das wirklich der Fall sein, hätte der Lernprozess noch rechtzeitig eingesetzt, denn am Freitag gastieren die Grotenburg-Kicker beim Zweiten in Siegen, am Mittwoch wartet dann das Saisonhighlight im Kölner RheinEnergieStadion gegen den Ligaprimus Viktoria.
Doch bevor beim Auftritt in der Domstadt der neue Zuschauerrekord aufgestellt werden soll (Özkaya: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass mehr als 12.000 Fans kommen, denn an diesem Abend spielt auch Bayern München das entscheidende Spiel in der Champions League bei Real Madrid.“), wartet auf den Techniker der Auftritt bei seinem Ex-Verein. In der Saison 2010/2011 kickte Özkaya im Leimbachstadion. „Ich hatte in Siegen eine sehr gute Zeit, auch wenn es damals mit dem Aufstieg in die Regionalliga nicht geklappt hat“, freut sich der Regisseur auf seine Rückkehr. „In Siegen macht es richtig Spaß, zu spielen, weil die Fans absolut fußballverrückt sind. Das wird eine tolle Kulisse und ein richtig gutes Match. Die Sportfreunde spielen eine tolle Serie und werden zusammen mit Köln direkt aufsteigen. Aber wir halten dagegen.“
Noch acht Spiele, davon sechs Mal auswärts Ein positives Omen könnte für die Krefelder die Statistik sein, denn der KFC verkauft sich in der Fremde recht teuer. Zwar haben die Uerdinger von allen NRW-Ligisten mit nur elf Spielen bislang die wenigstens Partien auswärts absolviert, doch die Bilanz kann sich mit 19 Punkten (5 Siege, 4 Remis, 2 Niederlagen) durchaus sehen lassen.
Doch solche Zahlenspiele interessieren Özkaya nicht. „Wir haben mit Siegen und der Begegnung in der Kölner Bundesliga-Arena zwei absolute Topspiele vor der Brust, die für jeden von uns ein Highlight sind. Wichtig ist aber, dass wir auch danach in Rhynern oder Erndtebrück punkten, wo nicht so viel los sein wird.“
Dass der KFC seinen Traum, die direkte Quali für die Regionalliga, erfüllen wird, glaubt er nicht mehr: „Darüber dürfen wir nicht reden. Wir müssen jetzt erst einmal die Relegation sichern. Und damit haben wir ganz bestimmt genug zu tun.“