Nuri Sahin stand in der Trainer-Zone und traute seinen Augen nicht. Von 1:0 auf 1:2. Und das innerhalb von zwei Minuten. Borussia Dortmund konnte auch in der Champions League am Dienstagabend die Krise nicht stoppen.
Beim FC Bologna gab es eine 1:2 (1:0)-Pleite. Serhou Guirassy (15., Foulelfmeter) hatte den BVB zunächst in Führung gebracht, Thijs Dallinga (71.) und Samuel Illing-Junior (72.) sorgten für einen dramatischen Doppelschlag, der Dortmund die direkte Achtelfinal-Qualifikation – und Trainer Sahin den Job kosten könnte. Seine Argumente gehen langsam aus.
Gesprochen und geschrieben wurde in den vergangenen Tagen vor allem ja über Sahins Posten. Der Trainer stand nach dem verkorksten Jahresbeginn mit drei Pleiten in Serie heftig unter Druck. „Wir haben alle noch nicht das abgeliefert, was wir können“, hatte der 36-Jährige vor Anpfiff selbstkritisch gesagt, aber auch betont, dass er das Vertrauen spüre, „auch wenn das nicht selbstverständlich ist“.
BVB gegen Bologna: Serhou Guirassy bringt Dortmund in Führung
Dennoch musste Sahin in der Emilia-Romagna Trümpfe ausspielen, um seinen Job zu retten. Er tat das mit seiner Aufstellung, mit der er den beiden Kapitänen Emre Can und Julian Brandt einen Denkzettel verpasste. Beide saßen nur auf der Bank. Stattdessen setzte er im Mittelfeld auf Giovanni Reyna neben Maximilian Beier, Pascal Groß gab den Rechtsverteidiger.
Die Partie begann furios. 13 Minuten waren gespielt, als Bolognas Emil Holm im Strafraum am Trikot von Waldemar Anton zog – Elfmeter. Serhou Guirassy lief an, und lupfte nervenstark über Keeper Lukasz Skorupski zum 1:0 ins Tor, ein ganz wichtiger Treffer. Sein Jubel war dann ein starkes Zeichen: Er lief in Sahins Arme und herzte den Trainer innig. Nur vier Minuten später schoss Reyna aus der zweiten Reihe, aber zu unplatziert.
Das aber sollte es gewesen sein mit Dortmunder Offensivszenen, Bologna übernahm die Kontrolle ohne zu glänzen. Es war Duranvilles Sprintfähigkeiten zu verdanken, dass dem Serie-A-Klub nicht schnell der Ausgleich gelang. Der Belgier spitzelte den Ball gerade noch so vor der Linie ins Aus.
Dann zeigte der zuletzt nicht so recht überzeugende BVB-Torwart Gregor Kobel seine ganze Klasse, tauchte blitzschnell bei Riccardo Orsolinis Schuss aus 14 Metern ab und parierte (28.). Dortmund zitterte sich durch die erste Halbzeit im Stadio Renato Dall‘Ara. Dass der auffällige Orsolini, der Julian Ryerson vor große Probleme stellte, bald darauf vom Platz humpelte, half dem Ruhrgebietsverein.
BVB gibt Spiel gegen Bologna aus der Hand
Die Schwarz-Gelben nämlich ließen sich tief in die eigene Hälfte drücken, das neuformierte Zentrum fand kaum Zugriff auf die robusten Italiener. Auch die Angreifer liefen sich zwar die Lunge aus dem Leib, aber die Wirkung der langen Pressing-Sprints verpuffte. Lange Bälle von Torwart Kobel wurden zum probaten Mittel. Die vielen BVB-Defizite nicht nur in dieser Saison ließen sich freilich nicht über Nacht beheben.
Dortmunds Auftritt blieb auch nach dem Seitenwechsel zäh. Sahin verzichtete zunächst auf Auswechslungen, in der 63. Minute kamen dann Can und Karim Adeyemi für Duranville und Reyna. Bologna hatte da schon den Druck erhöht, kam häufiger in Abschlusspositionen. Zwingend im Strafraum allerdings wurde die Mannschaft von Trainer Vincenzo Italiano nicht. Es wurde zu einem biederen Kick unter Flutlicht. Guirassys Kopfball, der auf das Tornetz flog, war der erste Abschluss seit der 19. Minute (68.).
Und dann der doppelte Schock: ein langer Ball Bolognas aus der eigenen Hälfte, bei dem Waldemar Anton den eingewechselten Jens Odgaard gewährend ließ. Der legte quer und Thijs Dallinga, ebenso ins Spiel gekommen, schob zum Ausgleich ein (71.). Eine Minute später sah Anton erneut nicht gut aus, Kobel rettete noch, aber war gegen den Nachschuss des dritten Jokers, Samuel Illing-Junior, chancenlos (72.). Bologna hatte Chancen für zwei weitere Treffer. Das Drama war da schon perfekt.