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Dafür ist aber im Fußball normalerweise keine Zeit, wie derzeit Jürgen Luginger und der 1. FC Saarbrücken erfahren. Wenn ein Verein sich von seinem Trainer trennt, hat er entweder schon einen Nachfolger in der Hinterhand – was aber dafür spräche, dass die Ehe zum Zeitpunkt der Scheidung ohnehin schon zerrüttet war. Oder aber der Klub wird sich gezwungen sehen, innerhalb der nächsten zwei Wochen einen neuen Linienchef präsentieren zu können, um dem bedrohlich nahe gekommenen Strudel zu entkommen, der die Mannschaft in die Tiefe zu reißen droht. Das wird in Saarbrücken kaum anders sein.
Ein wenig leichter hat es da schon der geschasste Coach, in diesem Fall Luginger. Ihm rennt die Zeit nicht davon, es ist auch nicht unüblich, dass die Phasen ohne festen Arbeitgeber für Weiterbildungen, Hospitanzen und Netzwerken genutzt werden. Oder aber es ergibt sich per glücklicher Fügung gleich das nächste Engagement. So wird Luginger, dessen Trainererfahrung auch rund 15 Monate beim KFC Uerdingen und 19 Monate bei Rot-Weiß Oberhausen umfasst, nur eine Woche nach seiner Entlassung in Saarbrücken beim Ligakonkurrenten Stuttgarter Kickers als Nachfolger von Massimo Morales gehandelt, der am Montag dort seinen Hut nehmen musste. Doch der gebürtige Bayer reagiert eher verhalten auf die Gerüchte aus Degerloch: „Das mit dem 1. FC Saarbrücken ist jetzt alles noch relativ frisch. Da ist es schwierig, so kurz danach den Kopf für etwas neues frei zu haben.“
Euphorisch gestartet, dann stagniert
Am Ende der Saison 2007/2008 feierte Luginger als Sportlicher Leiter von Rot-Weiß Oberhausen zusammen mit Trainer Hans-Günter Bruns den Aufstieg in die zweite Liga.
Schließlich währte die Beziehung zwischen den „Moschdern“, wie der Klub im heimischen Dialekt genannt wird, und Luginger etwas mehr als drei Jahre – eine ungewöhnlich lange Zeit, wie der 45-Jährige selbst weiß: „Das ist ja schon mal allgemein unüblich, so lange Zeit bei einem Klub zu sein. Und dazu kommt, dass Saarbrücken nicht immer ein Pflaster war, wo lange auf ein und denselben Trainer gesetzt wurde.“ Doch mit Luginger, der die Saarländische Landeshauptstadt als Spieler in der Saison 97/98 kennengelernt hatte, brach ein neues Zeitalter an. Der Verein war gerade aus der Regionalliga in die 3. Liga aufgestiegen und hatte sich mit Luginger einen jungen, aber schon ordentlich zweitligaerfahrenen Trainer zugelegt. Und der ehemalige Bundesligist etablierte sich in der Liga.
Einem der Aufstiegseuphorie geschuldeten Platz im oberen Drittel folgten zwei Jahre, die jeweils im Mittelfeld endeten. Für eine reine Erfolgsgeschichte taugt diese Bilanz nicht, aber Luginger ist alles andere als unzufrieden mit diesem Teil seiner Vita. „Im Rückblick empfinde ich es als positiv, was wir da zusammen hinbekommen haben. Jedes Jahr waren wir im DFB-Pokal vertreten, sind dort diesmal auch in die zweite Runde eingezogen. In Anbetracht der gegebenen Möglichkeiten habe ich doch gute Arbeit geleistet.“
Auf Seite 2: Jürgen Luginger über die Gründe für seine Entlassung und den Umgang damit.
