Schon vor dem Hertha-Spiel erwischte den Trainer eine Erkältung, die die Stimme zur Stunde quasi ruiniert hat. Bevor der Coach sich den immer wieder bohrenden Fragen der Medienvertreter nach der Zukunft seines Teams und seiner persönlichen Situation stellte, wurde zwischen den Einheiten am Dienstagnachmittag und Mittwochmittag erst einmal inhaliert, um stimmlich und körperlich wieder zu Kräften zu geraten.
Doch der Coach ist kein "Weichei", der beim ersten Sturm gleich aus den Schuhen kippt. "Dass es bei einem Umbruch eines Teams zu Rückschlägen kommt, wussten wir vorher. Und dass wir gegen Hertha BSC unser schlechtestes Spiel gemacht haben, ist Fakt. Auch dass wir an dem Tag nicht mit einem der Topteams der Liga auf Augenhöhe waren, ist klar."
Das will der Trainer auch nicht wegdiskutieren, das wurmt ihn und da mag er auch nicht die ordentliche erste Halbzeit als Ausrede gelten lassen. Auch der unglückliche Treffer Sekunden nach Wiederanpfiff und der Blackout von Mounir Chaftar vor dem 0:2 dient nicht als Ausrede. Bergmann: "Zwei Torschüsse in 90 Minuten sind auch gegen Hertha für eine Heimmannschaft indiskutabel."
Klar, dass sich da der Frust der Fans nach insgesamt sechs sieglosen Spielen auch auf seine Person fokussiert. Auch Bergmann hat dafür Verständnis. "Da ist der Trainer die erste Adresse und dann auch der Blitzableiter." Doch das die bisherige Punktausbeute (nur neun Zähler aus zehn Spielen) auch äußerst unglücklich ist, daraus macht er keinen Hehl. "Wir hätten nach den Spielverläufen locker vier oder fünf Zähler mehr haben müssen. Und dann stünden wir da, wo wir hinwollen. Auf einem einstelligen Tabellenplatz."
Weil ihm die Erkältung derzeit Probleme beim sprechen bereitet, lässt er das Thema Verletzungsmisere einmal weg. Dabei fehlt ihm seit Trainingsbeginn im Sommer - und zwar nicht durch muskuläre Probleme, wie sie bei einer falschen Trainingsdosierung vorkommen, sondern durch gravierende Unfälle fast regelmäßig bis zu acht Spieler im Mannschaftstraining, was ein Zweitligist nicht kompensieren kann. Bergmann: "Die sportliche Situation ist mittlerweile schwierig, aber nicht dramatisch."
Doch der Trainer weiß auch, dass am Samstag in Aue, am darauffolgenden Pokalspiel in Havelse und dann im Heimspiel gegen Cottbus endlich etwas Zählbares präsentiert werden muss. Und da ist es sicherlich ein gutes Zeichen, dass sich bis auf Patrick Fabian (Kreuzbandriss) und Marcel Maltritz (Daumen-Verletzung) erstmals seit Monaten 22 Akteure auf dem Trainingsplatz tummelten, auch wenn der ein oder andere für einen Einsatz in der Startelf noch nicht zur Verfügung steht. Kapitän Andreas Luthe: "Jetzt ist die Mannschaft mehr denn je gefordert. Wir trainieren super, jetzt muss endlich einmal am Wochenende was Zählbares rausspringen. Über den momentanen Tabellenstand bin ich schockiert, weil er in keiner Weise unsere sportlichen Möglichkeiten, die nachweislich vorhanden sind, wiederspiegelt.
Und Lukas Sinkiewicz bringt es auf den Punkt: "Ohne Tore geht im Fußball gar nichts. Fünf Tore in zehn Partien, da weiß jeder, wo bei uns der Schuh drückt."