Es ist schon kurios. Zwar spielten der 21-jährige Björn Kopplin und der vier Jahre ältere Roman Prokoph ein paar Jahre lang zeitgleich bei Union Berlin, doch sie mussten erst einen Vertrag in Bochum unterschreiben, um sich näher kennen zu lernen.
Dabei sind beide im Berliner Stadtteil Köpenick geboren und hatten in der Tat zu Berliner Zeiten sogar eine Bezugsperson. Kopplins Mutter nämlich ist bei den „Eisernen“ für das Material verantwortlich. Vom Fußballschuh bis zum Trainingsanzug verwaltet sie die Materialien des Zweitligisten. Und so musste Prokoph, wann immer was mit seiner Ausrüstung nicht in Ordnung war, zu Mama Kopplin. Prokoph: „Manchmal ist das schon kurios, aber Björn habe ich erst wahrgenommen, als ich entdeckte, dass ein Union-Spieler in diversen Jugend-Nationalmannschaften auftauchte.“
Bochums „Berliner Gören“ haben, wie es so schön in einem Lied heißt, noch einen Koffer in Berlin. Verwandte und Freundeskreis leben in der Hauptstadt, werden sich am Montagabend unter die Zuschauer in der Alten Försterei mischen. Wobei Mutter Kopplin allerdings wahrscheinlich in Gewissensnöte kommt. Einerseits gönnt sie ihrem Arbeitgeber natürlich einen Dreier, andererseits schlägt ihr Herz natürlich für den Sohnemann. Kopplin dagegen gibt sich cool: „Zwar ist das Spiel für mich das absolute Saison-Highlight, schließlich habe ich acht Jahre bei Union gespielt, aber natürlich will ich dort gewinnen.“ Prokoph denkt ähnlich: „Wenn wir uns dort behaupten, wird uns das einen zusätzlichen Schub geben.“
Während Prokoph eher ein Freund leiser Töne ist, hat Kopplin in den letzten Tagen im Kabinentrakt keine Sekunde verstreichen lassen, um seine Kollegen auf die hektische Atmosphäre in der Alten Försterei vorzubereiten.
Roman Prokoph hat von 1998 bis 2005 bei Union Berlin gespielt (Rs-Foto: Griepenkerl).
Kopplin: „Es wird verdammt schwer. Gerade zuhause ist Union eine Macht. Mit den Fans im Rücken sind sie eigentlich zu zwölft auf dem Rasen. Das wird für uns keine einfache Aufgabe.“ Doch bei aller Warnung erstarrt der Verteidiger vor dem Anpfiff nicht in Ehrfurcht: „Wenn wir uns kämpferisch und spielerisch so präsentieren wie gegen Paderborn, dann dürften wir keine Probleme bekommen.“
Ähnlich sieht das auch Prokoph, der sich zuletzt mit seinem Tor beim Auswärtsspiel der zweiten Mannschaft in Düsseldorf zusätzliches Selbstvertrauen holte: „Von 1998 bis 2005 habe ich bei Union gekickt. Jetzt kommt mein ganzer Freundeskreis ins Stadion und hofft natürlich, mich auch auf dem Rasen zu sehen.“
Sollte sich das Duo den derzeit größten Wunsch, „einen Dreier in Köpenick“, erfüllen, dann wäre das ein Indiz dafür, dass die Mannschaft vielleicht doch noch mal eine gewisse Konstanz an den Tag legt. Prokoph: „Wer bei Union gewinnt, der muss in puncto Einsatz und Leidenschaft alles gegeben haben. Ein Dreier dort ist immer noch etwas Besonderes, denn Union lebt seit Jahren von der geradezu fantastischen Heimstärke.“