Zum offiziellen Fototermin hat sich der VfL Bochum etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Wer am Sonntagmorgen um 11 Uhr ein Los in den Topf wirft, der kann neben einer kompletten Ausrüstung (Hose, Trikot und Stutzen des Ausrüsters DO YOU FOOTBALL) auch ein Platz auf dem Mannschaftsfoto erobern.
Damit geht es dem glücklichen Sieger weit besser, als den Spielern Christian Fuchs und Mimoun Azaouagh, die weder auf dem Foto noch im Kader für die Saison 2010/2011 ihren Platz finden werden. Bei Fuchs ist die Sache am eindeutigsten. Auf Anfrage von RS verriet Sportvorstand Thomas Ernst am späten Mittwochnachmittag: „Christian Fuchs hat von der Option Gebrauch gemacht, seinen Vertrag zu kündigen, um den Klub zu einer festgeschriebenen Ablösesumme verlassen zu können.“
Nach arbeitsrechtlicher Prüfung ist somit der Vertrag um Mitternacht (30.6.) erloschen, der Österreicher ist vereinslos, aber der VfL hat nach wie vor Anspruch auf Ablöse, die bei zwei Millionen Euro liegt. Dies hat der VfL dem Berater von Fuchs am Montag mündlich, am Dienstag schriftlich mitgeteilt und bis Mittwochabend daraufhin keine Antwort erhalten.
Anders gestaltet sich der „Fall Azaouagh“, der zwar sein Desinteresse am VfL trotz seines bis 2012 laufenden Vertrages bekundet hat, für den sich aber bisher noch kein Verein gemeldet hat, zumal die Ablösesumme auf eine Millionen festgeschrieben sein soll. Nach den klaren Aussagen des Mittelfeldspielers, den Verein unbedingt verlassen zu wollen, hat der Klub (RS berichtete) ohne Azaouagh geplant, und auch als optisches Zeichen seine Rückennummer 22 bereits vergeben. Azaouagh ist auch nicht zum Fototermin geladen, stattdessen erwartet ihn am Montagvormittag wohl ein Gespräch mit Ernst und Friedhelm Funkel.
Danach könnte man sich folgendes Szenario vorstellen: Azaouagh wird von der Teilnahme vom Profitraining (Montag 15 Uhr, LA-Platz) ausgeschlossen, und stattdessen zum gleichen Zeitpunkt zur Heinrich-Gustav-Straße in Bochum-Werne geladen, wo das Regionalliga-Team von Nico Michaty im Juli trainiert. Azaouagh dürfte damit das widerfahren, was Albert Streit bei Schalke 04 schon seit einem Jahr mitmacht. Ein Blick in die VfL-Foren zeigt ohnehin, dass der Mittelfeldspieler bei dem Großteil der Anhänger nach seinen Aussagen zum Saisonende in Ungnade gefallen ist. Seine verbalen Entgleisungen scheinen auch bei anderen Klubs keine Begehrlichkeiten geweckt zu haben, denn weder Angebote noch Anfragen – unabhängig von der festgeschriebenen Ablösesumme – erreichten den VfL in den letzten Wochen.
Während die Zeichen bei Fuchs und Azaouagh deutlich auf Abschied stehen, laufen beim VfL die personellen Bemühungen in Sachen Angriffsverstärkungen weiter auf Hochtouren. Mahir Saglik ist weiter ein heißer Kandidat. Allerdings gibt es noch keine Einigung mit Wolfsburg. Auch der Nordkoreaner Jong Tae-Se ist weiter im Rennen. Zwar erhielt die Mannschaft nach dem WM-Aus zunächst den Marschbefehl in Richtung Heimat, doch schon in der kommenden Woche könnte der Stürmer zu Verhandlungen nach Bochum reisen.