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Tinga im Interview
"Das hat mich zum Nachdenken gebracht"

BVB: Tinga im Interview

Wehe, es geht zurück nach Brasilien! Für den Fall droht Tinga Ärger im eigenen Haus. Warum? Das und mehr verrät der Allrounder im Interview mit RevierSport.

Dortmunds Mittelfeld-Laufwunder Tinga befindet sich bereits im vierten Jahr beim BVB. Gehörte der Brasilianer in seinen ersten beiden Spielzeiten bei der Borussia noch zum unumstrittenen Stammpersonal, fand sich der Allrounder im vergangenen Jahr häufig auf der Bank wieder. Im Sommer deutete deshalb zunächst vieles auf einen Abgang des Kämpfers hin, doch Tinga blieb – und erkämpfte sich einen Startplatz gegen Weiden und Köln.

RevierSport sprach mit dem 31-Jährigen über sein Verhältnis zu Jürgen Klopp, seine veränderte Einstellung zum täglichen Training und seine Zukunftspläne.

Tinga, Sie trotzen derzeit der großen Konkurrenz im Dortmunder Mittelfeld und zählten zuletzt zweimal zur Startelf. Gegen Köln wurden Sie sogar zum Spieler des Spiels gewählt. Sie dürften sich gut fühlen in dieser Woche.

Ja, aber ich verspüre deshalb keine Genugtuung. Ich bin allerdings mit meiner Leistung zufrieden. Ich habe mir in der Halbzeit gegen Köln gedacht, dass einfach mehr kommen und irgendjemand vorangehen muss. Deshalb habe ich das Zepter übernommen.

Vier Jahre in Dortmund haben geprägt: Tinga, hier noch mit Delron Buckley. (Foto: firo)

Viele Beobachter sind überrascht, dass Sie wieder in der Startelf auftauchen. Gegen Ende der Saison sah es so aus, als wären die Plätze im Mittelfeld fest vergeben.

Es gibt bei uns keine Garantien für Stammplätze. Deshalb versuche ich auch, den Trainer Tag für Tag im Training von mir zu überzeugen.

Das scheint Ihnen – im Gegensatz zur letzten Saison – mittlerweile gut zu gelingen. Welche Schlüsse haben Sie aus der öffentlichen Kritik von Klopp an Ihren Trainingsleistungen im vergangenen Jahr gezogen?

Es stimmt sicher, dass mich seine Aussage, ich würde im Training nicht mitziehen und nicht alles geben, zum Nachdenken gebracht hat. So etwas hatte ich noch nie zuvor in meiner Karriere erlebt. Aber Klopps Aussagen haben mich nicht gekränkt, sondern eher motiviert. Es war ja nicht persönlich gemeint.

Hat sich Ihr Verhältnis zu ihm in den letzten Monaten verändert?

Nein, das ist dasselbe wie in der vergangenen Saison. Es gab zwischenzeitlich Probleme, aber das ist vorbei. Klopp muss mich auch nicht loben. Der beste Beweis, dass meine Arbeit anerkannt wird, ist, dass ich samstags auf dem Platz stehe. Er muss nicht ständig zu mir kommen, und mir sagen: Tinga, das war heute aber klasse.

Das macht Klopp aber trotzdem: In dieser Vorbereitung hat der Trainer Sie ausdrücklich für Ihr Engagement im Training gelobt. Seine Motivationsmethoden haben also gefruchtet?

Ich habe seine Aussage einfach als Tipp für meine restliche Karriere aufgefasst. Denn es ist doch so: Wenn ich mit meinen 31 Jahren noch mit einem 18-Jährigen mithalten kann, ist das doch auch ein gutes Bewerbungsschreiben für andere Klubs.

Das klingt so, als würden Sie Ihren Abschied aus Dortmund vorbereiten.

Nein, meine Leistungen bringe ich aktuell nur für die Borussia. Der Verein hat mir immer geholfen und sämtliche Türen geöffnet. Dafür bin ich sehr dankbar. Würden Sie Ihren am Saisonende auslaufenden Vertrag gerne verlängern?

Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Ich rede grundsätzlich nicht mit dem Klub über eine Verlängerung, wenn mein Vertrag ausläuft. Das sähe dann ja so aus, als würde ich mich anbieten wollen. Das würde ich nie machen.

Fühlen Sie sich denn in der körperlichen Verfassung, um auch in den nächsten Jahren noch in der Bundesliga mithalten zu können?

Definitiv. Meine Gedanken gehen aktuell dahin, dass ich gerne noch zwei weitere Jahre in Europa auf hohem Niveau spielen möchte.

Und dann soll es zurück nach Brasilien gehen?

Ja, aber das wird wohl das größte Hindernis, das ich bislang bewältigen musste. Meine Familie fühlt sich in Dortmund sehr, sehr wohl. Selbst wenn wir im Sommer für 30 Tage in meine Heimat fliegen, fragen die Kinder schon nach zwei Wochen, wann wir endlich wieder nach Hause fahren.

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