Am Mittwoch gaben der 55-jährige Fußballlehrer in Wolfsburg und die Königsblauen in Person von Clemens Tönnies den Beginn der neuen Zeitrechnung auf Schalke bekannt. Magath erhält bei den Königsblauen einen bis zum 30. Juni 2013 gültigen Vierjahresvertrag als Trainer und Manager. Und wenn es nach dem Willen des S04-Aufsichtsratsvorsitzenden geht, soll er die Schale gleich mitbringen. „Es wäre ein Kick, Meister zu werden und hier anzufangen“, nickte Tönnies.
Dem Fleischfabrikanten war die Erleichterung und Genugtuung über den Coup mit Magath deutlich anzumerken. Zumal bis auf das medienwirksame Treffen mit Oliver Kahn in seinem Heimatort Rheda-Wiedenbrück nichts von den Verhandlungen mit dem Wunschkandidaten sowie anderen möglichen Bewerbern an die Öffentlichkeit geriet.
Der Deal mit Magath aber war von langer Hand geplant und ist nun zu einem für beide Seiten hoffentlich Gewinn bringenden Abschluss gekommen. „Gleich nach der Entlassung von Andreas Müller haben wir uns getroffen und einen Handschlagvertrag abgeschlossen, dass er zu uns kommt, wenn er Wolfsburg verlassen sollte“, konnte sich Tönnies auf das Wort Magaths von Anfang März verlassen. Die Umstände des Treffens allerdings ließen den Unternehmer erschaudern. „Der Termin fand auf einem Bauernhof statt. Und ich habe es lange nicht mehr erlebt, dass ich beim Zähne putzen so gefroren habe.“
Die endgültige Einigung mit Magaht erfolgte dann in der vergangenen Woche. Dabei gingen die Verhandlungspartner bei den Planungen schon ins Detail. Magath erklärte sich gegenüber Tönnies bereit, die notwendigen Kürzungen am Etat, der von derzeit etwa 55 Millionen Euro um acht bis zehn Millionen gekürzt wird, mitzutragen. Auch das Gehalt des Fußballlehrers, der in den Vorstand aufrückt, passt in den finanziellen Rahmen. „Ich weiß nicht, was er in Wolfsburg verdient hat, das geht mich auch nichts an. Aber wir kommen lange nicht an die Summen, die in den Gazetten geisterten“, winkte Tönnies angesichts des kolportierten Jahresverdienst von fünf Milllionen Euro plus X ab.
Im Gegensatz zum Shopping-Paradies Wolfsburg darf Magath auf Schalke auch nicht mit dem Einkaufswagen durch die Fußballwelt fahren. Den Anhängern der „Wölfe“ hat er schon die Angst genommen, er würde das zum ersten Titel der Vereinsgeschichte eilende Team gleich mit ins Revier umsiedeln. Selbst der Zugang von Sascha Riether, über den bereits seit Monaten in Gelsenkirchen spekuliert wird, ist fraglich. „Alle weiteren Personalien werden wir in den nächsten Tagen und Wochen klären“, kündigte Tönnies zügigen Vollzug an.
Mitspracherecht soll Horst Heldt erhalten. Der Sportdirektor des VfB Stuttgart hat von Schalke ein Angebot erhalten, doch die Schwaben wollen ihren erfolgreichen Kader-Architekten nicht ziehen lassen.
Wie Magaths Stab aussehen wird, entscheidet sich ebenfalls zügig. Co-Trainer Seppo Eichkorn assistierte Magath schon in Stuttgart, München und jetzt in Wolfsburg, der frühere Duisburger wird seinen Boss nach Schalke begleiten. Das gleiche dürfte für Bernd Hollerbach gelten. Der Ex-Hamburger gilt als Magaths Vertrauter, womit schon zwei Stellen im Stab besetzt wären. Zudem schwört Magath auf Fitmacher Werner Leuthard. Der Konditionsbolzer ist in erster Linie dafür verantwortlich, dass der Bundesliga-Primus über eine überragende Physis verfügt. Torwarttrainer Andreas Hilfiker hingegen ist kein Magath-Adlatus, sondern hängt seine Zukunft wohl an die von Keeper Diego Benaglio, der möglicherweise zu den Bayern geht.
Nach Tönnies’ Willen sollen Mike Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck bleiben, dann wird es aber eng in der Kabine. „Wir wären dumm, wenn wir so gute und grundloyale Mitarbeiter nicht einbinden würden. Sie haben eine Stelle auf Schalke, so lange sie wollen“, setzt sich der bald 53-Jährige für das erfolgreiche und bei den Fans beliebte Interimstrio ein. Büskens und Reck dürften mit Magath klar kommen, Mulder wird aber wohl zu Fred Rutten nach Eindhoven gehen.