Denn in den letzten Wochen war oft von Führungsschwäche und schlechtem Krisen-Management die Rede, als über den Verein gesprochen und geschrieben wurde.
Mit Meistermacher Magath soll das vorbei sein. Und der mächtige Fleischfabrikant Tönnies tat gut daran, in die Freude über den Coup mit dem Erfolgsgaranten aus Wolfsburg nicht gleich riesige Erwartungen zu verknüpfen. Es könne auch angesichts der Reduzierung des Etats eine Durststrecke geben, betonte Tönnies. Natürlich wolle man auf Dauer wieder an der Spitze der Bundesliga mitmischen, aber das Wort Meisterschaft oder Champions League nahmen die Schalker Verantwortlichen vorsorglich nicht in den Mund.
Magath, der gleichwohl Druck aushalten kann wie kaum ein anderer in der Branche, soll nicht von vornherein an vielleicht erst einmal nicht realistischen Zielen gemessen werden. So kann er in Ruhe eine Mannschaft aufbauen, die sich im Umbruch befindet und in spätestens vier Jahren wieder zu den Besten ihrer Klasse zählen sollte.
Tönnies ist es nicht nur gelungen, einen Platzhirschen der Branche nach Schalke zu lotsen, sondern hat auch endlich einmal Verhandlungsgeschick gezeigt. Bis auf das angebliche Geheimtreffen mit Oliver Kahn ausgerechnet an seinem Heimatort Rheda, das unter fast unerträglichem medialen Getöse zu einer Farce geriet, hat der milliardenschwere Unternehmer im Verborgenen gewirkt. Und dass er seinen Wunschkandidaten schon gleich nach der überfälligen Trennung von Ex-Manager Andreas Müller für ein mögliches Engagement auf Schalke „emotional auflud“, widerlegt die allgemein verbreitete Behauptung, er hätte nun mal keine Ahnung vom Fußball.
Magath nach Schalke zu holen ist das Beste, was dem Verein in seiner jetzigen Phase passieren konnte. Natürlich kann auch der Disziplinfanatiker im Revier scheitern, doch er wird viel länger neue und auf den ersten Blick nicht gleich erfolgversprechende Dinge ausprobieren dürfen, ohne dass er gleich vom heißen Umfeld in Gelsenkirchen umgeblasen würde.
Magath ist stark genug, um sich auch auf Schalke durchzusetzen. Dass er ein Dickkopf ist, hat er in seiner Vergangenheit oft genug bewiesen. Dabei Erfolg zu haben und eben nicht an seinen Ansprüchen zu scheitern, das ist die Kunst.