Es klang alles so vielversprechend: Nach Monaten des Rückenleidens sollte Ilkay Gündogan fernab der Heimat endlich wieder ganz normal trainieren und erste Einsatzminuten sammeln, um möglichst schon zum Start der Rückrunde wieder eine Alternative zu sein. Doch daraus ist einstweilen nichts geworden.
Als Jürgen Klopp am Samstag nach dem Testspiel gegen Standard Lüttich (2:0), bei dem Gündogan nicht hatte mitwirken können, erklärte, sein Chef-Stratege habe im Training einen leichten Schlag abbekommen und sich daher „noch nicht sicher gefühlt“, da deutete wenig auf einen ernsthaften Rückschlag hin. Seither ist Gündogan allerdings nicht mehr in Erscheinung getreten.
Die Zeit verrinnt
Statt bei besten Bedingungen an seinem Comeback zu arbeiten, verbrachte das Dortmunder Sorgenkind die Tage auf seinem Zimmer. Eine Bronchitis nahm dem defensiven Mittelfeldspieler nicht nur den gerade erst aufgenommenen Schwung, sondern auch Zimmerpartner Oliver Kirch, der sicherheitshalber umquartiert wurde. Am Mittwoch beschloss die medizinische Abteilung schließlich, Gündogan vorzeitig zurück nach Dortmund fliegen zu lassen. Sein Zustand habe sich zwar ein wenig verbessert, an Training sei in La Manga aber nicht zu denken.
Prognosen darüber, wann Gündogan wieder ins Training einsteigen kann, sind schwierig zu machen. Klopp hofft, dass es schon zu Beginn der neuen Woche so weit sein wird. Fakt ist dagegen, dass er eine immens wichtige Phase der Vorbereitung verpasst hat und die Zeit gnadenlos verrinnt. Anhaltspunkte dafür, dass er nächsten Samstag gegen den FC Augsburg (15.30 Uhr) im Kader steht, sind derzeit rar. Dabei hatte nicht nur Mats Hummels durch Gündogans Rückkehr auf „mehr Variabilität“ im Zentrum gesetzt.
Nicht zuletzt deshalb hat Klopp in Spanien ein Experiment anlaufen lassen, das er gedanklich schon ein ums andere Mal durchgespielt hat. Sowohl gegen Lüttich als auch am Dienstag gegen den VfL Bochum (2:1) zog der BVB-Coach Henrikh Mkhitaryan auf die Sechser-Position zurück. Vom spielstarken Armenier erhofft er sich - im Fall der Fälle - mehr und auch neue Impulse im gegen Ende des Jahres 2013 manchmal zu statischen Aufbauspiel. Eine Rolle, die Mkhitaryan im Grunde genommen liegen sollte, schließlich gehört es zu seinen Stärken, mit viel Tempo aus der Tiefe zu kommen.
„Manchmal ist er verkrampft“
Dass der Dortmunder Rekordtransfer die an ihn gestellten Aufgaben in der Theorie lösen kann, steht außer Frage. In der Praxis fällt es ihm indes nach wie vor schwer, dauerhaft sein Potenzial abzurufen. „Micki ist immer sehr bemüht, er will immer, aber es gibt unterschiedliche Gründe, warum er manchmal nicht gut spielt“, erklärt Klopp. Auch beim Test gegen Bochum absolvierte Mkhitaryan äußerst blasse 45 Minuten. „Manchmal ist er einfach verkrampft. Deswegen muss ich mit ihm auch mal sprechen, keine Frage. Ob diese Experimente schon abgebrochen werden, muss ich mir noch überlegen.“
Mkhitaryan als defensiven Mittelfeldspieler aufzubieten, ist zwar kein Verlegenheits-, wohl aber ein Notfall-Plan. Am liebsten hätte Klopp neben Nuri Sahin wieder einen Ilkay Gündogan im Vollbesitz seiner Kräfte. In welcher nahen oder fernen Zukunft es diesen aber geben wird, ist im Moment nicht abschließend zu klären.