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BVB: Reinhold Wosab
"Eigentlich wollte ich zu Schalke"

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BVB: Warum Wosab Schalkes Gawliczek "Arschloch" nannte
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Wenn Reinhold Wosab auf seine Spiele gegen Schalke 04 zurückblickt, dann sind es in erster Linie die vielen positiven Erinnerungen, die überwiegen.

Die Erinnerungen an Tore, an schöne Vorlagen, an hohe Siege. Er sagt dann Sätze wie „Wenn Schalke kam, haben wir sie vorgeführt“ oder „Die Königsblauen haben wir in den ersten Jahren immer vom Platz gefegt.“ Nun wirken Geschehnisse in der Rückschau nicht selten glorreicher, als sie eigentlich waren. Doch geht es um die ersten Derbys in der 1963 gegründeten Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04, sind die Ausführungen Wosabs durchaus zutreffend, woran nicht zuletzt er einen entscheidenden Anteil hat. An sieben Treffern gegen Schalke war er zwischen 1963 und 1968 beteiligt, als der BVB in neun Spielen acht Mal als Sieger den Platz verließ.

Marl statt Bielefeld

Wosab verewigt sich als erster Derby-Torschütze der Bundesliga Er war es auch, der sich am 7. September 1963, einem angenehmen Herbsttag, nach sechs Spielminuten als erster Derby-Torschütze der Bundesliga-Geschichte eintrug. „Eine schöne Sache“, findet er heute. Aber auch nicht mehr, schließlich war es die einzige Begegnung in seinen ersten sieben Jahren bei der Borussia, die der Nachbar gewann (3:1).

Gar nicht groß, aber ein unglaublich guter Kopfballspieler: Reinhold Wosab.

Wer die besondere Beziehung zwischen Wosab und dem FC Schalke verstehen will, wer dahinter kommen möchte, warum der Rechtsaußen in den Derbys immer noch ein bisschen motivierter war als die anderen Spieler, der muss noch ein bisschen zurückgehen, in das Jahr 1957, als der damals 19-Jährige Wosab bei der SpVg. Marl begann. Der Vater seiner damaligen Freundin, die später seine Frau wurde, war Präsident des Vereins und weil ein angedachter Wechsel zu Arminia Bielefeld, wo sich der Nahrungsmittelfabrikant August Oetker eine schlagkräftige Mannschaft zusammenkaufte, scheiterte, lag das Engagement in seiner Heimatstadt nah.

Beim Verbandsligisten traf der Offensivspieler nach Belieben und auch in den Auswahlmannschaften sorgte er für Aufsehen, was schnell eine Reihe namhafter Interessenten auf den Plan rief. Für den Jungspund gab es damals im Prinzip nur eine Möglichkeit: „Eigentlich wollte ich immer zu Schalke“, sagt er geradeheraus.

Rache sich für die gekränkte Ehre

Nach einem 2:0-Sieg seiner Marler gegen Bielefeld, bei dem er beide Treffer erzielte, wollte Wosab seine Zukunft klären. Für die Gelsenkirchener waren Trainer Georg „Schorsch“ Gawliczek und Klub-Legende Ernst Kuzorra gekommen, die Dortmunder waren durch Trainer Hermann Eppenhoff und Herbert Sandmann, der sich um die Kaderplanung kümmerte, vertreten. Was sich dann abspielte, wird der 75-Jährige Wosab „in diesem Leben nicht mehr vergessen“, wie er versichert: „Nach dem Spiel kommt der Gawliczek zu mir und sagt: ‚Von der Sorte haben wir 20 Stück. Dich brauchen wir nicht.‘ Kurz danach kam Herr Eppenhoff und meinte ganz trocken: ‚Wir haben 50 von deiner Sorte, wir wollen dich.‘ Also habe ich in Dortmund unterschrieben.“

Wosab setzt sich gegen Schalkes Torhüter Norbert Nigbur durch.

Es dauerte nicht lange, bis Wosab Gelegenheit erhielt, sich für seine gekränkte Ehre zu revanchieren. Nachdem er schon im Hinspiel den BVB-Treffer beim 1:1 erzielt hatte, kam es am letzten Spieltag der Oberliga zu dem, was heutzutage den Titel „Showdown“ verpasst bekäme. Der 1. FC Köln war als Tabellenführer schon für das Endspiel um die Meisterschaft qualifiziert. Dahinter reichte Schalke ein Unentschieden, um Rang zwei zu verteidigen, während der BVB einen Sieg brauchte, um in das Finale einzuziehen.

Erfolge gegen Schalke taten „immer ein bisschen weh“

Im Stadion Rote Erde erzielte Wosab kurz vor Schluss den Siegtreffer, der Dortmund ins Endspiel brachte und den Weg zur Meisterschaft ebnete. „Nach dem Tor bin ich zu Gawliczek gelaufen und habe gesagt: ‚Von der Sorte hast du also schon 20 Stück, du Arschloch.‘ Er hat getobt und behauptet, das hätte er nie gesagt, aber Kuzorra stand hinter ihm und hat nur genickt. Das fand ich toll.“

Es ist natürlich nicht der einzige Derby-Moment, an den sich Wosab gerne erinnert. Schließlich gab es da auch einen 7:0-Kantersieg oder ein legendäres Nebelspiel („Der Schiri meinte, wir sollen einfach da spielen, wo es hell ist.“), das der BVB mit 6:2 gewann. Aber es ist fraglos der Nachhaltigste. Wenn er gegen Schalke erfolgreich war, dann tat ihm das „immer auch ein bisschen weh, denn mein Herz schlug ein bisschen für Schalke.“ Doch heute weiß er, dass die Absage von Gawliczek ein großes Glück war. „Sonst hätte ich die wunderbare Zeit beim BVB nie erlebt.“

Das Derby am Samstag wird sich Reinhold Wosab wohl im Fernsehen anschauen. Einen genauen Tipp hat er für die Partie nicht, aber eine Hoffnung: „Wir haben Schalke immer weggefegt. Vielleicht machen es die Jungs am Wochenende auch.“

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