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Seit wir zwei uns gefunden: Der RWE-Fanblog
Ist es doch ein entgegenkommender Zug?

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Am Ende meines letzten Fanblogs, der wie so oft vor (zu viel) Optimismus strotzte (so bin ich nun mal), stand folgender Satz: „Hoffen wir, dass das Licht am Ende des RWE-Tunnels diesmal kein entgegenkommender Zug ist, wie es schon so oft war an der Hafenstraße.“

Nur wenige Tage später muss man wohl sagen, dass es wohl doch ein Zug war. Durch die peinliche Pleite gegen Speldorf wurde die DFB-Pokalteilnahme verbockt – und somit die letzte Chance vertan, der Saison zumindest einen kleinen Stempel mit dem Aufdruck „Erfolgreich“ aufdrücken zu können. So aber steht am Ende: Nix!


Und deswegen herrscht rund ums marode Georg-Melches-Stadion mal wieder reflexartig Untergangsstimmung. Meutsch spricht nun vom „kompletten Neuanfang im sportlichen Bereich“ und kann damit auch Strunz meinen, der sich nun Fragen anhören muss. Bei all den positiven Veränderungen, die er in den Verein gebracht hat (allen voran die lange absolut vernachlässigte Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation mit den Anhängern), steht auch er bei der sportlichen Bilanz mit leeren Händen da.

Auf der Gegenseite argumentiert er mit den Entwicklungen abseits des Rasens, die er sich zuschreibt. Bei wie vielen Treffen mit Kölmel und den Stadion-Entscheidern er tatsächlich teilnahm, bleibt für den „normalen Fan“ da fraglich.

Erst fern von seiner Essener Heimat entdeckt Hendrik Gerstung die Leidenschaft für den Klub aus seiner Geburtsstadt. Denn wer wissen will, was „Fan sein“ wirklich bedeutet, der landet irgendwann an der Hafenstraße: Nirgends sonst erlebt man die Gefühlsverbindung Verehrung und Verzweiflung so intensiv – „Oh RWE“. Im RWE-Fanblog gibt Hendrik den rot-weissen Anhängern nun eine Stimme.

Wichtig ist aber nun, dass Strunz erst bei der JHV betonte, sich fortan ausschließlich auf den sportlichen Bereich konzentrieren zu wollen, der bisher zu kurz kam. Dabei ist er nun unter Zugzwanz, ist es doch auch seine Mannschaft, denn er hat diese vor der Saison zusammengestellt und deren Qualität immer wieder verteidigt. Doch was spricht gegen eine zweite Chance für ihn? Eine neue Saison, vor der zwar etliche Spieler ausgetauscht werden müssen, weil sie Leistung konstant verweigerten und den Fans nicht mehr vermittelbar sind, eine Saison aber auch, an deren Ende der Aufstieg stehen kann. Er muss es nicht, garantieren kann man nichts, aber mit einem höheren Teambudget lässt sich vielleicht die Qualität holen, die benötigt wird, um oben mit dabei zu sein. Diese Möglichkeit sollte man Strunz geben, der bisher eben nicht nur Nebenschauplätze (oder Nebenkriegsplätze?) beackern musste, sondern vor allem auch mit wenig Geld ein ganzes Team neu aufbauen musste.

Nun aber kann tatsächlich immerhin ein Stamm von sechs bis sieben Leuten gehalten werden, auch wenn man so kurz nach der Speldorf-Blamage wohl am liebsten alle rausschmeißen würde. Und auch wenn ich bei Bonan zu treu war, plädiere ich dafür, mit Strunz weiterzuarbeiten. Bei den Fans hat er noch immer überwiegend einen guten Stand, was an seinem professionellen Auftreten, seiner gefühlten Transparenz und seinem offensichtlich/hoffentlich vorhandenen Netzwerk liegt.

Er weiß selber, dass er bei einem Scheitern wohl Probleme haben dürfte, so schnell wieder in leitender Funktion bei einem Fußballverein anheuern zu dürfen. Umso engagierter, leidenschaftlicher und erfolgsorientierter wird er die zweite Hälfte des Jahres 2009 auch angehen. Wenn man ihn so lange lässt. Den Fehler, gleichzeitig auch den Trainerposten zu bekleiden, sollte er dabei vermeiden – er dürfte schnell gelernt haben, dass diese Position an der Hafenstraße ein Schleudersitz ist, noch mehr als die eines Sportdirektors.

„Das sind doch Versager“, teilte mir jemand gestern erst am Telefon mit – und ich war nicht sicher, ob er damit nun die Figuren auf dem Platz, auf den Tribünen oder hinter den Klubschreibtischen meinte. „Alle“ war seine Antwort, eine nach den Eindrücken vom Mittwoch wohl korrekte Aussage. Denn auch was einige (wenige) Fans nach Abpfiff boten, ist nicht das, was ich bei RWE sehen will. Was veranlasst jemanden, nach einer Niederlage eines abseits der eigenen Stadtgrenzen relativ unbedeutenden Vereins, zu Steinen zu greifen und diese gezielt auf Personen zu werfen?

Foto: mmb.

Krass formuliert, ist das ein Mordversuch, dessen sollte man sich mal bewusst machen. Bei allem Frust, den ich total verstehen kann, gibt es dafür keinen, aber absolut keinen Grund zu solchen Maßnahmen des „Protestes“ zu greifen. Wenn man seinen Unmut äußern möchte, dann bitte über Schweigen auf den Rängen oder Nichterscheinen, aber doch bitte nicht so. Auch hier muss sich Rot-Weiss verbessern, wobei ich ausdrücklich jene ausklammern möchte, die sich an solch Aktionen nicht beteiligen.

Über die Mannschaft möchte ich an dieser Stelle kein Wort verlieren, das hat sie nicht verdient. Und die paar Namen aufzuzählen, die meiner Meinung nach bleiben dürfen, und auf die anderen einzudreschen, bringt uns auch nicht weiter. Nur noch eine Woche und wir haben eh einen sehr veränderten Kader, mit dem können wir uns dann gerne wieder beschäftigen. Bis dahin kann man zwar versuchen, sich wieder zu beruhigen, eventuell sogar, etwas Abstand von diesem skurillen Verein zu bekommen. Klappen wird aber wohl beides nicht, denn es wird in nächster Zeit viel passieren an der Hafenstraße, vor allem personell.

Und sich von RWE zu entfernen, funktioniert ja auch nicht wirklich für lange Zeit. Wie antwortete ein von mir sehr geschätzter RevierSport-User auf das Ende meines letzten Fanblogs: „Komisch nur, dass man sich trotz bereits dutzendfach entgegengekommener Züge, die man immer mal wieder (jetzt aber wirklich) für das Licht am Ende des Tunnels hielt, wieder aufs Gleis begibt, um zu schauen, obs wieder ein Zug ist oder...“

In diesem Sinne: Bis bald!

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