Nach dem aufopferungsvollen Sieg gegen den HSV schienen die Sterne ganz nah, sogar von Meisterschaft war in einschlägigen Medien die Rede. Acht Punkte betrug da der Vorsprung auf den Sechsten Bremen, die Fußballwelt strahlte Schwarz und Gelb. Dieses Szenario ist nun ganze zwei Wochen her, und unterschiedlicher könnte die Wahrnehmung nach der ernüchternden Heimpleite gegen Frankfurt kaum sein. Vom Himmel in die Hölle in Überschallgeschwindigkeit, Kopfschmerzen nach einer harten Landung gibts gratis dazu. Zwei Pleiten im Rücken und Bayern vor der Brust, Prost Mahlzeit.
In München sieht der BVB traditionell schlecht aus, oft genug gingen die Dortmunder nach einer neuerlichen Lehrstunde wie begossene Pudel vom Platz. Vieles spricht dafür, dass dies am kommenden Samstag ähnlich kommt. Aber selbst wenn es mal wieder eine Pleite setzen sollte, bestünde noch lange kein Grund sich im Keller einzusperren. Diese junge Truppe hat unter Jürgen Klopp schon des öfteren Schwächeperioden erlebt und sich jedes Mal umso stärker wieder freigeschwommen.
Borussia hat in den letzten Monaten am Limit gespielt, alles passte, jedes Rädchen griff ins andere. Dies hing unweigerlich mit dem überragenden Abwehrblock zusammen. Subotic und Hummels in der Innenverteidigung, Sahin und Bender davor bildeten ein Bollwerk, dass durch Kampf, Übersicht, Technik und Spielstärke überzeugte und jeden Gegner um den Verstand brachte. Diesem Viererblock war es zu verdanken, dass die zahlreichen Ausfälle so toll verkraftet wurden (Hajnal, Kehl, Zidan, Tinga, Dede, etc.) und die vielen jungen Spieler nahtlos integriert werden konnten. Schon da kamen allerdings Befürchtungen auf, dass eine Änderung in diesem Gefüge nicht mehr kompensiert werden könnte. Und so scheint es nun tatsächlich gekommen zu sein. Der Ausfall von Sven Bender, nach kicker-Noten immerhin drittbester Mittelfeldspieler der Liga, war der Mosaikstein, der das Gebilde nun zum Einsturz brachte. Mit ihm ging nicht nur ein sehr guter Spieler verloren, sondern die gesamte taktische Grundordnung. Das Team wird nun zum einen auf seine Rückkehr hoffen, zum anderen darf die Truppe aber nicht nur darauf spekulieren. Sie muss die neue Situation annehmen und sich umstellen. Dazu gehört auch im Umfeld die Einsicht, dass der Griff nach den Sternen für diese Mannschaft noch um Jahre zu früh kommt, so schön das Gefühl auch war. Schon eine Quali für die Euro-Leauge wäre eine fantastische Leistung. Allein von den finanziellen Möglichkeiten müssten Teams wie Bremen, Hoffenheim, Wolfsburg und Stuttgart vor den Dortmundern stehen. Dass sie es nicht tun, ist einer bisher tollen Saison geschuldet. Der Vorsprung beträgt jetzt fünf Punkte, verloren ist noch lange nichts.