Garant und zugleich Symbolfigur für den derzeitigen Aufschwung ist ein überragender Nuri Sahin, Dortmunder Eigengewächs und routinierter Jungspund.
„Meisterlicher Auftritt in Wolfsburg“ – so könnte man das Spiel in Wolfsburg vom vergangenen Sonntag in aller Kürze zusammenfassen. Geglänzt haben allerdings nicht die letztjährigen Rückrundenwunderkicker der VW-Betriebsmannschaft, sondern Borussia Dortmund. Mit einer fast schon beängstigend starken Leistung in der 1. Halbzeit wurden die zahmen Wölfe in ihre Einzelteile zerlegt. Nach dem Auswärtserfolg in Hoffenheim und dem beeindruckenden 4:0 gegen Nürnberg war es das dritte dicke Ausrufezeichen für die Konkurrenz hintereinander. Insgesamt steht nun eine Serie von neun Partien ohne Niederlage. Beeindruckende Zahlen, bedacht werden sollte allerdings auch, dass man zur gleichen Zeit der Vorsaison nur einen Punkt weniger auf dem Konto hatte. Jürgen Klopp hat aus dem BVB eine Mannschaft geformt, die in einer Halbserie konstant 25-30 Punkte erreicht und vor allem wegen ihrer Laufbereitschaft sehr schwer zu schlagen ist. Dafür gebührt ihm großes Lob und Anerkennung. Er setzt auf die Jugend und die zahlt es ihm eindrucksvoll zurück. Dennoch sollte man nicht zu überschwänglich werden, diese Bambini-Truppe wird auch wieder Rückschläge verkraften müssen. Dennoch wirkt sie erstaunlich stabil und gefestigt. Die Gründe: Systemwechsel und ein 21-jähriger Türke.
Rückblick: am 7. Spieltag hatte Borussia Dortmund gerade das Derby verloren und erst sechs Punkte auf dem Konto, einen chronisch verletzten Kapitän sowie einen Torjäger, der nicht traf. Seitdem spielt der BVB in einem 4-5-1 System mit zwei Sechsern und einer offensiven Dreierkette davor, Barrios stellt die einzige Spitze. Und auf einmal läuft der Motor, und läuft und läuft und läuft...und dieser Motor hat einen Namen: Nuri Sahin. Der gebürtige Lüdenscheider ist Mann der Stunde und zentraler Akteur der Dortmunder. Seine langen und öffnenden Pässe sind reinster Zucker, und aufgrund seiner perfekten Technik ist es fast ein Ding der Unmöglichkeit, ihm den Ball abzunehmen. Nahezu jeder Angriff läuft über den bescheidenen Türken, der auch außerhalb des Platzes einen unglaublich reifen und intelligenten Eindruck macht. Sein Nebenmann Sven Bender profitiert und wächst an ihm.
Gemeinsam mit „Mr. Unfehlbar“ Mats Hummels (wann ist der endlich ein Thema bei Jogi???) und dem coolen Neven Subotic in der Innenverteidigung bilden sie eine monströs junge, aber auch sehr robuste und abgeklärte Achse, die der Grundstein für die aktuell gute Serie ist. Da der bereits als „Weltnixjäger“ verspottete Barrios das Tor mittlerweile auch ganz gut trifft und man darüber hinaus geneigt ist, Mo Zidan in manchen Situationen noch ein “e“ anzuhängen, steht großen Leistungen kaum noch etwas im Wege. Eine der höchsten Anerkennungen fürs Kloppsche Team ist demnach auch, dass Sebastian Kehl und Alex Frei kaum noch ein Thema sind. Zu gut werden diese beiden Ausnahmekicker momentan ersetzt.
Am Samstag nun gilt es den erfreulichen Trend fortzusetzen, um unter den ersten fünf zu überwintern. Der Rahmen ist bereitet, die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen werfen schon lange ihre Schatten voraus. Lasershows, Riesen-Choreo über alle Tribünen, goldene Trikots, große Party in den Westfalenhallen - die Show rund ums Spiel wird einem großen Verein wie dem BVB wohl gerecht. Dennoch beschleicht nicht nur Jürgen Klopp die Sorge, dass das Wesentliche – die Partie gegen Freiburg – nur als weiterer Baustein des Rahmenprogramms wahrgenommen wird. Das wäre fatal. Zwar würde ein Unentschieden oder gar eine Niederlage den insgesamt positiven Gesamteindruck nicht wesentlich schmälern, aber doch wäre es gerade aus psychologischer Sicht wichtig, mit einem Erfolgserlebnis in die Ferien zu gehen und sich eine internationale Platzierung unter den Weihnachtsbaum zu gönnen.
Der 19.12.2009 – auf den Tag genau 100 Jahre nach Gründung des Ballspielvereins – soll zu einer einzigen Party und einem unvergesslichen Erlebnis für alle Borussen werden. Die Vorzeichen könnten besser nicht sein, und zwar vor allem wegen der enormen sportlichen Perspektive dieser jungen Truppe!