Der Gesandte des Papstes Innozenz X. war aus Rom wahrscheinlich nur die feinsten Delikatessen gewöhnt. 362 Jahre später fällt das Urteil nach Verköstigung von Bier und Bratwurst im Preußenstadion zwar deutlich milder aus, ein formidabler Gaumenschmaus war das, was die Grill - und Zapfmeister produzierten, jedoch keineswegs.
Bier
Schaum:
Wow, auf den ersten Blick gefällt den Augen, was sie zu sehen bekommen. Das kühle Blonde ist trotz fragwürdiger Stopp-and-Go-Taktik zum Ende des Zapfvorgangs sehr ansehnlich geworden. Die Krone beginnt am Eichstrich und wölbt sich leicht über den Rand des Bechers. Festigkeit und Verweildauer sind aber eher bescheiden und schon nach kürzester Zeit ist die gepriesene Schönheit im wahrsten Sinne des Wortes verflossen.
Temperatur:
Obwohl man bei den äußeren Bedingungen eher den Glühwein an der Hammer Straße testen wollte, erwies sich das Gebraute als toll temperiert. Für die Bestnote hätte es sogar noch einen Tick wärmer sein dürfen.
Geschmack:
Es hätte vielleicht schmecken können, wäre da nicht das Gefäß gewesen, aus dem der Trank gereicht wurde. Klar, echte Gläser gibt es zumeist nur ab Landesliga abwärts, aber auch mit den Hartplastik-Pötten im Profifußball kann man durchaus arbeiten. In Münster dachte man sich wohl, dass die Regionalliga irgendwo dazwischen liegt, also nimmt man doch einfach die kostengünstige Weichplastik-Variante. Mal abgesehen davon, dass die Zuschauer immer Gefahr laufen, bei einer spannenden Spielszene das instabile Konstrukt zu zerquetschen, macht es einfach keine Freude, daraus zu trinken und der Geschmack geht auch flöten.
Preis/Leistung:
Dass man für 0,4 l Warsteiner drei Euro hinlegen muss, ist im Prinzip normales Niveau. Aber wenn schon am Becher gespart wird, dann sollte der Fan davon wenigstens etwas in seinem Geldbeutel merken.
Wertung: Ein Becher mies, fünf hervorragend.
Bratwurst
Konsistenz:
Da haben Metzger und Grillmeister – und wahrscheinlich auch noch der Züchter des verarbeiteten Schweines – ganze Arbeit geleistet. Zähne treffen Darm, es gibt ein schönes Knackgeräusch, was will man mehr? Auch die inneren Werte stimmten bei der Wurst. So trocken und knorrig man sich die Münsteraner gerne vorstellt, so saftig und zart grillen sie ihre Bratwurst. Nur ein bisschen knuspriger hätte es sein dürfen.
Aussehen:
Naja, irgendwie braun, aber trotzdem nicht so, wie man sich eine ansprechende Bräune vorstellt. Die Zubereitung wurde nicht genau verfolgt, aber das Objekt der Begierde muss sich geradezu über den Grill gerollt haben, bei einer derart gleichmäßigen Farbe. Dem Tester hätte es besser gefallen, wenn die Wurst oben und unten ein wenig dunkler gewesen wäre.
Temperatur:
Bei Temperaturen im niedrigen einstelligen Bereich geht einem erstmal das Herz auf, wenn das dampfende Verzehrobjekt über die Theke gereicht wird. Da scheint die ersehnte Aufwärmung zu kommen. Die gab es auch, aber etwas mehr Hitze hätte nicht geschadet.
Extras: 2
Mittelmäßig. Zwar standen zwei Sorten Ketchup und ein Senf-Spender bereit, das half dem labbrigen Brötchen aber auch nicht weiter. Da ist auf alle Fälle ausreichend Steigerungspotenzial vorhanden.
Geschmack: 3
Die Geschmacksnerven tanzten zwar nicht vor Freude Tango, waren mit dem, was ihnen geliefert wurde, aber weitestgehend einverstanden. Die Wurst an sich mundete sehr gut, dass es nur zu drei Punkten reichte, hat aber seine Gründe. Erstens trübte erwähntes Brötchen den Gesamteindruck. Ein Punkt Abzug. Zweitens wollte das Auge mitessen und dem Sehnerv gelang es tatsächlich, die Geschmacksnerven zu einem weiteren Abzug zu bewegen.
Preis/Leistung: 2
Mit 2,30 Euro belastet die Wurst das Portemonnaie. Hört sich im Vergleich zu vielen anderen Stadien sogar recht günstig an, dafür handelt es sich aber auch um ein recht kleines Exemplar seiner Zunft, das (siehe Foto) in seiner Verpackung geradzu versinkt.
Wertung: Ein Würstchen mies, fünf hervorragend.