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"90+4"-Expertentalk
Von schlafenden Riesen und Reformen

"90+4"-Expertentalk: Schlafende Riesen und Reformen

Die Bundesstraße 1 ist eine Fußball-Meile, auch jenseits des Dortmunder Ortsausgangsschilds. Allerdings auf etwas anderem Niveau als in der Bier-Stadt.

Denn mit einem stolzem Aushängeschild wie dem BVB kann man in der Nachbarstadt Unna nicht aufwarten. Und das will man auch gar nicht, es sei denn man definiert diesen Anspruch etwas anders. „Für uns ist die Westfalenliga ein realistisches Ziel“, ließ Ingo Peter verlauten. Der „Technische Berater“ der SpVg. Holzwickede schwärmte von der Verbandsliga: „Das ist eine tolle Spielklasse für einen Verein aus unserer Ecke. Dort spielen alleine vier Klubs aus Dortmund und viele weitere attraktive Vereine aus der Gegend.“

Seine HSV ist davon allerdings noch ein Stück weit entfernt. In der Bezirksliga 8 hat man sich in den Jahren eher den Ruf des „ewigen Zweiten“ erarbeitet. „Das ist eine gute Frage, warum es für uns nie ganz zum Aufstieg in die Landesliga gereicht hat“, musste Peter zugeben, „fest steht, dass unser Kader im letzten Jahr die Qualität hatte, aber wohl nicht die erforderliche Quantität.“

90 +4 geht "on Tour"

"90+4" ist ein mittlerweile bekanntes Event im Raum Unna. Einmal im Monat treffen sich in der Lindenbrauerei bekannte Größen aus dem Profi- und Amateurfußball, um diverse Themen wie die Bundesliga, die Champions League oder Auftritte der Deutschen Nationalelf zu behandeln.

Jetzt geht „90+4“ on Tour und macht erstmals Halt in Duisburg. Dort geht es in erster Linie um den Wandel der Nachwuchsarbeit im Fußball.

Prominente Gäste sind diesmal Jürgen Gelsdorf (Bayer Leverkusen), Frank Heinemann (VfL Bochum) und Max Eberl (Borussia Mönchengladbach). Als weiterer Gast fungiert Triathlet Andreas Niedrig, der vor der Podiumsdiskussion „90+4“ einen ganz speziellen Motivationsvortrag halten wird.

Trotz allem: Dem Deutschen Amateurmeister von 1976 trauten alle anwesenden Experten als erstem zu, in der Zukunft für Furore zu sorgen. „Die Spielvereinigung Holzwickede ist ein schlafender Riese“, war auch die Meinung von Eckhard Albrecht. „Ekki“ berichtet seit Jahrzehnten für die Westfälische Rundschau von den Fußballplätzen der Gegend und kennt die Szene wie kein Zweiter: „Von der ganzen Infrastruktur hat da Holzwickede absolut das Zeug dazu, noch oben zu kommen. Das Montanhydraulikstadion, einen kräftigen Sponsor im Rücken und engagierte und fachkundige Leute in den entscheidenden Positionen.“

Aber nicht nur der bekannte Sportreporter, auch der Vorsitzende des Fußball-Kreises Unna-Hamm, Horst Weischenberg, wusste um ein Problem: Die Durchlässigkeit nach oben wird immer geringer, „vor allem, wenn es bald nur noch eine Westfalenliga geben wird.“

In einem anderen Bereich wird es ebenfalls Reformen geben. Weischenberg: „Dass wir uns von der jetzigen Einteilung der Kreise verabschieden müssen, ist bereits beschlossene Sache“, erklärte der Offizielle. „Beim Verband will man die Fußball-Kreise den politischen Kreisen anpassen.“

Eine Entwicklung mit der Michael Schröer sicherlich leben kann. Womit der Vorsitzende des SSV Mühlhausen-Uelzen sich allerdings nicht arrangieren mochte, war die Zersplitterung der Anstoßzeiten der Profis – sonst hätte er nicht den „Verein zur Förderung des Amateurfußballs“ mitbegründet. Der ganz große Durchbruch verblieb den Protestlern verwehrt, weil sie im Kampf für ihre Interessen alleingelassen wurden. „Wir haben ja keine großen Forderungen gestellt und wollten schon gar keine Entschädigungszahlungen. Wir haben nur dafür gekämpft, dass der Sonntagnachmittag den Amateuren vorbehalten belibt. Aber unsere gewählten Vertreter haben uns in dieser Sache nicht vertreten“, ärgert sich Schröer noch immer.


Ganz folgenlos blieb die Initiative jedoch nicht, zumindest in einigen Fällen nahmen die Profiklubs bzw. DFL-Verantwortlichen Rücksicht – auch wenn ein Anstoß am Sonntag um 17.30 Uhr, wie am vergangegen zwischen dem BVB und den Bayern, sicherlich nicht das ganz große Entgegenkommen darstellt. So bleibt auch dem SSV nichts anderes übrig, als sich mit dem Status Quo abzufinden und den eigenen Verein für die Zukunft so gut wie möglich aufzustellen. Glaubt man Schröer, führen die Verantwortlichen des Absteigers aus der Westfalenliga etwas im Schilde: „Wir haben in den letzten Monaten und Wochen im Vorstand viel überlegt, wie wir uns neu positionieren können. Auch eine Fusion oder eine Namensänderung zum Beispiel in ‚MSV Unna‘ stand zur Debatte. Wir möchten noch nichts bekanntgeben, aber das wird in Kürze der Fall sein.“

Man darf gespannt sein, welche Überraschung demnächst am Mühlbach präsentiert wird. Fest steht: In die Westfalenliga würde auch der SSV gern zurückkehren. Doch noch läuft es in Sachen ‚direkter Wiederaufstieg‘ nicht ganz rund. Schröer: „Die Landesliga 5 ist bärenstark, und der SC Roland wird, wenn alles normal läuft Meister. Aber die Westfalenliga ist unheimlich attraktiv, ob man es glaubt oder nicht, wir hätten in der höheren Spielklasse halb so hohe Reisekosten gehabt, wie zur Zeit in der Landesliga.“

Beim Traum von der Westfalenliga schließt sich also auch der Kreis zum Nachbarn aus Holzwickede. Trotz allen Konkurrenzdenkens in Unna, um Unna und um Unna herum...

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