Aber nicht nur die Experten kamen zu Wort, auch die Fans. Im östlichen Revier musste man eigentlich die BVB-Anhänger in der Überzahl vermuten, trotzdem hatten auch die „Knappen“ am Freitagabend eine Art „Heimspiel“. Denn die Gäste bei der zweiten Auflage kamen mit deutlich königsblauer Färbung daher. Peter Neururer war einst Trainer der Schalker, Ingo Anderbrügge ging als Aktiver gar in die Annallen des Traditionsklubs ein. Selbst der – früher zur Neutralität – verpflichtete Hans-Josef Justen entpuppte sich bei der kurzweiligen Rede-Runde in Unna als Fan der Gelsenkirchener. Das ist „Hausmeister Machulke“ sowieo, sorgt die Kunstfigur von Bernd Böhne doch in der Schalker Arena für das „Facility Management“.
Bei Machulkes Sprüchen bekamen natürlich die Schwarz-Gelben aus der „Lüdenscheid-Nord“ gehörig ihr Fett weg: „Habt ihr schon gehört? Der BVB hat einen neuen Stürmer verpflichtet!“ Die Fans der Dortmunder spitzten die Ohren, wurden aber jäh enttäuscht: „Birgit Prinz – kein Witz!“
Peter Neururer, der noch nie den Ruf eines Leisetreters genoss, sorgte jedoch für das richtige Glechgewicht und nahm trotz der alten Verbundenheit die Königsblauen auf‘s Korn: „Felix Magath stellt sich hin und erzählt, er habe die Gehaltskosten um zwanzig Prozent reduziert. Aber Raúl verdient sechs Millionen im Jahr!“
In der Unnaer Lindenbrauerei wird regelmäßig eine 94-minütige Talkrunde veranstaltet. Vier Gäste stehen dem Moderator Rede und Antwort. Dabei wird über diverse Themen diskutiert. Den Anfang macht eine Talkrunde zum Thema Fußballweltmeisterschaft. Prominente Gesprächspartner aus Fußball und Kultur, sowie Teilnehmer aus dem lokalen Amateursport werden sich an interessanten Diskussionen beteiligen.
Sechs Mal bis zum Ende des Kalenderjahres 2010 empfängt Moderator Ralf Bosse seine Gäste, eine Runde aus Sport-Journalisten, Spielern, Trainern und Funktionären aus dem Amateur- und Profifußball sowie bekannte Künstler zum Fußball-Talk im Sudhaus der Lindenbrauerei in Unna
Hans-Josef Justen, Reporterlegende der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, stieß ins gleiche Horn: „Das was sich im Augenblick auf Schalke tut, ist für meine Begriffe zu kurz gedacht. Hätte Jose Mourinho, Raúl wirklich halten wollen, dann wäre er auch geblieben. Ich habe das Gefühl, im Moment versucht Magath, mit viel Geld alles möglich zu machen. Aber es geht nur über den Weg, Talente zu finden und zu fördern. Das Geld bestimmt am Ende nur den Marktpreis, nicht den Erfolg.“
Justen, der sich als „Fußball-Romantiker“ outete, kam deshalb gerne Neururers Aufforderung nach: „Wenn ich uns so reden hören, dann geht es nur noch um‘s Geld. Leute, lasst uns über Fußball reden!“
Womit das Gespräch beim Erzrivalen ankam: Die Borussen haben sich quasi selbst neu erfunden und mit Trainer Jürgen Klopp seinerzeit genau den richtigen Typen als Coach geholt. „Die haben sich gesucht und gefunden. Kaum zu glauben, dass der nicht aus dem Pott kommt“, fand Neururer.
Auch Anderbrügge, der sich freute, in seiner Karriere „für beide großen Ruhrgebietsvereine gespielt zu haben“, traut Klopp und Co. eine gute Rolle zu. Der ehemalige „Eurofighter“ plauderte besonders gerne aus dem Nähkästchen. Dank seines Elfers im UEFA-Cup-Finale 1997 genießt er „auf Schalke“ Heldenstatus. „Ich war einmal mit Bekannten auf ganz normalen Tribünenplätzen. Plötzlich hat mich ein Fan erkannt und mir dann einen nach dem anderen ausgegeben. Vom Spiel habe ich überhaupt nichts mehr mitbekommen!“
Geschichten, wie sie nur der Fußball schreibt – bei „90+4“ erfährt man sie aus erster Hand!