Vor dem WM-Viertelfinale der Argentinier gegen Deutschland am Samstag in Kapstadt (16.00 Uhr/ZDF und Sky live) wird der Weltfußballer nun aber zum Zocker. "Ich gehe auf doppelt oder nichts", kündigt Messi an und erneuert seine Wette mit Nationalcoach Diego Maradona. Dieser hatte schon vor dem Achtelfinale gegen Mexiko (3:1) darauf gesetzt, dass sein Lieblingsschüler endlich trifft - und wurde enttäuscht.
Messi dribbelt, trickst, sprintet und schießt. Ins Tor wollte der Ball in den bisherigen 360 Turnierminuten aber einfach nicht gehen. "Mein Treffer wird schon noch kommen. Man darf jetzt nicht die Geduld verlieren", wiederholt der Superstar des FC Barcelona inzwischen nach jedem Spiel mit versteinertem Gesichtsausdruck. Messi sorgt zwar immer wieder für geniale Momente, seinen Stempel konnte er der WM jedoch noch nicht aufdrücken.
In der Heimat gibt es schon erste kritische Stimmen. "Nach vier Partien hat man den Eindruck, dass man den wahren Messi nur im Auftaktspiel gegen Nigeria gesehen hat. Danach wurde es für ihn immer schwieriger, sich in das System der Seleccion einzugliedern", mäkelte die argentinische Tagezeitung El Clarin am Dienstag. Noch mehr als bei Barca ist Messi bei der Albiceleste als Dreh- und Angelpunkt des Spiels gefordert. Seine Torgefährlichkeit leidet darunter.
Maradona lässt auf den Dribbelkünstler dennoch nichts kommen. "Lio ist der beste Fußballer der Welt und wird uns zum WM-Titel führen", meint Dieguito und ist in Sachen Messi nie um einen lobhudelnden Vergleich verlegen. Mal ist der 23-Jährige "schnell wie ein Düsenjet", dann "die Kirsche auf dem Kuchen". Alles schön, alles gut. Den argentinischen Fans würde es aber schon reichen, wenn Messi mal wieder Torschütze wäre. In der abglaufenen Saison der Primera Division netzte er schließlich in 35 Spielen 34-mal ein - öfter als jeder andere in Spaniens Eliteliga.
Gonzalo Higuain brachte es im Trikot von Real Madrid zwar nur auf 27 Treffer, stahl Messi in Südafrika bislang aber ein wenig die Show. Vier WM-Tore stehen für den 22-Jährigen schon zu Buche. Auch Carlos Tevez brach mit seinem Doppelpack im Achtelfinale den Bann. Nur Messi hinkt hinterher. "Ich habe so ein Spiel wie gegen Mexiko gebraucht. Nun geht vieles leichter", sagt Tevez: "Jetzt weiß ich, dass ich in Form bin und habe noch mehr Hunger auf Erfolg."
Auch Messi dürfte der Magen kräftig knurren. "Ich hoffe sehr, dass ich gegen Deutschland treffe und die Geschichte eine Wendung nimmt", sagt der Angreifer vor der Neuauflage des WM-Viertelfinales von 2006. Vor vier Jahren hatte ihn der damalige Nationaltrainer Jose Pekerman 120 Minuten auf der Bank schmoren lassen und ihn zum Unverständnis vieler zum Nebendarsteller degradiert.
Am Samstag soll Messi nun die Hauptrolle übernehmen. Das Drehbuch schreiben. Regie führen. Und nach Möglichkeit auch noch ein Tor erzielen. "Wenn man ein ganz großer Spieler werden will, muss man die WM gewinnen", sagt Messi und scheint zum Multi-Tasking bereit.