Der um die Hand gedrehte Rosenkranz sowie sein aschgrauer Anzug haben Diego Maradona bei der WM in Südafrika bislang nur Glück und Siege gebracht. Beim Viertelfinale gegen die deutsche Auswahl am Samstag in Kapstadt will Argentiniens Nationaltrainer die Fußballgötter aber auch auf seiner Wallfahrt durchs Stadion wieder auf seine Seite bringen. Der Pilgerweg, schon viermal bei der WM abgeschritten, beginnt mit der Ankunft des Mannschaftsbusses im Stadion. Maradona verlässt das Gefährt immer mit einem Fangesang auf den Lippen, gefolgt von in die Luft gestoßenen Schimpfworten. Dann führt der Nationaltrainer den Spielerzug Richtung Kabine an.
Beim Aufwärmen der Gauchos gibt es zunächst den traditionellen Schnappschuss mit einem Teammitglied, dann dreht Argentiniens Idol einige Runden am Mittelkreis, bewegt sich weiter Richtung Außenlinie, wo das traditionelle Interview mit einem TV-Sender ansteht, ehe er an den argentinischen Fans vorbeidefiliert. Ein kurzer Gruß in Richtung Familie, eine Sangeseinlage mit den Fans und zurück zum Spielertunnel. Dort warten bereits Gaucho-Anhänger mit dem Foto, das ihn bei der WM 1986 mit dem Pokal in der Hand zeigt. Eine kurze Berührung der "Reliquie", ein zufriedenes Lächeln, und der Pilgerweg ist zu Ende. Nur auf eine Ritualstätte muss Maradona ab sofort verzichten. Der Presseraum in Pretoria, in dem er seine Infotainment-Show abhielt, wurde nach dem letzten Spiel im Loftus-Versfeld-Stadion abgebrochen. Wenn das mal kein schlechtes Omen ist.