Auf den ersten Blick erscheint die am Freitagmittag von Borussia Dortmund verkündete Entscheidung, den Ultras von "The Unity", "Jubos" und "Desperados" ihre Auswärtsdauerkarten zu entziehen, eine harte Sanktion zu sein. Das liegt vor allem daran, dass dadurch nicht nur die wahren Krawallmacher vom Derby die Konsequenzen tragen müssen, sondern auch Personen, die nicht an den Ausschreitungen beteiligt waren.
Den Ultras ist ein Privileg genommen worden
Über eine unberechtigte Kollektivstrafe dürfen sich die Ultras jedoch nicht beschweren. Es dürfte außer Frage stehen, dass die Vertreter der Gruppierungen, die sich in der letzten Woche mit BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke zu einem Gespräch getroffen haben, die Vorfälle zwar verurteilt, nicht aber ihre Grundsätze guter Kameradschaft verraten und die ihnen sicherlich größtenteils bekannten Beteiligten genannt haben. Folglich ist es in diesem Fall wohl die einzig mögliche Entscheidung gewesen, die Ultras in ihrer Gesamtheit zu bestrafen. Wer im Stadion als Gruppe Privilegien genießt, trägt - bei allem Verständnis für gelebte Solidarität - auch als Gruppe Verantwortung.
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Ob die Maßnahme jedoch wirklich so hart ist wie sie im ersten Moment erscheint, darüber lässt sich streiten. Vieles spricht dafür, dass die betroffenen Personen auch künftig den BVB bei Auswärtsspielen unterstützen können. Unterm Strich ist den Ultras nämlich lediglich eines ihrer Privilegien genommen worden und nicht die Berechtigung, ihren Verein in der Fremde zu unterstützen. Dementsprechend wirkt die Maßnahme nach außen zwar hart, ist es in Wirklichkeit aber nur bedingt. Die Ultras haben in der Vergangenheit bei Protesten wie "12:12" und "Kein Zwanni" sowie zahlreichen Choreografien vor allem zwei Dinge unter Beweis gestellt: sie sind kreativ und gut organisiert.
Für das Gros der Betroffenen wird es kein Problem darstellen, sich über andere Wege Tickets für die Auswärtsspiele zu besorgen. Der BVB wird zudem überhaupt kein Interesse daran haben, seine friedlichen Ultras von den Spielen auszuschließen und der Mannschaft damit einen Teil der zumeist großartigen Unterstützung zu nehmen.