Was sich rund um den KFC Uerdingen abspielt, ist filmreif. Die jüngste Episode: Ein, vermeintlich vom Vorstand unterzeichnetes, Schriftstück, das an die Gläubiger versendet wurde.
Aber kam es überhaupt aus der Chefetage? Die Unterschrift auf dem Schreiben ist weder dem ersten Vorsitzenden Thomas Platzer, noch seinen Kollegen Peter Kahstein und Dirk Röthig zuzuordnen. Platzer hat sich gegenüber RevierSport ohnehin bereits von dem Schriftstück distanziert.
Zuvor hatte es unter anderem eine Schlammschlacht rund um möglicherweise verschwundene Gelder und um die von Radio-Blau-Rot eingetragenen Namensrechte am KFC Uerdingen gegeben. Letzterer Fall zog eine Klage des Duos Kahstein/Röthig nach sich, wie das Radio öffentlich machte.
Der Vorstand bekriegt sich seit Wochen öffentlich, doch eigentlich gibt es in einem Verein doch Institutionen, die das verhindern oder zumindest befrieden sollten. Davon ist weder von Seiten des Verwaltungsrates, noch von Seiten des Ehrenrates öffentlich etwas zu sehen. Stattdessen hängen Fans und Mitglieder in der Luft und werden häppchenweise über "Radio Blau-Rot" versorgt.
Zunächst zum Ehrenrat: "Er hat die Aufgabe, sich für ein harmonisches Vereinsleben im Sinne der Vereinssatzung und der Tradition des Vereins einzusetzen", steht in der Satzung des KFC und Paragraph 14, Absatz drei, geschrieben.
Wie gut das offenkundig klappt, können Beobachter anhand unserer Berichterstattung aus der jüngeren Vergangenheit nachvollziehen. Nach den Fragen rund um Gelder aus dem MSV-Spiel hatte der erste Vorsitzende Sven Hartmann in Sozialen Medien den Einsatz eines unabhängigen Finanzprüfers angekündigt. RevierSport zeigte jedoch: Der Finanzprüfer gehört zur gleichen Unternehmensgruppe wie der unabhängige Steuerberater des KFC Uerdingen.
Abgesehen von einem Interview bei "Radio Blau-Rot" Mitte Dezember war es das an nennenswerten, öffentlichen Statements.
KFC Uerdingen: Kontrollorgan Verwaltungsrat hält sich bedeckt
Auch das Handeln, beziehungsweise offenkundige eher "Nicht-Handeln", des Verwaltungsrates wirft Fragen auf. In der Satzung des KFC Uerdingen heißt es unter Paragraph zwölf, Absatz 14: "Der Verwaltungsrat kontrolliert die Wahrnehmung der Vereinsaufgaben durch den Vorstand. Er vertritt den Verein gegenüber dem Vorstand."
Zu diesen Vereinsaufgaben zählen laut Satzung die Verantwortlichkeit und Zuständigkeit für die Verwaltung der Geldmittel des Vereins, Verantwortlichkeit und Zuständigkeit für die Vereinsjugend, die sowie sportliche Leitung.
Und gerade in Sachen Finanzen soll laut Platzer über Wochen und Monate vieles schiefgelaufen sein. Zudem hat der KFC Uerdingen weiterhin keinen Hauptsponsor: Der Deal mit Mercedes Herbrand liegt auf Eis, wie Mehmet Eser, der mächtige Mann beim KFC, Mitte Dezember verriet.
Es gibt also keine wirklich verlässliche Saisonplanung, die nicht auf Mehmet Esers Gönnerhaftigkeit beruht. Denn die jüngsten Spielergehälter hatte Eser aus eigener Tasche bezahlt - als Darlehen, das er wieder zurückhaben möchte. Im Dezember hat Eser dann aber nicht mehr ausgeholfen. Nach RS-Infos stehen diese Spielergehälter bis heute aus.
Stattdessen bekriegen sich die Vorstände öffentlich und werfen sich gegenseitig vor, dass Gelder verschwunden sein könnten (Platzer in Richtung Kahstein/Röthig), respektive möglicherweise veruntreut worden seien (Kahstein/Röthig in Richtung Platzer).
Die Bemühung, das Ganze aufzuklären (oder "die Wahrnehmung der Vereinsaufgaben durch den Vorstand zu kontrollieren", wie es in der Satzung heißt) sollte eigentlich dem Verwaltungsrat obliegen. Denn es dürfte auch die Mitglieder und Fans brennend interessieren, wer in der ganzen Causa denn nun recht hat und wer im Umkehrschluss auch möglicherweise nicht mehr tragbar ist für den Verein. Doch bis auf den erwähnten Wirtschaftsprüfer kam: nichts. Ein Armutszeugnis.