Von Januar 2015 bis Ende Oktober 2019 war Farat Toku Trainer und der starke Mann bei der SG Wattenscheid 09. Er sorgte dafür, dass die Mannschaft, ja und auch, dass der Klub funktionierten.
Im März 2020 absolvierte der 41-Jährige dann den Fußballlehrer-Lehrgang, den er im Mai 2021 erfolgreich abschloss. RevierSport hat beim gebürtigen Bochumer nachgefragt, was er aktuell eigentlich macht - und: Warum er immer noch keinen neuen Verein gefunden hat?
Farat Toku, wie kommt es eigentlich, dass Sie immer noch ohne Klub sind?
Ich habe mich bewusst entschieden, dass ich den Fußballlehrer in vollen Zügen genieße und alles mitnehme. In der Zeit des Lehrgangs habe ich alle Anfragen von mir ferngehalten. Wattenscheid hat mich viel Kraft gekostet und im Fußballlehrer-Lehrgang wollte ich einiges dazulernen, neue Dinge entdecken und mich voll in diesen Lehrgang stürzen. Das ist mir zum Glück auch mit Erfolg gelungen.
Früher wollte ich das vielleicht nicht ganz wahrhaben, aber mittlerweile habe ich gemerkt, wie wichtig das Netzwerk im Fußball ist. Ohne Kontakte geht einfach gar nichts. Das ist leider die Wahrheit. Ich habe mein Netzwerk im In- und Ausland ausgebaut und viel hospitiert.
Farat Toku
Der Lehrgang ist aber mittlerweile rund ein Jahr beendet...
Ja, das ist richtig. Ich habe viele Gespräche mit verschiedenen Klubs, in unterschiedlichen Ligen geführt. Es waren auch interessante Gespräche dabei. Letztendlich muss ich für mich von der Sache überzeugt sein und das volle Vertrauen des Klubs spüren. Das war nicht der Fall. Ich werde keinen Job annehmen, um einfach nur einen Job zu haben.
Wie meinen Sie das?
Früher wollte ich das vielleicht nicht ganz wahrhaben, aber mittlerweile habe ich gemerkt, wie wichtig das Netzwerk im Fußball ist. Ohne Kontakte geht einfach gar nichts. Das ist leider die Wahrheit. Ich habe mein Netzwerk im In- und Ausland ausgebaut und viel hospitiert. Ich war in Belgien, Holland, Österreich, Polen, Spanien und der Türkei. In Alkmaar, Sevilla, Cracovia Krakau oder auch bei einigen türkischen Vereinen war ich zugegen. Das waren alles sehr spannende und interessante Erkenntnisse, die ich nicht missen will.
Ich mache keinen Job, um einen Job zu haben. Die Schlüsselfragen sind: Passt der Verein zu mir, passe ich zum Verein? Hat der Verein Bock auf mich, habe ich Bock auf den Verein? Wenn diese Basis gegeben ist, dann kann alles schnell gehen.
Farat Toku
Aber es muss Sie doch langsam kitzeln, wieder auf dem Rasen zu stehen?
Auf jeden Fall! Ich würde lügen, wenn ich etwas anderes behaupten würde. Es kitzelt, es fehlt die Arbeit auf dem Platz, der Alltag des Trainers, die Kommunikation mit den Spielern. Ich liebe es etwas zu entwickeln, die Jungs auf dem Platz zu fördern und fordern - aber auch außerhalb des Platzes mit ihnen zu arbeiten. Ich kann so viel verraten, dass ich aktuell auch in Gesprächen mit Vereinen bin.
In welchen Ligen schauen Sie sich denn um?
Ich schaue mir alles von der Bundesliga bis zur Regionalliga an, aber auch die U17- und U19-Bundesligen verfolge ich und schaue mir Spiele an. Auch im Ausland verfolge ich den Fußball. Und dabei geht es nicht nur um Vereine, sondern auch Spieler. Man muss auf den Tag X bestens vorbereitet sein.
Wie sollte denn Ihr neuer Verein sein?
Nochmal: Ich mache keinen Job, um einen Job zu haben. Die Schlüsselfragen sind: Passt der Verein zu mir, passe ich zum Verein? Hat der Verein Bock auf mich, habe ich Bock auf den Verein? Wenn diese Basis gegeben ist, dann kann alles schnell gehen. Es muss einfach von Beginn an das nötige Vertrauen vorhanden sein. Nur dann kann man auch seine Arbeit am besten ausüben.
Wie verfolgen Sie eigentlich das Geschehen in der Regionalliga West?
Die Spitzengruppe in der Liga ist ausgeglichen. Es überrascht mich nicht, wer da oben ist. Die direkten Duelle werden am Ende entscheidend sein. Denn sowohl Rot-Weiss Essen als auch die Verfolger Preußen Münster und Fortuna Köln besitzen in der Tiefe und Breite sehr gute Kader. RWE hat mit Sicherheit auch die besten finanziellen Voraussetzungen, um solch einen Kader zusammenzustellen. Aber am Ende wird nicht das Geld entscheiden, sondern die Psyche. In den letzten vier, fünf Spielen muss man nicht nur performen, sondern auch vorm Kopf her brutal stark sein. Ich will da gar keinen Tipp abgeben und bin selbst gespannt, wer das Rennen machen wird.