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Das ganze Interview der Ultras Essen

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Ultras Essen: Das große Interview

Es ist eine seltene Gelegenheit. Ultras stellen zwar in beinahe allen deutschen Stadien eine gewichtige Stimme. Den Kontakt mit der Presse scheuen jedoch viele.

Zu oft wurde die Bewegung viel zu unreflektiert behandelt und mit dumpfen Vorurteilen abgeurteilt, sah sich mit reißerischer Stimmungsmache konfrontiert. Dabei sind die Ultras längst der Schrittmacher der Kurve und Verteidiger einer bedrohten Fankultur. Der Vorstand der Ultras Essen gab uns trotz aller Skepsis die Chance zu einem ausführlichen Interview, das wir in sechs Teilen veröffentlichen.

Fangen wir mal ganz grundsätzlich an: Wie und warum wird man überhaupt Ultra? Kann da jeder kommen?

Ehrlich gesagt können wir die beiden ersten Fragen nicht beantworten. Auch die dritte Frage ist schwer allgemeingültig zu beantworten, da hier jeder einen anderen Maßstab setzt. Wenn wir uns ernsthaft mit den Fragestellungen auseinandersetzen würden, würden wir in eine endlose, philosophisch anmaßende Antwort ausufern, daher vielleicht ganz kurz unser Verständnis von Ultra: Für uns bedeutet Ultra einen Schritt weiterzugehen als andere. Wenn andere das Spiel am Wochenende abgehakt haben, denken wir noch drüber nach. Wenn andere nach der Arbeit oder Schule nach Hause fahren und sich ausruhen, arbeiten wir an einer Choreo. Wenn andere mal keine Lust auf Fußball haben, weil vielleicht auch gerade alles schlecht läuft oder das Wetter mies ist, sind wir trotzdem da. Es ist im Endeffekt vielmehr ein Gefühl, das man aus Überzeugung lebt, nicht die Befolgung gewisser Regeln, die man als Ultra zu beachten hat. Unserem Maßstab nach kann dies jeder tun, wenn er sich damit arrangiert. Ultra sein heißt eben nicht nur Ultra auf dem Shirt stehen zu haben. Ultra lebt sich für uns aber auch sehr stark über die Gemeinschaft und definiert sich dabei nicht über Alter, Geschlecht oder Nationalität. Ultra ist für uns eine Lebenseinstellung und damit mehr als nur das Spiel am Wochenende...

Wie alt ist euer jüngstes und ältestes Mitglied und wie alt ist eure Gruppe im Durchschnitt?

Wie heißt es so schön in einem unserer Lieder: „[...] vom rotznasigen Bengel, bis zum tatterigen Greis [...]“. Unsere Gruppe führt die Möglichkeit einer Fördermitgliedschaft, sprich eine Mitgliedschaft für diejenigen, die unsere Gruppe eher passiv unterstützen wollen, manchmal eben auch nur finanziell. Aus diesem Grund haben wir vom 16- bis zum 60-jährigen alle Lebenslagen bei uns vereint. Der Durchschnitt ist aber tatsächlich bei den Leuten Anfang 20 zu suchen. Das Durchschnittsalter der führenden Personen innerhalb der Gruppe ist jedoch auf 30 Jahre zu schätzen.


Seit 12 Jahren gibt es die Ultras Essen bereits. Hat sich seit der Gründung daran etwas verändert? Wart ihr also früher insgesamt jünger?

Nicht wirklich. Als man 2002 anfing, bestand die Gruppe zu dieser Zeit aus einem Zusammenschluss bereits bestehender Fanclubs. Auch das damalige Alter der meisten lag bei durchschnittlich 20, hier allerdings eben auch betreffend die Führungspersonen. Heißt also unterm Strich, die Basis der Gruppe mit dem Durchschnittsalter ist geblieben, während der Kopf durchaus älter geworden ist. Zudem hat sich eben geändert, dass die Gruppe insgesamt auf eine breitere Basis aufbauen kann. Die Mitgliederzahl hat sich erheblich gesteigert und vor allem die Fördermitglieder geben uns hier und da ganz andere Möglichkeiten, andere Ansichten, Ressourcen oder einfach helfende Hände, die mit in das tägliche Gruppenleben einfließen. Dies war unterm Strich ein wichtiger Schritt für die Gruppe.

Zwischenzeitlich hat der Verein eine seiner schwersten Krisen durchlebt: Ist der Nachwuchs durch die Insolvenz etwas weggebrochen oder ist der Zulauf unverändert?

Der Nachwuchs ist nach wie vor vorhanden und das nicht nur auf die Ultraszene bezogen. RWE hat nach wie vor in allen Altersgruppen eine hohe Anziehungskraft vorzuweisen. Das unterstreicht wieder die Besonderheit dieses Vereins, denn gerade aktuell wird nicht der beste Fußball gespielt und der Wettbewerb an Vereinen im Ruhrgebiet ist ja nicht gerade klein, von daher können wir uns an der Hafenstraße nicht beschweren. Wenn man das mal im Großen und Ganzen sieht, und die Mitgliederzahl des Vereins bzw. Zuschauerzahlen so mancher Spiele mit denen von Oberhausen, Duisburg und Bochum vergleicht, braucht man sich nicht zu verstecken. Es macht einfach Spaß, wenn man sich die Bolzplätze der Stadt anschaut und neben den allgegenwärtigen Bayern- und Dortmund-Trikots eben auch schon bei den Jüngsten rot-weisse Trikots erblicken kann, keine Selbstverständlichkeit bei einem Viertligisten... Auch bezogen auf unsere Gruppe reißt der Zustrom pro Saison nicht spürbar ab. Auch wenn wir unsere Nachwuchsgruppe qUErulanten aufgelöst haben, hindert das den Nachwuchs (zu Recht) nicht daran, sich bei uns anzumelden. Dass hiervon natürlich viele wieder durchs Rost fallen und nach einiger Zeit für sich erkennen, dass Ultra doch mit Arbeit und ein wenig Anspruch an sich selbst verbunden ist, liegt in der Natur der Sache. Wenn wir aber pro Jahr drei, vier brauchbare, motivierte und aktive Leute in die Hauptgruppe bringen können, ist das schon ein toller Erfolg. Und dies gelingt uns bislang Jahr für Jahr aufs Neue.

Seit wann seid ihr dabei und wie viele sind der Gründungsmitgliedern bis denn heute dabei geblieben?

Das ist teilweise sehr unterschiedlich und zeugt von unserer Vielfalt. Die Älteren von uns turnen seit Anfang der 90er an der Hafenstraße rum. Viele von uns sind durch den Vater zum Fußball gekommen. Die typische Karriere von einem Fan irgendwie. Später mit den Schulfreunden ins Stadion und dann in die aktive Fanszene eingestiegen. So haben sich um die Jahrtausendwende auch einige Fanclubs gegründet, aus denen dann die Ultras Essen entstanden sind. Aktuell befindet sich noch ein Gründungsmitglied in einer führenden Position. Der Rest tummelt sich eher im Förderkreis. Familie und Beruf rauben einem im Alter viel Zeit, da verschieben sich bei vielen die Prioritäten, daher sind auch nicht mehr alle Gründungsmitglieder in der Gruppe. Leider haben uns aber über die Jahre auch verdiente Leute verlassen, weil man sich nicht immer in allen Fragen einig war. Das tat manchmal zugegeben sehr weh, aber irgendwie ging es bisher immer weiter. Was uns allerdings freut ist die Tatsache, dass man eigentlich zu allen der ehemals führenden und verdienten Mitgliedern einen ordentlichen Kontakt hat und jedem noch die Hand geben kann.

Viele Zuschauer sehen euch nur am Spieltag. Aber wie organisiert ihr euch intern? Gibt es regelmäßige Treffen oder beschränkt sich das auf die Kurve?

Das Geschehen in der Kurve, auch wenn es der wichtigste Part ist, hat mittlerweile den kleinsten Anteil hinsichtlich unseres Gruppenlebens. Wir betreiben eine eigene Räumlichkeit, in der wir gemeinsam eine Menge Zeit verbringen. Es gibt Leute, die sehen sich jeden Tag. Unterm Strich haben wir wohl, wenn auch im Kleinen, den gleichen Aufwand, den unser Verein hat. Unterteilt ist das wie angesprochen in eine Haupt- und eine Fördergruppe, aktiv und passiv quasi, wenn auch manchmal die Grenzen sicher schwimmend sind was die Aktivität der Leute angeht. Die so genannte Hauptgruppe beheimatet aber jene Leute, die den Laden am Laufen halten und sich wirklich den Hintern aufreißen, dass das auch so bleibt. Auch wir unterhalten zudem verschiedene „Abteilungen“, welche sich um die einzelnen Bereiche kümmern. Die eine um die Mitglieder, die andere um die Choreos, die nächste um die eigene Räumlichkeit usw. - und das alles logischerweise aus eigenem Antrieb und ohne finanziellen Hintergrund. Das Geld was hängen bleibt, wird für Choreos, Tifomaterial und etwaige sonstige Beschaffungen ausgegeben.

Ihr habt immer wieder mit riesigen Choreographien für Aufsehen gesorgt. Wie viel Zeit und Geld hat etwa die Choreographie zum Abschied vom Georg-Melches-Stadion gekostet? Und wie lernt man, so etwas überhaupt zu bauen?

Die GMS-Abschiedschoreo war die aufwendigste und größte Choreo, die wir in Essen jemals hatten und die erste Choreo, mit der wir die 10.000 €-Grenze überschritten haben. Das ist viel Geld, das wir als Gruppe auch erstmal zusammen bekommen müssen. Das geht nur über unsere Beiträge, über den Standverkauf und die vielen Spenden, die wir regelmäßig, aber vor allem nach den Choreos von den RWE-Fans bekommen. Wir haben zum Teil große Gönner, die uns immer wieder mit einem größeren Geldbetrag unterstützen, bei denen wir selber teilweise schlucken müssen. Wichtig sind aber auch die vielen kleinen Spenden und die Käufe an unserem Stand, die uns erst in die Lage versetzen, solche Summen zu stemmen. Nicht zu vergessen auch die Beiträge aus der Fördermitgliedschaft, aber auch viele Sachspenden (hier mal ein Pott Farbe, hier mal Kabelrohre). Dieser Zuspruch macht uns einerseits stolz, andererseits spornt er uns immer wieder an, den Leuten genau dies an anderer Stelle zurückzugeben. Wichtig war und ist uns jedoch, dass wir weiterhin unabhängig bleiben, um uns auch inhaltlich nicht reinreden zu lassen. Dazu gehört auch eine gewisse finanzielle und räumliche Unabhängigkeit. An dieser Stelle gebührt aber Herrn Dr. Welling, Herrn Hülsmann und der Stadt Essen ein gesonderter Dank, da sie uns für die ganz großen Choreos Räumlichkeiten organisieren konnten, in denen wir in den heißen Phasen Tag und Nacht arbeiten konnten. Erst dies ermöglicht Choreos in der Größenordnung wie beim Abschied vom GMS. Was den zeitlichen Aufwand angeht, können wir das beim besten Willen nicht in Stunden quantifizieren. Der Ablauf bei jeder Choreo ist immer der gleiche: Am Anfang steht eine verrückte Idee, bei der alle sagen „Geht nicht, klappt nicht!“. Die Idee wird besprochen, geändert, erweitert und setzt sich letztlich durch, man beginnt mit den Arbeiten und kommt gut voran. Dann kommt eine Phase, in der man einfach keinen Fortschritt sieht, die zu malenden oder klebenden Flächen kleiner werden und man sich Nächte um die Ohren haut, um nur einen ganz kleinen Teil der Choreo fertig zu stellen. Nach stundenlangem Aufeinanderhocken hasst man sich untereinander und erst recht die Choreo. Aber es muss weitergehen. Dann geht es an die Terminplanung, man spricht mit dem Verein über den Spieltag und die Abläufe und dann wird es bei uns hektisch und stressig. Nachtschicht auf Nachtschicht folgt, Leute nehmen sich nen Krankenschein um die Choreo termingerecht fertig zu stellen. Und letztlich hat es immer irgendwie gepasst. Die GMS-Abschiedschoreo oder auch die Pokalsieger-Choreo sind keine Frage von Wochen, sondern eher von Monaten. Was das Lernen angeht, ist das eigentlich eher „learning by doing“. Es ist manchmal schon witzig, wenn ein 16jähriger vor einer Nähmaschine steht und nicht weiß, was er machen soll. Drei Monate später hat er es dann aber drauf. Klar schauen wir auch viel in andere Stadien, aber wir haben für uns den Anspruch, eigene und individuelle Aktionen zu machen, die eben auch zu RWE passen. Man muss aber ganz klar sagen, dass wir nicht so angefangen haben. Die GMS-Abschieds-Choreo war sicherlich mit das Highlight an der Hafenstraße was Umfang und Qualität angeht, das sah vor 12 Jahren ja noch ganz anders aus. Der Fortschritt ist halt wichtig und das ist auch eine Sache, die für uns im Fokus steht, dass wir eben nicht auf derselben Stelle treten, sondern wir uns weiterentwickeln. Wichtig ist uns an dieser Stelle aber noch eins: wir wollen nochmals ein „Danke“ an die Tribünenbesucher loswerden, welche gerade die letzten Choreos zu etwas ganz Besonderem gemacht haben! Wir sind uns bewusst, dass nicht jeder Essener etwas mit solchen Aktionen anfangen kann und viele Unverständnis haben, wenn mal fünf Minuten das Spielfeld verdeckt wird. Aber genau hier fängt der gegenseitige Respekt an und dass eben dieser uns anhand diverser Mails, Gespräche oder Spenden entgegengebracht wird, erfüllt uns mit großem Stolz. Von daher können wir ebenso stolz auf die Entwicklung hinsichtlich „Choreos und optischem Support“ an der Hafenstraße zurückblicken und wollen dies nun auf der West ausbauen.

Auf Seite 2 geht es mit dem 2. Teil des Interviews weiter:

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Mannschaften

Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 SC Verl 14 4 5 5 17:21 -4 17
15 Hansa Rostock 14 4 4 6 18:17 1 16
16 Rot-Weiss Essen 14 4 3 7 20:25 -5 15
17 VfB Stuttgart II 14 4 3 7 19:25 -6 15
18 Hannover 96 II 14 3 3 8 16:24 -8 12
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 Waldhof Mannheim 6 3 1 2 10:7 3 10
15 Alemannia Aachen 7 2 4 1 7:5 2 10
16 Rot-Weiss Essen 7 3 1 3 11:10 1 10
17 SC Verl 7 2 3 2 7:10 -3 9
18 VfL Osnabrück 7 2 2 3 9:14 -5 8
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 Waldhof Mannheim 8 1 4 3 6:10 -4 7
15 Borussia Dortmund II 7 1 2 4 14:19 -5 5
16 Rot-Weiss Essen 7 1 2 4 9:15 -6 5
17 Hansa Rostock 7 1 1 5 4:11 -7 4
18 VfL Osnabrück 7 0 2 5 7:14 -7 2

Transfers

Rot-Weiss Essen

Rot-Weiss Essen

14 A
Erzgebirge Aue Logo
Erzgebirge Aue
Sonntag, 10.11.2024 16:30 Uhr
2:1 (2:0)
15 H
SV Sandhausen Logo
SV Sandhausen
Samstag, 23.11.2024 14:00 Uhr
-:- (-:-)
16 A
1. FC Saarbrücken Logo
1. FC Saarbrücken
Sonntag, 01.12.2024 16:30 Uhr
-:- (-:-)
15 H
SV Sandhausen Logo
SV Sandhausen
Samstag, 23.11.2024 14:00 Uhr
-:- (-:-)
14 A
Erzgebirge Aue Logo
Erzgebirge Aue
Sonntag, 10.11.2024 16:30 Uhr
2:1 (2:0)
16 A
1. FC Saarbrücken Logo
1. FC Saarbrücken
Sonntag, 01.12.2024 16:30 Uhr
-:- (-:-)

Torjäger

Rot-Weiss Essen

# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
1
Ahmet Arslan

Mittelfeld

4 298 0,3
2
Torben Müsel

Mittelfeld

3 399 0,2
# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
1
Ramien Safi

Sturm

3 164 0,4
2
Ahmet Arslan

Mittelfeld

2 299 0,3
# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
1
Ahmet Arslan

Mittelfeld

2 298 0,3
Lucas Brumme

Abwehr

2 225 0,4
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
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