Startseite » Fußball » Regionalliga

RWE
Das ganze Interview der Ultras Essen

(0) Kommentare
Ultras Essen: Das große Interview

Es ist eine seltene Gelegenheit. Ultras stellen zwar in beinahe allen deutschen Stadien eine gewichtige Stimme. Den Kontakt mit der Presse scheuen jedoch viele.

Welche Erfahrungen habt ihr mit Polizeigewalt gemacht? Gibt es da überhaupt positive Beispiele?

Man muss es anders angehen. Warum sind wir der Polizei kritisch gegenüber eingestellt? Es ist ja nicht so, dass man geboren wird und der erste gesprochene Satz „Die Polizei ist scheiße!“ lautet. Wenn man aber jahrelang durchweg negative Erfahrung mitmacht, weil man als Fußballfan eben als Freiwild behandelt wird, kommt bei einigen eben dann doch final diese Einstellung zur Gelte. Dabei ist das unserem Empfinden nach eher ein konsequentes Auseinandergehen der berühmten Schere und dann ist eben das Tischtuch irgendwann zerschnitten und man findet den Weg an den gemeinsamen Tisch nicht mehr. Jetzt auf die Erfahrungen hinsichtlich erlebter Polizeigewalt einzugehen würde den Rahmen sprengen. Man sieht es jedoch auf unserer Homepage ganz gut, wenn man sich die Fotos aus Oberhausen anschaut, wo abermals wahllos Pfefferspray in die Menge gesprüht wurde. Ansonsten ist es halt nicht mal die körperliche Gewalt, die man mittlerweile regelmäßig mitmacht, sondern einfach schon der Fakt, wie man behandelt wird. Reist man zum Auswärtsspiel mit dem Bus an, wird man Kilometer vor der eigentlichen Abfahrt rausgezogen und erstmal auf einem Rastplatz von oben bis unten gefilzt. Wenn dann am Stadioneingang noch ein Zelt steht, in welchem man sich bis auf die Unterwäsche oder eventuell sogar ganz entkleiden muss, fragt man sich schon, ob man noch zum Fußball geht oder gerade die Grenze zweier verhasster Länder passiert. Wenn man all dies öfter mitmacht, ist man das irgendwann gewohnt bzw. nimmt es nur noch hin. Wir heulen da jedenfalls nicht rum. Im Gegenzug darf man es uns nicht übel nehmen, wenn wir auf die eine oder andere Sache nicht mehr so gut zu sprechen sind. Aber ja, es gibt auch positive Beispiele. Generell sind wir nicht die Gruppe, die sich komplett der Kommunikation verweigert, trotz unserer negativen Erfahrung. Gerade bei Auswärtsspielen, wenn man zum Beispiel mit dem Zug anreist und am Bahnhof ankommt, hilft oft ein kurzer Wortwechsel um herauszufinden, ob man zum Stadion läuft oder Shuttlebusse bereitstehen, anstatt sich gegenseitig minutenlang blöd anzustarren und auszuharren. Fast schon bizarr ist es aber, dass beide Seiten dies kaum mehr gewohnt sind und daher der Schritt immer schwerer fällt, zumal es auch oft die selben Gesichter sind, die man Woche für Woche sieht. Der entspannte Smalltalk über das Spiel, wie man es noch vor zehn Jahren erleben konnte, entfällt aber mittlerweile komplett. Ganz traurig ist aber die Tatsache, dass man schlicht und ergreifend kein Vertrauen zur Polizei aufbauen kann. Nehmen wir das Beispiel vom Marsch in Oberhausen. Gerne hätten wir im Vorfeld das ein oder andere Gespräch über den Ablauf und die Rahmenbedingungen dieses Marsches geführt. Wer aber garantiert uns, dass uns hier nicht ein Strich durch die Rechnung gemacht wird und bewusst Vorkehrungen getroffen werden, um diesen Marsch zu verhindern? Niemand. Und dass diese Furcht nicht unbegründet war, zeigt eben das Beispiel Oberhausen. Viele Fans hätten gerne ebenfalls am Marsch teilgenommen, wurden aber erstmal direkt vom Hbf in Oberhausen in Busse verfrachtet und zum Stadion gebracht. Zudem haben wir schon oft erlebt, dass sich die Polizei einseitig nicht an Absprachen gehalten hat. Dies ist natürlich keine Basis, das Verhältnis für beide Seiten zu entspannen.

Von wie vielen Stadionverboten seid ihr derzeit betroffen?

Da lohnt es sich ehrlich gesagt gar keine Zahlen zu nennen, so sehr schwanken diese aktuell. Wir haben erst vor wenigen Wochen eine stattliche Zahl derer gegen uns verhängten Verbote aufgehoben und nun vor wenigen Tagen dafür Post aus Oberhausen mit neuen bekommen. Das trifft einen jedes Mal sehr hart, zumal hinter jedem Stadionverbot auch ein Schicksal liegt. Die Betroffenen haben dabei unsere volle Aufmerksamkeit verdient, denn jeder kann sich ja mal ausmalen, was es heißt, solch ein Verbot zu bekommen. Man muss sich einfach die aktuellen Prozesse eines Stadionverbots vor Augen führen, um zu verstehen, warum wir da schlecht drauf zu sprechen sind. Im Endeffekt reicht ein eingeleitetes Ermittlungsverfahren gegen eine Person, weil irgendwo etwas im Zusammenhang mit einem Fußballspiel passiert ist und die Person eventuell daran beteiligt gewesen sein könnte. Zusammenhang heißt in dem Moment eben auch bei der An- und Abreise. Wenn solch ein Verfahren eingeleitet ist, wird einem per se schon mal etwas vorgeworfen, was dem Veranstalter des Spiels (Heimmannschaft) die Tür öffnet, ein Stadionverbot auszusprechen. Die Polizei geht auf den Veranstalter zu und empfiehlt die Verhängung eines Stadionverbotes. Dies wird oft nicht hinterfragt sondern stupide hingenommen. Ob jemand etwas gemacht hat, steht zu diesem Zeitpunkt eben noch in den Sternen, deshalb sprechen wir auch gern von „willkürlichen“ bzw. Stadionverboten „auf Verdacht“. Bis solche Ermittlungen abgeschlossen sind, dauert es meist mehrere Monate, evtl. sogar Jahre. Manch ein Stadionverbot ist schon ausgelaufen, bevor die Ermittlungen abgeschlossen sind, was den ganzen Prozess der Vergabe ad absurdum führt. Abschließend, nach Beendigung der Ermittlung und Feststellung, dass man ja doch den Falschen an den Pranger gestellt hat, wird das Stadionverbot wieder aufgehoben. Passiert ist, neben einem enormen Aufwand, also nichts, außer dass ein Fußballfan zu Unrecht einer Sache beschuldigt und seiner Leidenschaft ins Stadion zu gehen, beraubt worden ist. Unschuldsvermutung weit gefehlt... Klar gibt es auch Fälle, in denen wirklich etwas vorgefallen ist und da braucht man dann nicht drüber zu diskutieren. Pyro ist im Stadion nicht erlaubt und wer damit erwischt wird, muss mit einem Stadionverbot rechnen. So ist die Sachlage und da hilft dann auch kein Heulen im Nachgang. Leider häufen sich oben genannte Fälle aber und werden eben dann gern auch noch in Sippenhaft betrieben, sprich: mitgehangen, mitgefangen. Da spielt eben unser Rechtsverständnis nicht mit. Lange Rede, kurzer Sinn: wer sich mit den gegebenen Gesetzen anlegt, muss dafür gerade stehen und darf sich nicht beschweren, wer sich allerdings nichts vorzuwerfen hat, sollte auch keine Angst vor Sanktionen haben müssen - eben dies ist aber leider beim Thema „Stadionverbot“ nicht der Fall.


Wie steht ihr überhaupt zu körperlichen Auseinandersetzungen? Gibt es da einen Kodex, den ihr euch auferlegt habt oder ist da nicht auch schlichtweg jeder für sich verantwortlich?

In letzter Instanz ist tatsächlich jeder für seine eigenen Taten verantwortlich, einen Kodex gibt es da nicht. Für uns gelten aber gewisse Spielregeln an einem Spieltag. Wir sind nicht die Truppe, die zum Fußball fährt und die körperliche Auseinandersetzung mit wem auch immer sucht, insbesondere wenn der Gegner mal so gar keine Berührungspunkte mit uns und unserem Verein aufzeigt. Auch die so genannten „Normalos“ stehen nicht in unserem Fokus. Sprich, der Vater, der mit seinem 6-jährigen Sohn zum Fußball geht, ist für uns absolut Tabu. Wer hingegen meint, bei uns an der Hafenstraße sich wie der letzte Henker benehmen und alle Laternen mit seinen Stickern vollkleben zu müssen oder gar uns als Gruppe oder Essen als Fanszene angreifen zu müssen, darf sich nicht wundern, wenn die passende Antwort kommt. Im Endeffekt kann man gut und gern das alte Sprichwort „Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es auch heraus!“ nehmen und stehen lassen. Aber dass Gewalt nicht treibendes Element unserer Gruppe ist, dürfte ja durch unser Auftreten in den letzten Jahren allgemein bekannt sein.

Die Essener Fans hatten lange Zeit ein recht wildes Image. Allerdings kam es seit Ewigkeiten zu keinen Ausschreitungen. Hat sich innerhalb der Szene etwas verändert oder war das Bild schon immer überzeichnet?

Überzeichnet mit Sicherheit nicht. Die Hafenstraße war in den 80er und 90er Jahren wirklich ein hartes Pflaster. Auch hier haben äußere Einflüsse aber enormen Anteil, dass sich vieles verändert hat. Allein der Sicherheitsapparat ist enorm gestiegen. Man kommt als Fußballfan ja keine fünf Meter weit, ohne von der Polizei oder einer Überwachungskamera begleitet zu werden. Anderseits hat sich aber auch das Bewusstsein innerhalb der Fanszene etwas verändert. Früher wurden die Gästefans egal welchen Clubs über die Hafenstraße gejagt, heute ist man - gerade in der Regionalliga - meist froh, wenn der Gastverein überhaupt Fans mitbringt, mit denen man sich mal im Stadion duellieren kann. Soll wiederum aber nicht heißen, dass Fans mit den falschen Farben ganz ungefährlich leben.

Ist die Hooligan-Szene in Essen überhaupt noch aktiv und bestehen da Kontakte und Berührungspunkte?

Auch hier möchten wir einen bekannten Song der Essener Fanszene zitieren und für sich stehen lassen: „Egal ob Ultra, Hool oder Kutte, alle feiern unsere Truppe!“.


Eintracht Frankfurts Präsident Peter Fischer hat zuletzt in einem Interview sehr deutliche Worte gefunden: Das braune Pack sollte jede anständige Kurve aus dem Block prügeln. In Dortmund gibt es ein etwas größeres Problem mit rechtsextremen Auswüchsen, von internationalen Problemen ganz zu schweigen. Seht ihr euch als gänzlich unpolitisch oder wo würdet ihr euch ansiedeln?

Wir halten es da gern mit unserer Vereinssatzung: weltanschaulich und politisch neutral. Sicherlich ist das in Zeiten, in denen der Innenminister mehr Einfluss auf die Spieltage hat als der Verband selbst, schwierig so kurz und plakativ stehen zu lassen, aber es gibt in Essen einen guten Konsens mit dem alle sehr gut fahren und damit sind eben Parteienpolitik und politische Extreme, sowohl von links als auch von rechts, gemeint. Keine Politik - nur der RWE!

Wie würdet ihr reagieren, wenn es zu rassistischen Äußerungen innerhalb der Kurve kommt? Gab es überhaupt zuletzt noch Probleme dieser Art?

Gerade um die Jahrtausendwende konnte man doch einige rassistisch motivierte Äußerungen auf der Tribüne erleben. Wir können mittlerweile guten Gewissens behaupten, dass dies so nicht mehr der Fall ist, denn so etwas hat unserem Verständnis nach nichts im Stadion verloren. Und das gilt für uns ganz ohne Kodex und öffentlicher Zurschaustellung unserer ablehnenden Haltung gegenüber extremistischen Äußerungen. Die angesprochene Phase bei RWE war jene Phase, als sich die Ultraszene gerade bildete. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Leute damals maßgeblichen Anteil hatten, dass solche Äußerungen heute nicht mehr alltäglich sind. Bestes Beispiel sind die bekannten „Affenlaute“ wenn ein dunkelhäutiger Spieler am Ball ist. Solche Szenen haben vor gut 15 Jahren ehrlicherweise zur Normalität der Hafenstraße gehört, bis man anfing, bei solchen Aktionen einfach noch lauter zu singen oder eben zu pfeifen. Und wenn das nicht gereicht hat, ging es halt mal in den non-verbalen Clinch. Irgendwann war dann klar, dass solche Sachen nicht auf der Tribüne erwünscht sind. Heute sind es nur noch seltene Einzelfälle, wie zum Beispiel gegen Schalke II, als Christian Knappmann bei diesen Rufen auf der Haupttribüne in Herne aufstand und sich klar dagegen positionierte. Wie gesagt, wir haben weder Bock auf die rassistisch/extremistische Nummer, noch auf irgendwelche links/rechts Debatten und versuchen daher soweit es uns möglich ist, dass Stadion und die Umgebung von derartigen Sachen frei zu halten.

Der letzte Teil auf Seite 6

Seite 1 2 3 4 56
Deine Reaktion zum Thema
Dieses Thema im Forum diskutieren » (0 Kommentare)

3. Liga

Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 SC Verl 14 4 5 5 17:21 -4 17
15 Hansa Rostock 14 4 4 6 18:17 1 16
16 Rot-Weiss Essen 14 4 3 7 20:25 -5 15
17 VfB Stuttgart II 14 4 3 7 19:25 -6 15
18 Hannover 96 II 14 3 3 8 16:24 -8 12
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 Waldhof Mannheim 6 3 1 2 10:7 3 10
15 Alemannia Aachen 7 2 4 1 7:5 2 10
16 Rot-Weiss Essen 7 3 1 3 11:10 1 10
17 SC Verl 7 2 3 2 7:10 -3 9
18 VfL Osnabrück 7 2 2 3 9:14 -5 8
Pl. Mannschaft Sp g u v Tore Diff Pkt.
14 Waldhof Mannheim 8 1 4 3 6:10 -4 7
15 Borussia Dortmund II 7 1 2 4 14:19 -5 5
16 Rot-Weiss Essen 7 1 2 4 9:15 -6 5
17 Hansa Rostock 7 1 1 5 4:11 -7 4
18 VfL Osnabrück 7 0 2 5 7:14 -7 2

Transfers

Rot-Weiss Essen

Rot-Weiss Essen

14 A
Erzgebirge Aue Logo
Erzgebirge Aue
Sonntag, 10.11.2024 16:30 Uhr
2:1 (2:0)
15 H
SV Sandhausen Logo
SV Sandhausen
Samstag, 23.11.2024 14:00 Uhr
-:- (-:-)
16 A
1. FC Saarbrücken Logo
1. FC Saarbrücken
Sonntag, 01.12.2024 16:30 Uhr
-:- (-:-)
15 H
SV Sandhausen Logo
SV Sandhausen
Samstag, 23.11.2024 14:00 Uhr
-:- (-:-)
14 A
Erzgebirge Aue Logo
Erzgebirge Aue
Sonntag, 10.11.2024 16:30 Uhr
2:1 (2:0)
16 A
1. FC Saarbrücken Logo
1. FC Saarbrücken
Sonntag, 01.12.2024 16:30 Uhr
-:- (-:-)

Torjäger

Rot-Weiss Essen

# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
1
Ahmet Arslan

Mittelfeld

4 298 0,3
2
Torben Müsel

Mittelfeld

3 399 0,2
# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
1
Ramien Safi

Sturm

3 164 0,4
2
Ahmet Arslan

Mittelfeld

2 299 0,3
# Name Tore Min./Tore Tore/Sp.
1
Ahmet Arslan

Mittelfeld

2 298 0,3
Lucas Brumme

Abwehr

2 225 0,4
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
1
2
3
4
5
Neueste Artikel