Es war die Paradedisziplin des brasilianischen Außenverteidiger Roberto Carlos. Wann immer seine Mannschaften einen Freistoß in aussichtsreicher Position bekamen, schnappte sich der Linksfuß das Leder, nahm gehörig Anlauf und drosch den Ball humorlos ins gegnerische Tor. Eine rabiate, aber durchaus erfolgreiche Variante, die am Sonntag auch Marcel Halstenberg anwand und der Reserve von Borussia Dortmund damit den nächsten Sieg im Aufstiegskampf bescherte. Mit 3:0 (1:0) setzen sich die Schwarz-Gelben beim SC Verl durch und bleiben damit nur zwei Zähler hinter Spitzenreiter Sportfreunde Lotte – bei einem Spiel weniger.
Der BVB war an der Verler Poststraße von Beginn an darum bemüht, spielerische Lösungen gegen die Abwehr der sehr abwartend agierenden Gastgeber zu finden. Große Torchancen sprangen dabei allerdings nur selten heraus, denn zumeist fehlte es den mitunter ansehnlichen Kombinationen am finalen Pass. Nach einer guten halben Stunde kam dieser aber einmal gut an, als Jonas Hofmann mustergültig von Halstenberg eingesetzt wurde, mit seinem Abschluss jedoch am Pfosten scheiterte (29.).
So blieb der fulminante Freistoß von Halstenberg, der aus knapp 17 Metern verwandelte, die einzige ertragreiche Aktion des ersten Durchgangs, in dem BVB-Torhüter Johannes Focher lediglich einmal gegen Lars Schröder eingreifen musste (19.). BVB-Coach David Wagner war mit dem Auftritt seiner Elf, die den SC nie zur Entfaltung kommen ließ, rundum zufrieden. „Wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, es phasenweise dominiert und immer kontrolliert. Leider sind die weiteren Tore erst spät gefallen, sonst wäre es entspannter gewesen. Aber die Mannschaft hat wieder ganz viel Borussia Dortmund gezeigt.“
Unmittelbar nach der Pause wäre beinahe schon die Entscheidung zugunsten der Gäste gefallen, doch Ensar Baykan verpasste eine Hereingabe des bis dato unauffälligen Terrence Boyd (49.). In der Folge neutralisierten sich die beiden Teams weitgehend. Die Verler suchten ihre Chance auf den Ausgleich, waren dabei aber unterm Strich zu harmlos. Erst in den letzten 20 Minuten erhöhte sich der Druck auf die Dortmunder Defensive, doch Tim Treude sorgte schließlich mit einem platzierten Schuss von der Strafraumecke für Beruhigung (78.). Kurze Zeit später schraubte Rico Benatelli das Ergebnis noch auf 3:0 hoch.
Nun steht am kommenden Wochenende das Spitzenspiel gegen die Zweitvertretung der anderen Borussia aus Mönchengladbach an. Dass angesichts der sicheren Meisterschaft der Profis nun mehr Anhänger sein Team unterstützen, glaubt Wagner zwar nicht, an der Einstellung seiner Schützlinge hat er aber keine Zweifel. „Ich würde mich natürlich freuen, wenn die Kulisse dem Tabellenstand angemessen wäre, aber wir werden dieses Spiel so oder so mit vollem Enthusiasmus angehen, kündigte Dortmunds Trainer an.“