Der SC Westfalia Herne schwankt dieser Tage zwischen den Extremen. Kaum ist die Knappmann-Elf mit viel Massel und einem mickrigen 1:0 nach Verlängerung beim B-Ligisten FC Herne 57 in die dritte Kreispokalrunde gestolpert, stellt sie sich einer deutlich anspruchsvolleren Aufgabe: Im Duell zweier starker Aufsteiger beim Tabellen-Sechsten TuS Haltern (So,., 15 Uhr, Stausee-Kampfbahn) will die Westfalia versuchen, die vor einer Woche eroberte Spitze in der Oberliga Westfalen zu verteidigen.
Haltern ist eine extrem körperliche Mannschaft, physisch sehr stark, mit Top-Individualisten.
Christian Knappmann, SCW-Trainer
Noch bevor er sie auf diese extreme Herausforderung einstimmte, las Christian Knappmann seinen Jungs ordentlich die Leviten. „Wir haben uns am Mittwoch bis auf die Knochen blamiert“, nahm der für Klartext bekannte SCW-Trainer kein Blatt vor den Mund. „Und dafür gibt es keine Ausreden und keine Entschuldigung – nicht Asche, nicht die Sicht, nicht Ball oder fehlende Spielpraxis.“
Wenn einer zugebe, keinen Bock auf Asche zu haben, sei das wenigstens ehrlich und die einzige Begründung, die er gelten lasse. Fast 90 Minuten lang habe er den Spielern den Spiegel vorgehalten und dabei Interessantes zu Tage gefördert.. „Einige sind mit ihrer Situation doch unzufriedener, als ich geglaubt habe“, hat Knappmann erfahren. Insofern gewann er der Aussprache viel Positives ab. „Es war ein reinigendes Gewitter. Und damit ist es auch erledigt.“ Weitere Konsequenzen werde es nicht geben, zumal auch er selbst in der Spielvorbereitung vielleicht nicht alles richtig gemacht habe.
Über 1200 Ober- und Regionalliga-Einsätze
Seit Freitag gehört nun die volle Konzentration dem Mitaufsteiger aus der Seestadt. „Haltern ist eine extrem körperliche Mannschaft, physisch sehr stark, mit Top-Individualisten.“ Zu denen zählt Knappmann auch zwei frühere Herner: TuS-Kapitän Nils Eisen, der als „Sechser“ Abfangjäger und Impulsgeber des Halterner Spiels ist, und Torjäger Stefan Oerterer. Aber auch auf allen anderen Positionen kann Magnus Niemöller Qualität aufbieten. Der TuS-Trainer spricht zwar gern davon, Haltern müsse sich erst an die Oberliga gewöhnen. Aber was für den Verein gelten mag, klingt in Bezug auf sein kickendes Personal doch arg nach Understatement. Bis auf „Oe“ haben alle aus der Stamm-Elf in der A-Jugend-Bundesliga gekickt, der eine zusammen mit Mario Götze, der andere mit Julian Draxler. Und zusammen bringt es Niemöllers Truppe auf weit über 1200 Einsätze in Ober- und Regionalliga.
In dieser Hinsicht hat aber auch der SC Westfalia einiges zu bieten. Einer der erfahrensten und abgebrühtesten Herner ist Sonntag wieder dabei: Maurice Kühn, der in der Saison 2013/14 mit der halben Halterner Mannschaft unter Magnus Niemöller in Erkenschwick spielte, hat seine Rückenverletzung auskuriert und soll neben Fatlum Zaskoku und Nico Thier als dritter „Sechser“ spielen. Um diese Achse herum will Knappmann passend zum Gegner seine Elf formieren. Da niemand ausfällt, hat er viele Alternativen --selbst aus der „1b-Mannschaft“, die sich am Stadtgarten blamierte. „Es hat sich zwar niemand aufgedrängt, aber das war in diesem Spiel auch nicht möglich“, so Knappmann. „Spieler wie Demiroglu oder Legat sind für Sonntag trotzdem Optionen.“