Es wird emotional. Wenn Rot-Weiss Essen am Mittwochabend (12. März, 19 Uhr, RevierSport-Liveticker) bei Viktoria Köln antritt, dann wird es nicht nur auf dem Rasen heiß hergehen, sondern auch an den beiden Bänken.
Uwe Koschinat als Gasttrainer auf der einen Seite und dann die Hausherren um Coach Olaf Janßen und die sportlichen Viktoria-Macher Stephan Küsters sowie Franz Wunderlich auf der anderen Seite. Koschinat und die Viktoria-Bosse sind nicht gerade die besten Freunde - das ist für Fortuna- und Viktoria-Köln-Kenner kein Geheimnis.
Einst duellierten sich beide Klubs jahrelang in der Regionalliga um die Vormachtstellung in der Domstadt hinter dem großen 1. FC Köln. Doch das ist Schnee von gestern.
Mittlerweile ist die Fortuna seit Jahren ein Regional- und die Viktoria ein Drittligist. Die Wege haben sich getrennt. Aber: Die Wege von Koschinat und der Viktoria kreuzten sich in den vergangenen Jahren immer wieder. Diesmal als Trainer von Rot-Weiss Essen.
Im Jahr 2013 kam es nach einem Kölner Derby zu heftigen Entgleisungen. Koschinat verlor die Kontrolle und beleidigte Viktoria-Spieler. Er entschuldigte sich via Bild-Zeitung für sein Benehmen.
Ein Jahrzehnt später ist Koschinat so weit, dass er die einst in der Kölner Südstadt "verhasste Viktoria" auch sehr loben kann: "Wenn ich aus der Emotionalität herausgehe, dann muss ich anerkennen, dass dieser Philosophie-Wechsel der Viktoria - heißt: raus aus den Verpflichtungen von gestandenen Spielern, den Versuch den sportlichen Erfolg einzukaufen - der Richtige war. Sie leisten hervorragende Arbeit. Da sind echte Fachleute im Entscheidungsbereich am Werk."
Das dürfte auch ein Lob an Trainer Olaf Janßen, Sportchef Stephan Küsters und Präsident Franz Wunderlich sein. Koschinat meinte vor dem RWE-Auftritt in Köln auch: "Vor der Saison haben viele die Viktoria als Abstiegskandidaten genannt. Doch das Gegenteil ist eingetroffen. Sie spielen eine herausragende Saison. Aufgrund der zuletzt angespannten Personallage reicht es vielleicht nicht ganz nach oben, aber die Saison ist auch so top."
Die Fans dürfen sich am Mittwochabend auf emotionale 90 Minuten einstellen - auf und neben dem Platz.
Und: obwohl die Essener in einem Flow sind und zuletzt 19 von 21 möglichen Punkten holten, weiß Koschinat nur zu genau, wie schwer es ist, in Köln-Höhenberg zu gewinnen - trotz eines gefühlten RWE-Heimspiels. Der Essener Coach sagte: "Viktoria ist sportlich sehr stark. Schon zu Regionalliga-Zeiten war es so, dass sie diese Auswärtsatmosphäre kennen, das macht denen nichts aus. Im Gegenteil: Es verführt den Gast dazu, das Spiel wie ein Heimspiel anzugehen. Das liegt der Viktoria. Man sieht auch, wie gefestigt diese Viktoria ist. Sie holten Punkte in Dresden und in Rostock: mit Atmosphären haben sie kein Problem."