„Prunk und Pleiten – Steuert der Amateurfußball im Schatten der Profis in seine größte Krise?“
RevierSport als Medienpartner des SpoBiS in Düsseldorf und die WAZ hatten geladen und die Zuhörer der Diskussion im Rahmen der Talkreihe 90+4 mussten feststellen, dass sich in eben diesen eineinhalb Stunden das Problemfeld nicht einmal in Gänze aufzeigen ließ.
Wie üblich zu solchen Anlässen, schmückt man sich im Ruhrgebiet mit dem cleanen Chic musealer Industriekultur. Wo Kohlenstaub das Atmen schwer machte, lässt es sich heute gediegen absteigen. Eine Location wie gemacht, um sich über das Spannungsfeld von Tradition und Kommerz, Niedergang und Ausverkauf des Fußballs zu debattieren.
Allein, dass drei der fünf Podiumsgäste sich als verbeanzugte Wirtschaftswissenschaftler vorstellen ließen, lässt erahnen, wie weit die beiden Welten sich voneinander entfernt haben. Eine Problematik, die inzwischen längst auch der DFB erkannt hat. Bernd Faust hat sich als Medienbeauftragter des schwer gebeutelten Oberligisten Westfalia Herne natürlich der Sache der Amateure angenommen und machte klar, dass er sich von dem Anstoß des Dachverbands allenfalls missverstanden fühlte.
Der Appell an die soziale Verantwortung, in Bezug auf die sich vor allem Alexander Jobst als Abgesandter des FC Schalke 04 kritischer Nachfrage stellen musste. Was tut ein international erfolgreicher Bundesligist für die Nachbarschaft im Amateurfußball? Lässt sich die Schraube überhaupt noch weiter drehen, wenn die Profis Fußball zum reinen Event verkommen lassen, die Basis abhängen und so den eigenen Nachwuchs riskieren?
Auch wenn Moderator Ralf Piorr offen zum „Grätschen“ einlud, um sich gegenseitig den Boden spüren zu lassen, blieb es trotz unterschiedlicher Positionen jedoch insgesamt vergleichsweise harmonisch. So lehnte Jobst das nassforsche Angebot eines Solidaritätsspiels mit Westfalia Herne eloquent ab. Obwohl der große Rivale aus Dortmund zeitgleich ein Benefizspiel zu Gunsten des MSV Duisburg abhielt, sei er von der Nachhaltigkeit dieser Aktionen wenig überzeugt. Überhaupt könnten derartige Handreichungen doch nur einen Tropfen auf den heißen Stein darstellen.
Zudem stelle sich doch die Frage: Wer hilft wem und warum nicht anderen? RWE-Chef Michael Welling warnte diesbezüglich in seinem Heimspiel vor einer Neiddebatte. Wenn sich in der Kürze der Zeit so etwas wie ein Konsens herausarbeiten ließ, dann gelang das wohl am ehesten Philipp Klotz vom SPONSORs-Magazin, der die Frage nach den Grenzen des Ehrenamts aufzeichnete. Kann es lohnenswert sein, in Profis aus der Führungsebene zu investieren, auch wenn das kurzfristig zu Lasten des Spieleretats geht?
Vielleicht ein Ansatz. Vor allem wurde aber klar, dass der bevorstehende Talk im Vorfeld des SpoBiS in Düsseldorf Anfang Februar nur ein Anstoß gewesen sein kann. Wie konkret die Nachwuchsprobleme an der Basis sind, ließ bereits ein Blick ins Publikum konkret werden. Einige Funktionäre, die selbst mit den Problemen vertraut sind, waren gekommen. Der Altersschnitt war jedoch schlichtweg zu hoch, um frische Ideen für die nächsten 20 bis 30 Jahre zu verheißen.
Als letzten Einwurf hatte einer der Zuschauer eine etwas provokant formulierte These vorgetragen und die Überschrift der Runde etwas zugespitzt. Müsse es nicht inzwischen eigentlich sogar Profis gegen Amateure heißen? Ein Stichwort für die nächste Runde.
Auf Seite 2 geht es zum Interview mit Hernes Medienbeauftragtem Bernd Faust.