Der Meister der Westfalenliga 2 kann sich also endlich auf die fünfthöchste Spielklasse einstellen. Die „zwei kleinen Auflagen“, die der Lizenzausschuss dem Aufsteiger auferlegte, sollten laut Geschäftsführer Wolfgang Urbanczyk nur „eine Formsache“ sein: „Wir müssen dem Ausschuss noch einmal die Verträge mit den Spielern und eine Gewinn- und Verlustrechnung zum 31. Mai vorlegen“, erklärt der Offizielle die letzten, niedrigen Hürden. „Unser Steuerberater ist schon dabei, die Gewinn-und Verlustrechnung zu erstellen, das sollte bis Montag erledigt sein.“
Auch beim SV Schermbeck steht die Ampel auf Grün: „Wir haben in den letzten Tagen mit vielen Sponsoren gesprochen und ich sehe zur Zeit gar keine andere Möglichkeit, als die, dass wir die Lizenz behalten“, erklärt Johannes Brilo. Der 1. Vorsitzende des Vest-Klubs geht davon aus, dass der Realismus der SVS-Verantwortlichen („Wir kalkulieren nicht mit 100.000 Euro aus der ersten DFB-Pokal-Hauptrunde“) in Duisburg-Wedau gewürdigt wird. Die in engem Kontakt mit dem WFLV nachgebesserten Unterlagen wird der Steuerberater des Klubs am Freitag dort abgeben.
Ganz anders ist die Gemengelage in Hüls. Wer in diesen Tagen mit VfB-Präsident Horst Darmstädter spricht, erlebt einen Mann in Rage. „Was beim Verband zur Zeit abläuft, ist gegen alle guten Sitten“, schimpft der Vereins-Chef. „Es ist ein Unding, dass wir absteigen sollen, weil Essen und Bonn nicht solide gewirtschaftet haben. Es gibt nach der Rettung der Gladbacher Reserve keinen sportlichen Absteiger in die NRW-Liga, da darf es nicht sein, dass wir nun die Leidtragenden der Lizenzentzüge sind. Vor allem wenn man bedenkt, dass in den Vorjahren Ausnahmen gemacht wurden und die NRW-Liga mit 19 Vereinen an den Start gegangen ist. Dem WFLV habe ich einen saftigen Brief geschickt.“
Doch dabei allein wird es nicht bleiben. Darmstädter will jetzt den Weg einschlagen, den schon der SV Schermbeck im letzten Jahr ging: Die Klage vor einem Zivilgericht. „Wir lassen uns das nicht gefallen und werden alle Register ziehen“, lautet die Kampfansage. Der „Boss vom Badeweiher“ hat den richtigen Anwalt schon beauftragt: Stephan Proff, der für den SVS vor Gericht den Sieg erstritt, wird auch die Interessen des VfB vor dem Kadi vertreten. „Er ist nicht nur absoluter Experte auf diesem Gebiet, sondern auch ein Fußballverrückter. Bei ihm fühlen wir uns in guten Händen.“
Das Rumgeeiere des Verbands im Fall der Wertung des Spiels gegen Fortuna Köln bringt „HD“ im Übrigen immer noch auf die Palme: „Der Verband hat es 16 Spieltage nicht fertig gebracht, diese Sache zu entscheiden. Wenn Rechtsinstanzen so lahmarschig sind, dann müssen die Leute dort zurücktreten. Sowas ist in meinen Augen Prozessverschleppung.“ Das klingt eher nach Konfrontations- als Kuschelkurs.
Sollte der jedoch zum Erfolg führen, geht die NRW-Liga wohl schon zum dritten Mal mit 19 Vereinen an den Start – vorausgesetzt Rot-Weiss Essen und der Bonner SC erhalten die Lizenz.