Noch vor wenigen Tagen drohte Rot-Weiss Essen der Fall ins Bodenlose. Wenn es überhaupt so etwas wie Perspektive gab, war die reichlich schwammig. Zwischen NRW-, C-Liga und Exitus war alles möglich. Insofern fällt es nicht schwer, dem neuen Stand der Dinge etwas Positives abzugewinnen. Mittlerweile läuft alles auf einen Neubeginn in der NRW-Liga hinaus. Das deutete in der Woche schon der Insolvenzverwalter an, das bestätigt auch Geschäftsführer Kai Stütz: „Wir arbeiten mit Hochdruck daran.“
Wie genau die Rahmenbedingungen für den Start in der fünften Liga jedoch ausfallen werden, das ist weiterhin unklar. Zwar trafen sich bereits am Freitag Vorstand und Aufsichtsrat, um über Aussichten und Möglichkeiten zu reden. Am Ende hängt das Gros des Etats aber von der Großzügigkeit der Sponsoren ab. „Wir müssen ganz einfach abwarten, wer am Ball bleibt. Wir haben zwar bereits Signale, aber noch keine Unterschriften“, berichtet Stütz.
Konkretes soll in den nächsten Tagen folgen. Schließlich bleibt den Essenern nicht viel Zeit. Genau genommen zwei Wochen, den Antrag für die NRW-Liga zu stellen. Allerdings erst, sobald das Schreiben vom DFB auf der Geschäftstelle eintrifft, was jedoch spätestens am Dienstag geschehen soll.
Gleichzeitig gilt es, die Frist für die Eröffnung des Lizenzverfahrens zu wahren. Spätestens bis zum 30. Juni muss der Vorgang eröffnet werden. Andernfalls würde die Insolvenz der neuen Saison zugerechnet werden und RWE automatisch die Spielberechtigung für die NRW-Liga verlieren. Stütz war am vergangenen Dienstag schon beim Verband und hat sich ausführlich über das Procedere beraten. Fazit: „Das ist ein ähnliches Antragsverfahren wie beim DFB.“
Wenn die Zahlen vorliegen, muss zunächst ein Wirtschaftprüfer Grünes Licht geben. Und es müssen erst einmal verbindliche Eckdaten fixiert werden. „Das setzt sich aus Zuschauereinnahmen und Geld aus dem Spielbetrieb zusammen. Wovon wir aber leben, sind die Sponsoringeinnahmen.“ Damit die Grundlage für die Zusagen der Gönner Bestand hat, kann Stütz nur hoffen, „dass die wohlwollenden Aussagen der Politiker nicht wieder verpuffen.“
Bei einer Kalkulation mit derart vielen Unbekannten fällt es natürlich schwer, eine sportliches Gerüst für die kommende Saison zu bauen. Dennoch muss RWE planen – und tut dies mit Waldemar Wrobel. Noch vor dem Urlaub des U23-Trainers haben sich die Verantwortlichen mit dem Coach besprochen. „Wir haben im Prinzip festgezurrt mit ihm zu planen“, bestätigt der Funktionär. „Wrobel hat in der NRW-Liga erfolgreiche Arbeit geleistet und seine Mannschaft im Griff. Daher macht es einfach Sinn.“
Nicht nur der Coach darf sich über eine Beförderung freuen. Auch das Gros der Mannschaft soll beieinander bleiben. Wie groß der Anteil der Spieler wird, die in der Ersten zum Einsatz kommen, hängt davon ab, ob der Verein sich eine Zweite Mannschaft leisten kann. Die Reserve hätte zwar ein Startrecht in der Niederrheinliga, würde aber wohl in der Landesliga neu anfangen.
Sollte es keinen Unterbau geben, würde der Kader deutlich aufgestockt. Doch zunächst müssen gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter Vertragsentwürfe ausgearbeitet werden, die alle Eventualitäten abdecken, so dass auch im sportlichen Bereich die Zukunft von Rot-Weiss Essen eingestielt werden kann. Dass dies überhaupt geschieht, ist nach den letzten Tagen und Wochen wohl schon so etwas wie die gute Nachricht.