Für die Verantwortlichen und die Fans von RWE wird die fünfte Liga sicherlich nur zu einer „Pflichtaufgabe“ werden. Dagegen sehen die kommenden NRW-Liga-Kontrahenten in RWE bereits ihre Saison-Kür.
RS befragte einige Verantwortliche der NRW-Liga-Klubs zum möglichen Konkurrenten in der Spielzeit 2010/2011.
Klaus Täuber (Trainer, Westfalia Herne): „Ich sehe die mögliche Teilnahme der Rot-Weissen an der NRW-Liga mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Es ist für ganz Fußball-Deutschland traurig, dass solch ein Verein mit seiner Tradition und der unglaublichen Fan-Kultur vor dem Abgrund steht. Ich kann mich noch gut an eine Partie aus dem Jahr 1978 mit dem 1. FC Nürnberg gegen Rot-Weiss Essen erinnern. Die Hafenstraße war ein Tollhaus. Ich denke, dass die „Roten“ auch in der NRW-Liga sowohl an der Hafenstraße, als auch auswärts vor sehr gut gefüllten Rängen spielen werden. Wir würden uns bei der Westfalia natürlich auch auf ein paar tausend Essener freuen. Sportlich gesehen gibt es für mich überhaupt keine zwei Meinungen zu diesem möglichen Gegner: Rot-Weiss Essen würde der FC Bayern der NRW-Liga sein.“
Peter Kunkel (Trainer, VfB Speldorf): „Ich glaube, dass es niemanden in der Liga gibt, der böse sein würde, wenn Rot-Weiss Essen wirklich in der NRW-Liga antreten sollte. Jedem Klub wird die Heimpartie gegen RWE wirtschaftlich sehr gut zu Gesicht stehen. Wie die kommende RWE-Mannschaft einzuschätzen sein wird, dass weiß, glaube ich, zu diesem Zeitpunkt niemand so wirklich. Die liegen momentan am Boden. Man darf auf die nächsten Tage und Wochen in Essen gespannt sein.“
Martin Stroetzel (Trainer, SV Schermbeck): „Für unsere Liga wird dieser Verein eine absolute Attraktion werden. Ich glaube auch, dass die Rot-Weissen einen ordentlichen Kader auf die Beine bekommen. Jedoch muss erst gespielt werden, denn man hat an den Sportfreunden Siegen gesehen, dass die NRW-Liga kein Selbstläufer ist. Persönlich finde ich es sehr schade, dass so ein Klub in der fünften Liga antreten muss. Denn RWE gehört für mich ohne Wenn und Aber in den Profibereich.“
Dirk Helmig (Trainer, ETB SW Essen): „Für mich als ehemaligen RWE-Spieler ist es natürlich sehr traurig, das alles mitzuerleben. Jedoch bin ich jetzt Coach des ETB und muss mich um meinen Verein kümmern. Essen wäre natürlich eine Riesenbereicherung für die ganze Liga und wir bei Schwarz-Weiss würden uns über zwei Pflichtspiel-Derbys gegen Rot-Weiss unheimlich freuen.“
Ralf Koeppe (Vize-Boss, SSVg. Velbert): „Erst einmal muss ich deutlich hervorheben, dass es mir für die Stadt Essen und die tollen Fans sehr leid tut. Dieser Verein hat so eine Situation nicht verdient. Ich vergleiche Düsseldorf gerne mit Essen. Bei der Fortuna hat man vor Jahren die richtigen Schlüsse gezogen, in Essen leider nicht. Durch Rot-Weiss Essen würde sich die Attraktivität der NRW-Liga deutlich steigern. Unsere Liga wäre mit RWE, Bonn, Herne, Fortuna Köln, ETB, SF Siegen und nur zwei Reserve Teams (Aachen II und MSV II) sicherlich interessanter als die Regionalliga-West mit ihren etlichen Zweitvertretungen. Ich hoffe für unseren Klub, dass - wenn Essen wirklich in der NRW-Liga spielen sollte - wir die Rot-Weissen an einem der ersten Spieltage im Stadion `Sonnenblume` begrüßen dürfen. Die Fans sind am Saisonbeginn besonders euphorisch und wir könnten uns auf eine ordentliche Kulisse einstellen.“
Heiko Scholz (Trainer, Germania Windeck): „Für Rot-Weiss Essen wäre die NRW-Liga eine Katastrophe, jedoch ist diese Klasse sicherlich besser als ein kompletter Neustart. Für uns ist so ein Rivale natürlich herrlich. Ich muss aber auch ehrlich sein und betonen, dass RWE nicht in diese Liga gehört. Rot-Weiss ist ein großer Klub, wie Dynamo Dresden oder Lok Leipzig mit richtig geilen Fans. Ich habe immer gerne an der Hafenstraße gespielt, dort hat immer eine Bombenstimmung geherrscht. Für meine Jungs wäre ein Duell gegen RWE in Essen ein absolutes Saison-Highlight. Jedoch hoffen wir bei der Germania immer noch ein wenig, dass wir vor Bielefeld II den Vorzug für die Regionalliga-West erhalten.“
Markus Reiter (Trainer, MSV Duisburg II): „Die Lage von Rot-Weiss Essen ist sehr traurig. Ich bin mit dem Klub verbunden. Im letzten Jahr war RWE noch mein Arbeitgeber. Zudem liegt mir der Klub auch schon deswegen am Herzen, weil ich gebürtiger Essener bin. Ich hätte dem Klub alles andere, als die momentane Lage gewünscht. Für den MSV II und die NRW-Liga wäre RW Essen natürlich ein ganz besonderes Kaliber. Die anderen Vereine würden sich sicherlich auch auf eine Extra-Einahme freuen. Wir beim MSV dagegen würden bei einem Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen wohl sogar einen Kostenmehrpunkt erzielen, da wir in die große MSV-Arena ausweichen müssten. Hier wären dann viele Sicherheitskräfte von Nöten. Trotz allem wäre es für die fünfte Klasse ein richtig geiler Gegner.“
Wolfgang Urbanczyk (Geschäftsführer, Spvvg. Erkenschwick): „Rot-Weiss Essen wäre für die Liga ein echter Glücksfall. Wir hoffen, dass sowohl die Essener, als auch wir die NRW-Liga-Lizenz bekommen und beide Traditionsvereine in der kommenden Saison aufeinandertreffen.“
Michael Lusch (Trainer, Westfalia Rhynern): "Es ist schade, dass RWE so abgestürzt ist. Ich hatte als Spieler eine schöne Zeit in Essen. Es würde für alle Gegner und natürlich auch für uns eine Riesensache sein, gegen RWE antreten zu dürfen. Wenn es so kommt, dass Rot-Weiss Essen in Rhynern spielen wird, dann wird das Stadion `Papenloh` sicherlich sehr gut gefüllt sein. Darauf freut man sich als Trainer und Spieler."