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Wie aus Mike Fuchs Musa Karabulut wurde

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Essen: Wie aus Mike Fuchs Musa Karabulut wurde
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Franck Ribéry, Robin van Persie oder Kaká - diese Weltklasse-Fußballer haben ihre Religion gewechselt und sind zum Islam konvertiert.

Zuletzt sorgte Ende Januar Danny Blum, Profi des Zweitligisten 1. FC Nürnberg, in einer Boulevardzeitung für Schlagzeilen, als er seine Konversion offenbarte. „Der Islam gibt mir Halt und Kraft. Beten beruhigt meine Seele“, erklärte der 24-Jährige. Zuvor führte Blum ein Leben in Saus und Braus.

Er machte jedes Wochenende Alarm, wie er dem Boulevard berichtete. Bis der Moment nach der Sinnfrage kam: „Ich habe eine Moschee besucht und mir ist sofort das Herz aufgegangen. Ich habe gespürt, das ist etwas für mich und wollte mehr darüber wissen.“ Blum verschlang Bücher und durchforstete das Internet. Alles, was mit dem Islam zu tun hatte, interessierte ihn plötzlich. Eine Konversion kommt nicht von den einen auf den anderen Tag. Es ist eine lange Reise, in der etliche Informationen aufgesaugt und reflektiert werden, bis die endgültige Entscheidung getroffen wird ­– eine Entscheidung für einen neuen Glauben, für ein ganz neues Leben. Die Blum letztendlich für sich persönlich traf.

„Ich war als Deutscher quasi der einzige Ausländer“

Eine ähnliche Geschichte kann Mike Fuchs erzählen. Fuchs ist in Essen ein bekannter Amateurfußballer, der unter anderem für die Turngemeinde Essen-West, die Sportfreunde Altenessen 18 oder TuS Helene in seinen ersten Jahren als Senior schon Landesliga-Luft schnupperte. Heute spielt der mittlerweile 27-jährige Fuchs in der Kreisliga B für St. Winfried Essen-Kray. Ein sportlicher Abstieg, der gewissermaßen auch mit seinem Glauben zu tun hat.

Ein Leben als Atheist in einer multi-kulturellen Umgebung

Der Lokführer wuchs in einer multikulturellen Umgebung in der Stadtmitte der Ruhrmetropole auf und lebte, wie er selbst berichtet, in einer Art Parallel-Gesellschaft. „Wir wohnten in einem Haus, in welchem nur ausländische, zu meist arabische Familien beheimatet waren. Ich war als Deutscher quasi der einzige Ausländer“, sagt Fuchs mit einem Lächeln. Er beschreibt diese Tatsache als positiv. Denn dadurch führte ihn sein Weg in ein neues Leben. Fuchs wurde auf Schritt und tritt von der arabischen Kultur und dem Islam begleitet. Auf der Hauptschule Beising gehörte er zu den wenigen deutschstämmigen Schülern. In der Freizeit tauchte er in die arabische Gesellschaft ein und war mittendrin statt nur dabei. In den Fußballvereinen gehörten die meisten Mitspieler dem Islam an und praktizierten auch ihre Religion. Ganz im Gegensatz zu Fuchs: „Ich war von Haus aus evangelisch. Doch eigentlich hatte ich mit Religion nicht viel am Hut. Die Konfirmation habe ich nur wegen der Geschenke durchgezogen. Ich hatte null Bezug zu Gott. Eigentlich lebte ich wie ein Atheist.“

Diese Fußball-Profis sind unter anderem auch zum Islam konvertiert: Patrick Ebert (ehemals Hertha BSC, heute Spartak Moskau), Franck Ribéry (FC Bayern München), Thierry Henry (ehem. Arsenal London), Robin van Persie (Manchester United)

Es kam der Tag, an dem sich Fuchs fragte: „Was willst du vom Leben? Welchen Weg willst du einschlagen?“ Viele Gespräche, allen voran mit seinem besten Kumpel Joan Bautista, einem gläubigen Christen aus der Dominikanischen Republik, aber auch seinen arabischen Freunden, öffneten Fuchs die Augen: „Es gab kein bestimmtes Erlebnis, nach dem ich mich für die Konversion entschieden hätte. Es kam einfach ein Zeitpunkt mit 19, 20 Jahren, an dem ich viele Fragen hatte und die Antworten fand ich mit der Zeit im Koran.“ Bis er diesen in den Händen hielt, verging einiges an Zeit. Bücher, Magazine, Internet, Flyer und viele Gespräche – Fuchs ging, wie auch Nürnbergs Blum auf eine lange informative Reise. „Das ging einige Monate, bis ich mich entschieden habe zu konvertieren. Das habe ich dann aus voller Überzeugung getan und vor Zeugen in einer Moschee mein Glaubensbekenntnis, eine Art Schwur, abgelegt“, erzählt Fuchs.

Das neue Leben: Fünf Gebete am Tag, Moschee-Besuche und Ramadan

Mittlerweile ist Fuchs seit rund sieben Jahren ein Moslem. Ein glücklicher Mensch, der eine Antwort auf die Sinnfrage gefunden hat, sagt der Essener Amateurkicker. Das Leben des Musa Karabulut – Fuchs wählte bei der Konversion den muslimischen Namen Musa und heiratete später eine gebürtige Türkin, deren Namen er annahm – drehte sich um 180 Grad. Beim Fußball verzichtet er auf das Feierabend-Bier mit den Mannschaftskollegen und wenn der Fastenmonat Ramadan ansteht, dann wird diese für einen gläubigen Moslem heilige Zeit ganz konsequent durchgezogen. Das Gleiche gilt für das wöchentliche Freitagsgebet oder das fünfmalige Beten am Tag. „Klar, früher habe ich auch gerne getrunken, aber die Zeit ist vorbei. Alkohol ist für einen Moslem tabu. Mein Glaube ist stärker, als der Durst auf Bier“, lächelt Mike Karabulut, wie es heute in seinem Personalausweis steht: „Musa nennen mich nur wenige. Ich bin der Mike für alle geblieben, das hat sich mit der Konversion nicht geändert.“

"Mein Glaube ist stärker, als der Durst auf Bier"

Laut Karabulut sind im Essener Amateurfußball rund ein Dutzend Kicker, von denen er persönlich weiß, zum Islam konvertiert. Und weil der Fußball, der Sport verbindet, gibt es mit den Mannschaftskollegen auch überhaupt keine Probleme: „Ich habe nie mitbekommen, dass mich jemand belächelt oder beleidigt hätte. Wir sind eine große Sportfamilie. Auf dem Platz zählt nicht die Religion, sondern die Leistung und wenn diese stimmt, dann feiern nach dem Spiel alle zusammen den Sieg – egal ob Christen, Juden oder Muslime. Das Gleiche gilt für Niederlagen: Dann wird gemeinsam getrauert.“

„... einfach in der Kategorie Mensch denken“

Etwas traurig und nachdenklich reagierten jedoch seine Eltern vor rund sieben Jahren, als Karabulut diesen von seinen Konversions-Plänen erzählte. „Meine Eltern hatten es irgendwie geahnt. Aber sie konfrontieren mich natürlich immer wieder mit meiner Religion, wenn es wieder einen Anschlag in der Welt gibt“, erklärt der mittlerweile in Essen-Kray lebende Mittelfeldspieler. Die Terroranschläge machen auch ihn traurig und wütend: „Das sind keine gläubigen Muslime. Der Islam ist eine Religion des Friedens, wie auch die anderen große Weltreligionen. Wenn sich aber Verrückte zu kleinen Organisationen zusammenschließen und im Namen einer Religion Menschen töten, dann ist das einfach nur krank und beschämend. Diese Leute sollten sich ein Vorbild am Sport in der Welt nehmen. Ob Profis oder Amateure, in der Welt wird friedlich gemeinsam in jeder Sportart gespielt. Das sollte auch das Ziel der Gesellschaft sein. Dann würden wir vielleicht auch nicht mehr in Schubladen denken und mit dem Finger auf Christen, Juden, Muslime und Co. zeigen, sondern einfach nur in der Kategorie Mensch denken.“

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