Den ersten Tabellenplatz musste man sich am Ende der Runde mit dem BSV Beeck 05 teilen. In einem Entscheidungsspiel zog die Nogai-Elf den kürzen, qualifizierte sich als nun Staffel-Zweiter aber immer hin noch für ein weiteres Ausscheidungsspiel. Gegner sollten die Sportfreunde Walsum werden. In einem intensiv geführten Match dominierten die Neumühler den Gegner, doch nach dem Halbzeitpfiff legte Coach Nogai sein Amt nieder. Der Grund. Eine Spuckattacke, ausgehend von einem seiner "Jungs", hatte Minuten zuvor nicht nur für einen Spielabbruch gesorgt, sondern auch die Aufstiegsträume des Linienchefs und der gesamten Mannschaft zerstört. Seit dem ist nun einige Zeit vergangen, doch noch immer ist die turbulente Saison für Nogai nicht vergessen. Im Interview mit RevierSport online lässt der in Meiderich lebende Familienvater die Ereignisse noch einmal Revue passieren. Die Spruchkammer des Fußballkreises 9 spielt hierbei eine nicht ganz unwichtige Rolle.
RevierSport online: Hallo Herr Nogai. Haben Sie sich von den aufregenden Ereignissen der vergangenen Tage wieder erholt?
Peter Nogai: "Ich bin immer noch ganz schön aufgewühlt. Das was ich in diesem Jahr in Hagenshof erlebt habe, das erleben andere in ihrem ganzen Leben nicht."
RevierSport online: Was meinen Sie genau?
Peter Nogai: "Ich müsste da etwas weiter ausholen. Darf ich..."
RevierSport online: ...Wir bitten darum.
Peter Nogai: "Als mich Frank Blom, der 1. Vorsitzende des FC Hagenshof, vor der nun abgelaufenen Saison anrief, um mir den Trainerposten anzubieten, wollte ich zunächst nicht zusagen. Nach Hagenshof, in diesen sozialen Brennpunkt, wollte ich nicht. Wie jeder habe ich meine Vorurteile gehabt und war erst einmal skeptisch. Letztendlich habe ich mich dann doch zu einem Gespräch mit Herr Blom entschlossen. Das Ergebnis war meine Zusage, zunächst für ein Jahr beim FC an der Linie zu stehen."
RevierSport online: Haben sich ihre Vorurteile bestättigt?
Peter Nogai: "Auch wenn es im Zuge der letzten Ereignisse paradox klingt, haben sie sich nicht bestätigt. Ich habe beim FCH und auch im Umfeld des Klubs viele nette Leute kennen gelernt . Unter dem Strich war es ein Jahr, in dem ich mich persönlich weiterentwickelt habe und in dem ich, gerade im menschlichen Bereich, sehr viel gelernt habe. Auf einige Ereignisse hätte ich natürlich gerne verzichtet."
RevierSport online: Die da wären..
Peter Nogai: "Die beiden Spielabbrüche gegen Hamborn 90 II und Walsum 09 waren absolute Negativ-Erlebnisse. Zudem gab es einige Spieler die mir das Leben nicht immer leicht gemacht haben. Normalerweise hast du in einer Mannschaft zwei bis drei Akteure die charakterlich etwas "schwierig" sind. In Hagenshof waren das sechs bis sieben "Jungs". "
RevierSport online: Wie hat die Klubführung auf solche Undiszipliniertheiten reagiert?
Peter Nogai: "Der Vorstand hat wirklich alles versucht, eine vernünftige Arbeitsatmosphäre zu kreieren. Zudem habe ich einigen Spielern immer wieder die Chance gegeben sich in angemessener Form in die Mannschaft zu integrieren. Leider haben unsere Bemühungen in der Endsumme keine Früchte getragen. Nach dem Spiel gegen 09 habe ich einfach keine Perspektive mehr gesehen. "
RevierSport online: Sie wollten ihren Vertrag also eigentlich sogar verlängern?
Peter Nogai: "Ja, so war es abgemacht. Allerdings habe ich selbst bei der Spielersuche für die neue Saison so meine Schwierigkeiten gehabt. Viele Akteure die ich für ein Engagement am Hagenshof gewinnen wollte, haben sofort abgelehnt. Im Grunde genommen ist das schade, denn man kann ja eigentlich nicht einen ganzen Verein wegen ein paar "Problemfällen" unter Generalverdacht stellen."
Reviersport online: Genau das werfen Sie in ihrem, auf RevierSport online veröffentlichten, Leserbrief der Spruchkammer vor. Bleiben Sie diesbezüglich bei ihrer Meinung?
Peter Nogai: "Natürlich bleibe ich bei meinen Aussagen. Die dort sitzenden Herren haben sich in der jüngeren Vergangenheit nicht mit Ruhm bekleckert. In einigen Fällen wurde mit zweierlei Maß gemessen. Bei RWS Lohberg gab es in der letzten Saison auch einige Spielabbrüche. Die längste Sperre die gegen einen Spieler dieses Klubs ausgesprochen wurde betrug 15 Monate. Für ein ähnliches Vergehen bekam einer unserer Akteure eine Pause von zwei Jahren und sechs Monaten aufgebrummt."
RevierSport online: Also geben Sie der Spruchkammer eine Teilschuld an den teilweise schlechten Verhältnissen in den unteren Spielklassen im Kreis 9?
Peter Nogai: "Nein, das würde ich so nicht sagen. Letztendlich sind es die Spieler die ihrer Verantwortung gerecht werden müssen. Ginge es nach mir, dann würde diese Art von unsportlichem Verhalten mit einer lebenslangen Sperre bestraft. Schlägerein, Spucken und auch eine bestimmte Art sich verbal auseinander zu setzen gehören einfach nicht auf den Sportplatz. Dennoch sollte die Spruchkammer als das Gremium, dass für die Bestrafung derer, die sich an gewisse Regeln des sozialen Zusammenlebens nicht halten können oder wollen, jeden gleich behandeln und zu einem gerechteren Bestrafungsmuster finden."
RevierSport online: Wie sieht Ihre Zukunft aus? Wird es vielleicht doch noch ein Comeback an Ihrer alten Wirkungsstätte geben?
Peter Nogai: "Das wird es definitiv nicht geben. Der Vorstand hat meine Entscheidung voll akzeptiert und verstanden. Damit ist dieses Kapital meines Lebens beendet. Meine Frau und mein Sohn sehen mich jetzt also wieder öfter zu Hause. Ich denke, die beiden wird`s freuen."