SG Ickern/Genclik

Trainer erhebt nach Rücktritt Vorwürfe

Die Spielgemeinschaft eines deutschen und eines Vereins mit türkischen Wurzeln hat aber keinen leichten Stand. Aktuell müssen die Castroper den Rücktritt ihres Trainers Yasin Erdogrul verkraften, der am Sonntag bei dem A-Ligisten seinen Hut nahm. Unmittelbarer Auslöser war die peinliche 1:4-Niederlage beim Schlusslicht TSK Herne, das bis dato noch keinen einzigen Punkt geholt hatte. Außerdem habe ihm die Einstellung mancher Spieler nicht immer gefallen, berichtet Erdogrul, und schließlich sei er auch beruflich mittlerweile stärker eingespannt.

Was ihn aber am meisten in seiner Amtszeit ärgerte, ist etwas anderes: "Selbst als Spielgemeinschaft von deutschen und türkischen Spielern wird man von den Schiedsrichtern immer noch benachteiligt", beschwert sich der scheidende Coach. "Damit hatte ich sehr zu kämpfen."

Böttger bestätigt Yasins Eindrücke

Vorwürfe, die Marc Böttger nicht nur nachvollziehen kann, sondern auch bestätigt. "Das sehe ich ganz genauso wie Yasin", erklärt der Sportliche Leiter. "Ich war teilweise erschrocken, wie viele Schiedsrichter in den Spielen gegen uns eine besonders harte und konsequente Linie an den Tag gelegt haben. Man hatte den Eindruck, nur weil da auch 'Yeni Genclik' im Vereinsnamen auftaucht, meinen manche Schiedsrichter, sie müssten nun aber besonders hart durchgreifen, damit nichts eskaliert. Dabei gab es dafür überhaupt keine Veranlassung. Und so ensteht der Frust bei den Spielern doch erst! Auch wie mit den Spielern und unserem Trainer bisweilen kommuniziert wurde, das war schon befremdlich. Ich habe gedacht, dass wir das im Jahre 2013 überwunden hätten."

Das Projekt Spielgemeinschaft steht nicht zur Debatte!

Das Projekt mit durchaus völkerverständigendem Charakter steht aber mitnichten auf der Kippe. "Nein, überhaupt nicht", stellt Böttger klar. "Der Schritt mit Yeni Genclik zusammenzugehen, war absolut richtig. Zwar haben uns am Anfang noch einige Spieler kurzfristig verlassen, aber wir aus Ickern stehen voll hinter diesem Weg und werden ihn weiter verfolgen." Deshalb freut sich der Offizielle auch, dass Erdogrul als Vorstandsmitglied, Ansprechpartner und Bindeglied weiterhin zur Verfügung steht.

Wie es ansonsten bei der Spielgemeinschaft weitergeht, müssen die nächsten Tage zeigen. "Gestern war bei uns Jahreshauptversammlung, deshalb hatte ich noch nicht viel Zeit. Aber ich werde jetzt noch einige Gespräche führen", erklärte Böttger am Montag. Eine Trotzreaktion der Mannschaft im nächsten Spiel wäre aus seiner Sicht übrigens ein guter (Neu-)Anfang, um sich wieder auf das Sportliche konzentrieren zu können.