Als Kevin Großkreutz noch für Rot-Weiss Ahlen spielte, fuhr er regelmäßig als Fan zu den Heimspielen von Borussia Dortmund. Jetzt spielt er für den BVB und ist sonntags trotzdem als Fan unterwegs – beim VfL Kemminghausen in der Kreisliga A.
Im Sommer stieg die Familie Großkreutz beim Dortmunder Stadtteilklub ein. Kevins Vater Martin als Vorsitzender der Fußballer, Cousin Marcel als Spielertrainer und Kevin selbst als – ja, was denn eigentlich?! Geldgeber ist er nicht, das betonen sie beim VfL alle gleichermaßen. „Der Verein soll hier dauerhaft auf eigenen Füßen stehen, da würde es nichts bringen, wenn wir an Kevins Geld hängen würden“, sagt Martin Großkreutz. Viel mehr sei es der bekannte Name seines Sohnes, mit dem er seinem „Heimatverein“ hilft.
Die Mannschaft wurde unter anderem mit Freunden von Großkreutz verstärkt und hält trotz zahlreicher Verletzter den Anschluss an die Tabellenspitze. Zudem konnte der Verein im Gegensatz zum letzten Jahr wieder eine A- und eine B-Jugendmannschaft stellen. „Unsere Trainer Marcel Großkreutz und Giovanni Schiattarella legen großen Wert auf die Jugendarbeit. Das dürfte einige überzeugt haben, hierher zu kommen“, glaubt Martin Großkreutz. Auch die Aussicht, schon in naher Zukunft nicht mehr auf Asche, sondern auf Kunstrasen spielen zu können, wird ihren Anteil am Zulauf der Jugendlichen haben. Der Vorsitzende blickt voraus: „Am 11. Dezember wird uns der Platz auf einer Ratssitzung überschrieben. Dann kann es losgehen.“ Sollte das Wetter mitspielen, kann Kemminghausen vielleicht schon in der Rückrunde auf künstlichem Grün auflaufen. Ansonsten kommt es im Sommer zum Wechsel des Belags.
Kevin brüllt den VfL zum Ausgleich
Die Zuschauer kommen schon jetzt regelmäßig in Scharen zu den Partien, beim Spitzenspiel gegen den Spitzenreiter Phönix Eving waren am Sonntag 400 zahlende Gäste vor Ort. Mit Frauen und Kindern dürften es 500 Zuschauer geworden sein, die das 1:1 live miterlebten. Unter den Besuchern der Partie war auch Kevin Großkreutz selbst. „Er kommt eigentlich immer zu den Spielen vorbei, wenn er Zeit hat“, erzählt sein Vater.
Und am Sonntag zeigte sich auch, was seine Hauptfunktion in Kemminghausen sein könnte: Fan. Mit dem grün-weißen VfL-Schal um dem Hals verfolgte er die Partie, begrüßte Freunde, Verwandte und Bekannte per Handschlag oder auch gleich mit einer Umarmung. Und als es darauf ankam, der VfL mit 0:1 zurücklag und in doppelter Unterzahl noch auf den Ausgleich drängte, stellte sich der Rechtsverteidiger des BVB zu den größten Fans des VfL, die sich sogar eigene Shirts mit dem Logo des Vereins auf der Brust und dem Spruch „Keiner mag uns, scheiß...egal“ auf dem Rücken besorgt hatten, und stimmte ein in die Gesänge: „V-V-VfL!“
Im strömenden Regen passierte es dann tatsächlich noch: Marian Laske fasste sich fünf Minuten vor dem Ende ein Herz, zog einfach mal aus der Distanz ab und der Ball ging rein. Riesenjubel bei allen Anwesenden und ganz besonders bei denen, die den Nachnamen Großkreutz tragen. Dem BVB-Spieler liegt viel an diesem Verein, bei dem er selbst und auch sein Vater vor ihm in der Jugend spielte. Und er glaubt daran, dass es weiter bergauf gehen wird. Der Verein brauche sein Geld nicht. Großkreutz glaubt, dass es die hier gelebten Werte sind, die den Unterschied ausmachen. „Die Kameradschaft ist da. Hier spielen Freunde zusammen, die sich gut verstehen“, sagt der Profi. Deshalb kommt er gerne vorbei. Wie damals, als er noch von Ahlen zum BVB fuhr.