Es ist eine beachtliche Bilanz, die Felix Wienand im Niederrheinpokal vorweisen kann. Zwölfmal spielte der Torhüter von Rot-Weiss Essen in diesem Wettbewerb, zwölfmal ging RWE als Sieger vom Platz. So auch am Samstagnachmittag beim 2:1-Sieg (0:1) im Halbfinale gegen Rot-Weiß Oberhausen.
Dass seine Kollegen beim klassentieferen Rivalen eine insgesamt eher enttäuschende Leistung zeigten, störte Wienand nicht weiter. "Wenn wir die Spiele am Ende gewinnen, habe ich damit kein Problem. Natürlich wäre es schön, es von Anfang an besser zu machen. Aber es ist der Pokal, für uns zählt der Einzug ins Finale."
Im Endspiel am 24. Mai wartet der MSV Duisburg und damit ein weiteres Derby. Ob Wienand dann wieder zwischen den Pfosten steht, ist allerdings noch offen. Der 22-Jährige ist ja die Nummer zwei hinter Stammkeeper Jakob Golz. "Wenn der Trainer mir das Vertrauen schenkt, dann spiele ich sehr gerne", meinte Wienand im Hinblick auf das MSV-Duell.
Im Pokal erhält Wienand zwar regelmäßig die Chance, Spielpraxis zu sammeln. Doch in seinen ersten beiden Saisons als Essener war das nicht bis zum Ende der Fall: 2022/23 musste Wienand ab dem Viertelfinale für Golz weichen, in der vergangenen Spielzeit musste er im Finale auf die Bank.
Ob sich das unter Trainer Uwe Koschinat ändert, wird sich zeigen. Argumente hat Wienand nach eigener Ansicht jedenfalls gesammelt. "Ich habe mir die mentale Stärke erarbeitet, Woche für Woche auf der Bank zu sitzen und dann trotzdem da zu sein, wenn ich gebraucht werde", sagte der gebürtige Bocholter über seine Rolle. "Der Erfolg gibt mir recht. Ich habe mir das Selbstbewusstsein im Training erarbeitet. Bei meinen Einsätzen möchte ich das in mich gesetzte Vertrauen zurückgeben."
Gegen Oberhausen zeigte Wienand einen soliden Auftritt ohne Wackler. Gelegenheiten, sich auszuzeichnen, erhielt er kaum. Und beim Gegentor, dem 0:1 durch Moritz Stoppelkamp, war der Schlussmann machtlos. Erst spät habe er den Ball gesehen, erklärte er, mit besseren Absprachen sei der Treffer zu verhindern gewesen.
Doch Lucas Brumme und Kaito Mizuta bewahrten RWE mit einem Doppelschlag in der zweiten Halbzeit vor dem Pokalaus. "Dieses brisante Spiel vor dieser großen Kulisse gewonnen zu haben, gibt uns in der Liga den Aufwind, den wir in den nächsten Wochen brauchen", sagte Wienand.
Sollte Golz sich nicht verletzten, wird das frühere Schalke-Talent die verbleibenden neun Drittliga-Spieltage auf der Bank verfolgen. Obwohl der Youngster als klare Nummer zwei gilt und Golz seinen Vertrag neulich verlängerte, unterzeichnete auch Wienand Anfang des Monats ein neues Arbeitspapier.
"Ich habe erwähnt, dass ich mich hier sehr wohlfühle und den Weg, den der Verein mir aufgezeigt hat, mitgehen möchte", sagte er zu seiner Zukunftsperspektive. Es sei für ihn sehr wichtig, in den kommenden Jahren zu spielen. Doch dafür müsste er Golz verdrängen. Oder die Nummer eins zieht ihre Ausstiegsklausel und verlässt den Klub.
Womöglich gibt bereits die Sommerpause Aufschluss über Wienands Rolle in der Zukunft. Für den Moment kann sich der junge Torhüter aufs Pokalfinale freuen - und hoffen, dass er dann erneut auf dem Platz steht.