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DFB: WM-Vorbereitung
Ein Berg ungelöster Probleme

DFB: Löw mit vielen Sorgen im Gepäck

Keine Nummer eins, kein Kapitän, kein Ballack-Ersatz: Die erste Woche der WM-Vorbereitung des DFB-Teams auf Sizilien stand unter keinem guten Stern.

Bundestrainer Joachim Löw steht vor dem Umzug des Vize-Europameisters am Freitag von der Mittelmeerinsel nach Südtirol vor einem Berg ungelöster Probleme. Entweder man gehe bei der WM, die in 21 Tagen in Südafrika startet, unter wie die Titanic oder man schaffe ein Wunder, soll der 50-Jährige nach dem WM-Aus seines Kapitäns Michael Ballack seinen engsten Mitarbeitern die beiden Varianten für das Turnier am Kap der guten Hoffnung genannt haben. "Ohne Ballack wird er schwieriger, aber wir müssen noch enger zusammenrücken und werden unser ausgegebenes Ziel nicht verändern, wir haben genug andere Spieler, die Verantwortung übernehmen können", sagte der 50-Jährige vor der Abreise nach Eppan an der idyllischen Südtiroler Weinstraße trotzig, nachdem er die nächste Hiobsbotschaft einigermaßen verarbeitet hatte. Der Selbstmord von Torwart Robert Enke im vergangenen November war mit Abstand das schlimmste Ereignis, dass die DFB-Auswahl verarbeiten musste. Sportlich häuften sich seitdem die Rückschläge.


Die eigentlich für die WM gesetzten Mittelfeldspieler Simon Rolfes (verletzt) und Thomas Hitzlsperger (formschwach) mussten ersetzt werden, dann fiel auch noch der als Nummer eins vorgesehene Rene Adler aus, sodass die Torwart-Diskussion erneut entfacht wurde. Und durch den Ausfall von Ballack wurden die Planungen des Bundestrainers vollends über den Haufen geworden. Löw muss in Südtirol, wo 1990 Franz Beckenbauer als Teamchef mit der deutschen Mannschaft den Grundstein für den dritten WM-Titel in Italien legte, einen neuen Kapitän bestimmen und die Mittelfeldzentrale neu besetzen. "Wir werden das zeitnah machen, wenn am Montag die Bayern-Spieler zu uns stoßen", kündigte Teammanager Oliver Bierhoff zumindest eine schnelle Entscheidung in der Kapitänsfrage an. Philipp Lahm, der neue Leader Bastian Schweinsteiger und auch Bayerns Edelreservist Miroslav Klose kommen als WM-Spielführer infrage. "Klose hat nach dem Ausfall von Ballack die meisten Länderspiele, er sitzt im Mannschaftsrat und steht in der Hierarchie ganz oben", sagte der Bundestrainer der Bild und heizte damit die Spekulationen an.

Löw lässt sich weiter Zeit mit der Torhüterfrage (Foto: firo).

Zunächst wird Löw aber am Samstagabend gebannt das Champions-League-Finale zwischen dem deutschen Doublegewinner Bayern München mit seinem sieben WM-Kandidaten und Inter Mailand verfolgen und beten, dass sich kein weiterer Leistungsträger verletzt. "Ich hoffe, dass alle gesund bleiben, damit wir uns in den kommenden 14 Tage ohne weitere Probleme auf die WM vorbereiten können", sagte der 50-Jährige, dem die Zeit davonrennt. In der T-Frage berät er sich seit Tagen mit Bundestorwartrainer Andreas Köpke und seinem Assistenten Hansi Flick. Zwar gilt der Schalker Manuel Neuer als Favorit auf das Trikot mit der Nummer eins, aber auch der Bremer Tim Wiese und Torwart-Oldie Jörg Butt von den Bayern rechnen sich Chancen aus. Aber nicht nur zwischen den Pfosten gibt es einen großen Konkurrenzkampf. Nachdem feststeht, dass Schweinsteiger für Ballack im Mittelfeld die Regie übernimmt, muss sich Löw noch auf den zweiten Sechser festlegen. Die besten Chancen hat dabei Sami Khedira. "Ich will meine Chance nutzen und beweisen, dass sich der Bundestrainer auf mich verlassen kann", sagte der Stuttgarter, dessen Vereinskollege Christian Träsch sich ebenfalls noch Hoffnungen auf diese Rolle macht. Beim letzten Casting in Südtirol, wo am Ende vor dem FIFA-Meldeschluss am 1. Juni noch drei der insgesamt 26 Profis durchs Raster fallen, dürfen sich nur Lahm, Schweinsteiger und Klose sowie Abwehrchef Per Mertesacker ihrer Sache sicher sein. "Sie sind das Gerüst der Mannschaft", betonte Löw, dessen WM-Puzzle in den beiden Länderspielen in Budapest gegen Ungarn (29. Mai) und gegen Bosnien-Herzegowina in Frankfurt/Main (3. Juni) Formen annehmen muss.

In der Abwehr-Viererkette sind neben Lahm und Mertesacker zwei Positionen vakant, um die Serdar Tasci, Heiko Westermann, Arne Friedrich, Dennis Aogo, Holger Badstuber und der lange verletzte Marcell Jansen, der auf Sizilien enorme Fortschritte erzielte, streiten. Im Mittelfeld sind Mesut Özil und Lukas Podolski fest eingeplant, der junge Toni Kroos hat durchaus Außenseiterchancen. Zittern um die WM-Teilnahme muss Piotr Trochowski. Und im Angriff ist Klose aufgrund seiner 48 Tore in 94 Länderspielen trotz seiner miesen Saison bei den Bayern im Vorteil gegenüber seinen Kollegen Mario Gomez, Cacau, Stefan Kießling und Thomas Müller, der auch eine Alternative für das Mittelfeld sein könnte. Dies hängt auch vom System ab, das der dreimalige Weltmeister in Südafrika spielen wird. "Wir sind flexibel und haben oft genug bewiesen, dass wir variabel agieren können", sagte Löw, der eine Variante mit einem zentralen Stürmer und drei offensiven Mittelfeldspielern neben der Doppel-Sechs bevorzugt.

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