Und das ausgerechnet im prestigeträchtigen Derby gegen den bis dato bedenklich kriselnden SSV Hagen. Dank eines Treffers von Enes Demir in der 29. Spielminute besiegte der Aufsteiger den Ligaprimus vor heimischer Kulisse und sorgte damit für die vielleicht größte Überraschung der bisherigen Saison.
"Totgesagte leben länger!"
Die Euphorie war hinterher groß am Höing – vor allem bei Ömür Turhan. "Totgesagte leben länger!", schrieb der SSV-Interimstrainer auf der Facebookseite der Hagener. "Ganz stark" habe seine Mannschaft am Sonntagnachmittag gespielt, und gezeigt, dass man "definitiv nichts im Keller zu suchen" habe. "Solange wir mit 11 Adlerträgern auf dem Platz stehen, sind unsere Chancen, egal gegen wen, mindestens 50:50", so Turhan weiter. In der Tat setzten die arg ersatzgeschwächten Hausherren im Duell mit dem Stadtrivalen ihren Aufwärtstrend der vergangenen Wochen fort – mit dem Unterschied, dass diesmal auch das Ergebnis alle zufriedenstellte.
Die Handschrift Ömür Turhans, der den SSV in der letzten Saison nach Jahren der Abstinenz als Trainer wieder in den überkreislichen Fußball führte und der bis zur Trennung von Vorgänger Peter Loche nach dem 9. Spieltag als 1. Vorsitzender des Vereins fungierte, war auch in der sechsten Partie unter seiner Ägide klar zu erkennen. Durch den lang ersehnten dritten Saisonsieg kann der gegen die Elfer vor allem durch sein Konterspiel überzeugende SSV nun hoffnungsvoll in die Winterpause gehen. Denn durch den Heimsieg gegen den Stadtrivalen verließ man endlich die Abstiegsränge, als Zwölfter der Tabelle geht es Ende Februar in die Rückrunde.
Knoche "enttäuscht"
Turhans Gegenüber Benjamin Knoche zeigte sich indes "enttäuscht" ob der Niederlage – nicht jedoch von der Leistung seiner Elf. "Der Ball wollte einfacht nicht ins Tor", führte der Coach der Elfer die mangelhafte Chancenverwertung seiner Mannschaft als Grund für die Premieren-Niederlage in dieser Saison an – unter anderem verschoss man einen Elfmeter. Trotz der Pleite gehen die Elfer mit einem souveränen Elf-Punkte-Vorsprung ins Jahr 2016.
SSV-Coach Turhan sieht sich unterdessen gegenüber RevierSport zu einer kleinen Richtigstellung gezwungen. Im Vorfeld des Derbys hatte er sich kritisch zum Fitnesszustand seiner Elf geäußert und hatte diesen scheinbar in direkten Zusammenhang mit der Arbeit von Vorgänger Peter Loche gebracht. Dieser hatte den SSV vor der Saison kurzfristig und damit unter erschwerten Bedingungen übernommen. "Diese Aussagen wurden aus dem Zusammenhang gerissen, so habe ich das überhaupt nicht gemeint", erklärt Turhan nun. Er betont außerdem, dass die Trennung in beiderseitigem Einvernehmen und in freundschaftlichem Rahmen erfolgt sei. "Es hat im Endeffekt leider einfach nicht funktioniert für beide Seiten." Sowohl Turhan als auch Loche, der sich mittlerweile im integrativen Fußballprojekt Hagen United e.V. für Flüchtlinge einsetzt, legen Wert auf die Feststellung, dass man weiterhin in "gutem und loyalen Kontakt" zueinander stehe.